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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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was wir jetzt hören, sind Vierzehnpfünder, und der Helle Haufen besitzt nur leichte Feldschlangen. Sie werden sich etwas einfallen lassen müssen, die Geyer’schen.«
    »Die Geyer’schen?«, flüsterte Anna Elisabeth tonlos. »Warum die? Sind nicht die vom Hellen Haufen weit zahlreicher?«
    »Aber die Schwarze Schar ist die einzige wirkliche Truppe«, erklärte Balzer nüchtern. »Die besteht aus Kriegern und wird geführt von Männern, die etwas von der Kriegführung verstehen. Bei den Bauern dagegen gibt es nur ein paar großmäulige Schreihälse, die sich in ihrer Überheblichkeit Gewaltige nennen und dennoch keine Ahnung haben, wie man Söldner führt. Ihre Bauern rennen wie die Hasen, wenn’s an Leib und Leben geht.«
    »Du redest, als wüsstest du Bescheid«, mumelte Anna Elisabeth.
    »Ich weiß Bescheid«, bestätigte Balzer knapp.
    Sie hatten beinahe die Mauern erreicht. »Könnten wir nicht hinaufsteigen und versuchen, einen Blick auf den Frauenberg zu erhaschen?«, wagte Anna Elisabeth zu fragen. »Mein Gemahl ...«
    »Ist er dabei?«, fragte Balzer. In seinen Augen funkelte es hoffnungsvoll.
    Anna Elisabeth nickte. »Von der Höhe der Mauer könnten wir vielleicht sehen, wie sich die Schlacht wendet«, murmeltesie. »Du könntest die Wachen bitten, uns hinaufzulassen, und dann –«
    »Das hätte wenig Sinn«, schlug Balzer ihr die Bitte ab. »Niemand, der nicht zur Mannschaft gehört, darf da hinauf. Das kannst du dir doch denken, Mädchen.«
    »Ach, Balzer – was soll ich nur tun?«, sagte Anna Elisabeth mit einem Beben in der Stimme. »Ich ertrage die Ungewissheit nicht!«
    »Das Beste wird sein, du kehrst in deine Unterkunft zurück«, riet er. »Warte, bis die Sonne sinkt. Dann müssen die Kämpfe abgebrochen werden, wenn sie bis dahin nicht ohnehin beendet sind.«
    Seine Worte klangen gelassen, aber es war eine Note darin, die Anna Elisabeth von neuem betroffen machte. »Gibt es denn keine Möglichkeit, Genaueres in Erfahrung zu bringen?«, fragte sie ihn.
    Er schüttelte verneinend den Kopf. »Nicht, wenn man nicht fliegen kann«, erwiderte er mit einer Spur von Spott.
     
    In der Gaststube des Wirts, bei dem Anna Elisabeth wohnte, saßen mittlerweile mehrere Gäste beim Bier. Doch es herrschte eine sonderbare, bedrückte Stimmung. Niemand redete laut oder lachte. Die sechs Männer, die sich hier zusammengefunden hatten, hockten nur da und starrten schweigend in ihre Becher oder aus dem Fenster, das auf die Gasse blickte.
    Balzer sorgte dafür, dass Anna Elisabeth einen Platz auf der Bank am Fenster bekam, indem er die dasitzenden Männer zum Zusammenrücken aufforderte. Sie taten es schweigend und machten auch ihm Raum, so dass er sich neben ihr niederlassen konnte.
    Unaufgefordert brachte der Wirt einen frisches Bier für sie beide. »Ihr seid wohl ein Knecht des Herrn von Weißenstein«, fragte er Balzer. »Wisst Ihr nicht, wie es steht? Wir alle wartenauf Nachricht. Aber bis jetzt ist noch kein Bote eingetroffen, der uns sagen könnte –«
    »Ihr werdet es nicht glauben, Herr Wirt«, schnitt Balzer ihm die Rede ab, »aber ich kenne nur die Frau. Der Edelherr, von dem Ihr redet, ist mir unbekannt. Und was den Sturm auf den Frauenberg betrifft, so muss ich Euch enttäuschen. Auch ich kenne den Ausgang noch nicht. Ich warte – genau wie alle anderen.«
    Die Miene des Wirts verdüsterte sich. »Vom Hellen Haufen könnt Ihr nicht sein«, brummte er, »sonst wärt Ihr da draußen und würdet Euch nicht hier in der Sicherheit der Mauern herumdrücken. Alle jungen Männer stehen im Kampf... auf welcher Seite seid Ihr?«
    Balzer zeigte dem Wirt ein schiefes Lächeln. »Auf meiner«, gab er unbeirrt zurück. »Ich bin weder Bauer noch Edelmann, darum kümmern mich die Streitereien nicht, denen sie sich im Augenblick hingeben.«
    Nun machte der Wirt ein grimmiges Gesicht. »Streitereien?«, fuhr er Balzer an. »Was erlaubst du dir, Bube? Ich habe kein Verständnis für deinesgleichen. Sofort verlass mein Haus. Dir biete ich weder Speise noch Trank. Und eine Frau, die so einen kennt –«, er wandte sich an Anna Elisabeth, »die kann ich auch nicht verstehen! Mag sein, dass ich mich in Euch geirrt habe!«
    »Das habt Ihr nicht, Herr Wirt«, antwortete Anna Elisabeth mit einem strafenden Blick auf Balzer. »Dieser hier ist mir auf der Reise begegnet und hat mich eine Zeit lang in seinen Schutz genommen, als ich dessen bedurfte. Doch das ist nun vorbei, und ich brauche seine Begleitung nicht

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