Blutiger Freitag
Wichtigste wurde gesagt und nie der volle Name einer Person genannt. Auch kein Name, der zu viel verriet – so wie Dixon.
„Gut. Und wie geht es unserem Freund Hank?“
„Er hält sich zurück. Scheint zur Vernunft gekommen zu sein.“
„Schön zu hören. Wie sieht es aus, alles für den Hausputz morgen bereit?“
„Ich kann es kaum abwarten“, erklärte sie lachend.
Nette zusätzliche Geste, dachte Asante.
„Wir sind noch bei den letzten Vorbereitungen.“
„Ruf mich an, wenn etwas dazwischenkommt. Ich melde mich später noch mal.“
Er fand die Rolltreppe, die zur Gepäckausgabe führte, und ging mit noch einem Dutzend weiteren Passagieren darauf zu.
Unbedeutende Störungen, sagte er sich und lächelte vor sich hin. Das war das Gute an diesen kleinen Störungen – man konnte sie wieder ausbügeln, einen neuen Ablauf planen oder ihn lediglich etwas verschieben.
Während alle anderen zum Gepäcklaufband gingen, schlug Asante oben an der Rolltreppe die entgegengesetzte Richtung ein. Schließlich betrat er einen kleinen abseits gelegenen Raum. An jeder Wand befand sich eine Reihe von Schließfächern. Er suchte die Nummer 83 und bediente wohl geübt die Zahlenkombination des Schlosses. Eine Drehung nach links, zwei nach rechts, und es öffnete sich.
Im Schließfach, an die Innenseite der Tür geklebt, befand sich ein versiegelter Umschlag. Er enthielt mehr Bargeld, als er jemals benötigen würde. Übereinander gestapelt standen in dem Metallschrank zwei identische Rollkoffer: aus schwarzem Leinen mit gut verstärkten Kanten. Asante löste den Umschlag von der Innentür und steckte ihn in die Seitentasche des obersten Koffers. Dann legte er seinen Mantel in das Fach und verschloss es wieder.
Jetzt musste er nur noch eine Fahrgelegenheit finden.
Er ging zum Ausgang. Die warme Luft schlug ihm ins Gesicht. Was für einen Unterschied ein paar Stunden und Tausende von Kilometern machten. Auch wenn er nun von einem Extrem ins andere gekommen war und ihm bereits der Schweiß ausbrach – er genoss diese Wärme.
Er sah sich nach einem Bus um. Er würde irgendeinen nehmen, der auf den Dauerparkplatz fuhr. Zu dieser nächtlichen Stunde, da war er sich sicher, konnte er sich ein Fahrzeug nach seinem Geschmack aussuchen.
58. KAPITEL
St. Mary’s Hospital
Minneapolis, Minnesota
Maggie trug immer noch den OP-Kittel, als sie in Ceimos Geländewagen stieg. Er hatte auf dem Parkplatz der Notaufnahme gewartet, direkt vor dem Eingang. Angenehmerweise hatte er die Heizung im Auto angeschaltet. Maggie beugte sich vor und stellte zusätzlich ihre Sitzheizung an. Doch die Eiseskälte, die sie seit dem Treffen mit Henry Lee erfüllte, ließ trotzdem nicht nach.
Noch bevor sie sich bequem hinsetzen konnte, berichtete Ceimo: „Kunze und Wurth haben angerufen. Ich musste ihnen sagen, dass wir eine Spur verfolgen. Aber mehr habe ich nicht verraten.“
Maggie nickte dankbar.
Als sie David Ceimo um Hilfe gebeten hatte, hatte sie ihm gestehen müssen, niemand anders über die Aktion informiert zu haben. Das wollte sie erst nach dem Gespräch mit Henry Lee tun. Sie wusste, Kunze hätte ihr nie gestattet, zu dem Treffen zu gehen. Und genau das wollte sie vermeiden.
Ja, es kam immer wieder vor, dass sie die Vorschriften umging. Allerdings nie, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Zumindest hatte sie in dieser Beziehung ihre Lektion gelernt. Okay, ihre Art von „Vorsichtsmaßnahme“ entsprach nicht unbedingt den Vorstellungen ihrer Vorgesetzten. Es hatte auch mal diesen oder jenen Fall gegeben, wo selbst Cunningham nicht sehr erfreut über ihre Aktionen gewesen war. Doch wenn jemand in Lebensgefahr war und die Zeit knapp, erschien es ihr nicht sinnvoll, stur auf irgendwelchen Regeln zu beharren. Kunze würde diese Meinung nicht teilen. Deshalb hatte Maggie ihr Handy im Krankenhaus ausgeschaltet und es nur so lange angestellt, bis Henry Lee ihr die Liste heruntergeladen hatte.
„Also“, sagte Ceimo. „Haben Sie denn nun etwas rausgefunden?“
„Sonntag. Für Sonntag ist ein weiterer Anschlag geplant.“
„Wie Sonntag? Morgen?“
Sie blickte auf die grün leuchtenden Anzeigen am Armaturenbrett des Wagens und suchte nach der Uhr. Sie hatte vollkommen die Zeit vergessen. Natürlich, Ceimo hatte recht. Eigentlich war es sogar schon Samstagmorgen. Ihnen blieben gerade mal vierundzwanzig Stunden.
„Ja, der Sonntag nach Thanksgiving, der Tag, an dem auf den Flughäfen ein Riesenandrang herrscht.“
„Verfluchter
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