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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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mehr.«
    »Was zu beweisen wäre«, warf Balzer dazwischen. »Wisst Ihr, Herr Wirt – ein Lanzknecht dient dem Herrn, der am besten zahlt. So hab ich es immer gehalten.«
    »Ach so.« Der Wirt machte einen knappen Bückling. »Dann nichts für ungut, Mann. Seid Ihr aus dem Schweizerland?«
    Balzer legte den Kopf schief. »Wie’s gefällt.«
    Seine Antwort war dem Wirt rätselhaft. Aber Anna Elisabeth hatte verstanden. Sie musste lächeln, trotz ihrer immer mehr anwachsenden Angst. »Magst du nicht verraten, wo deine Heimat ist, Balthasar?«, fragte sie ihn lauter, als es notwendig gewesen wäre.
    Balzer grinste. »Wie kann ich verraten, was ich selber nicht weiß«, parierte er. »Man hat mir nie gesagt, wo meine Mutter mich geboren hat.«
    Die Männer, die stumm zugehört hatten, mischten sich ein. »Es geht das Gerücht, dass viele aus dem Bauernlager zu den Knechten des Schwäbischen Bundes übergelaufen sind«, sagte der eine, ein alter Graubart in ärmlicher Kleidung. »Seit der großen Niederlage vor Böblingen werden es immer mehr, die sich vom Truchsess anwerben lassen.«
    »Wundert’s dich, Melchior?«, fragte sein Banknachbar, ein ebenso alter Kerl mit wettergegerbtem Gesicht und einer mächtigen Adlernase. »Beim Truchsess gibt’s mehr zu gewinnen als nur die Zulassung der Zwölf Artikel.«
    »Und was sollte das wohl sein?« Der Dritte auf der Bank reckte sich kämpferisch auf. »Ich würde auch heute noch meine Knochen hinhalten für die Sache – könnte ich sie so rühren wie früher!«
    Er war ein steinalter Mann mit trüben Augen und tausend Falten in dem eingefallenen Gesicht. Die anderen warfen ihm einen missbilligenden Blick zu. »Du hast dein Leben lang gebuckelt, Kunz«, sagte der mit der Adlernase. »Sonst wärst du beim Bundschuh gewesen wie dein Bruder.«
    »Ja, mein Bruder, mein Bruder...« Der Alte ließ die Schultern wieder hängen. »Aber was hätte ich denn tun sollen damals? Ich konnte doch Mutter und Geschwister in der Not nicht allein lassen ...«
    Draußen auf der Gasse näherten sich Hufschläge. Anna Elisabethsah durchs Fenster, wie ein Reiter vom Pferd glitt und dabei beinahe stürzte. Dann wurde die Tür aufgestoßen. Ein blut- und dreckbesudelter Mann – Albrecht – taumelte in die Gaststube. Er kam geradewegs auf Anna Elisabeth zu. Als er den Tisch erreicht hatte, lehnte er sich erschöpft gegen die Wand. »Unser Angriff ist abgeschlagen«, keuchte er, »wir mussten uns zurückziehen ... und ...«
    Die Beine gaben unter ihm nach, er rutschte langsam zu Boden. Eine Blutspur blieb an der Wand zurück. Anna Elisabeth sprang auf und ließ sich neben ihm auf die Knie nieder. »Albrecht«, stieß sie hervor, »du bist ja verwundet ... !«
    Sein Blick ruhte zärtlich auf ihr. »Nicht sehr ...«, sagte er atemlos, »es ist ... nur ein Hieb, der schlecht getroffen hat. Ein bisschen Ruhe ... und es wird mir ... wieder gut gehen.«
    Anna Elisabeth drehte sich zum Wirt um. »Rasch«, befahl sie, »ruft einen Wundarzt. Mein Gemahl braucht Hilfe!« Dann sprach sie Balzer an. »Sitz nicht einfach da – hilf mir, ihn hinauf in die Kammer zu bringen!«
    Balzer folgte gehorsam. Doch er musste sich nicht bemühen, denn Albrecht war schon wieder aufgestanden. Schwankend stieg er, gestützt von Anna Elisabeth, die steile Treppe hinauf. Oben ließ er sich erschöpft auf das Bett sinken und schloss die Augen.
    Der Wundarzt, ein Bader aus der Nachbarschaft, war Augenblicke später zur Stelle. Er betrachtete die Wunde und bestätigte dann, was Albrecht gesagt hatte: »Ein Schnitt durch den großen Schenkelmuskel – nicht gefährlich. Ihr habt wahrscheinlich nur viel Blut verloren. Ich hefte die Wunde zusammen und lege Euch einen festen Verband an. In ein paar Wochen seid Ihr wieder wohlauf, Herr.«
    »Werde ich reiten können?«, wollte Albrecht wissen.
    »Ich würde Euch vorerst nicht dazu raten«, sagte der Bader, »aber –«»Was – aber?« In Albrechts Stimme schwang beinahe schon wieder die alte Energie mit.
    »Nun – es wird einige Zeit dauern, bis die Wunde verheilt ist. Sollte sie vorher wieder aufbrechen, weiß ich nicht, was geschieht...«
    »Es wird schon gut gehen.« Albrecht nickte. »Macht Euch an die Arbeit.«
    Der Bader brummte ein paar unverständliche Worte in den Bart. Dann begann er sein Werk. Anna Elisabeth sah ihm zu und versuchte, ihren ausgestandenen Schrecken zu vergessen. Als der Bader bezahlt war und wieder ging, schickte sie Balzer, der still in der Ecke gestanden

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