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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Freiwillig musste es sein ... wie ein Geschenk. Erst dann würde das Zusammensein mit ihr so vollkommen werden, wie er es sich vorstellte.
    Eine heiße Welle der Sehnsucht überströmte ihn mit plötzlicher Gewalt. Was war bloß los mit ihm? Wieso war er sich seiner diesmal so unsicher? War es ihm denn nicht immer gelungen, ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen – und das ziemlich schnell? Warum war seine Ungeduld mit so viel Angst vermischt, er könne bei gerade diesem Mädchen nicht zum Zuge kommen? Zumindest auf seinen Charme war doch Verlass. Der hatte ihm noch jedes Mal geholfen.
    Albrecht blieb stehen und ballte die Fäuste. Reiß dich zusammen, befahl er sich. Mit den Bauernburschen ihrer Umgebung wirst du ganz bestimmt fertig. Es dürfte dir leicht fallen, sie allesamt auszustechen. Anna ist nicht dumm. Sie wird zu unterscheiden wissen zwischen Gut und Schlecht.
    Anna. Anna ...
    Sechs lange Wochen hatte dieser Name all seine Gedanken beherrscht. Nun musste etwas geschehen – länger hielt er diesen Zustand nicht aus. Zumal andere Weiber keinerlei Interesse in ihm zu wecken vermochten. Er sah sie nicht einmal mehr. Es war wie eine Krankheit.
    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ ihn aufhorchen. »Herein!«, rief er. Seine Stimme klang rau.
    Die kleine Küchenmagd huschte ins Turmzimmer. »Herr – wenn Ihr speisen möchtet«, begann sie, »dann trage ich auf... unten im Saal ...«
    Er musterte sie und nickte. Sie wollte wieder hinaus, doch er ergriff sie am Zipfel ihres Fürtuchs und zog sie zu sich heran. Dann riss er sie in die Arme und suchte mit dem Mund ihre Lippen. Sie schmeckten süß und jung ...
    Er vertiefte seinen Kuss. Ihre Lippen gaben bereitwillig nach,öffneten sich ihm und ließen ihn ein. Er presste das Mädchen heftiger an sich, tastete, streichelte ihre festen kleinen Brüste, deren Spitzen sich unter dem Leinen ihres Arbeitskleides deutlich abzeichneten. »Anna ...«, flüsterte er mit heißem Atem.
    Sie drehte den Kopf weg und sah ihn an. »Ich bin Hedwig, Herr ...«, hauchte sie mit glänzenden Augen.
    Das Kopftuch war von ihrem glatten Scheitel herabgerutscht. Ihr blondes Haar hatte sich gelöst und flutete wie ein hellseidener Wasserfall über seinen Arm. Ihre Augen waren blau.
    Er ließ sie los. »Geh jetzt, Kind«, sagte er atemlos. »Richte die Tafel. Ich komme gleich herunter in den Saal.«
    »Sofort, Herr ...«
    Sie widmete ihm einen verehrungsvollen Blick und huschte hinaus. Er brauchte einen Augenblick, um wieder zur Besinnung zu kommen. Sein ganzer Körper schmerzte. Ja, er war krank – krank vor Verlangen. Aber nur eine konnte ihn von diesem Leiden befreien. So etwas hatte er noch nie erlebt. Zum ersten Mal fühlte er sich seinen Gefühlen wehrlos ausgeliefert.
    Um den langen Tisch im Saal des Palas saßen schon die Männer der Burg und schauten Albrecht erwartungsvoll entgegen, als er die Treppe herunterkam. Er setzte sich ans Kopfende – seinen rechtmäßigen Platz, seit sein Vater zu Grabe getragen worden war –, und musterte die Doppelreihe seiner Getreuen. Beinahe alle waren um vieles älter als er; Burkart mit seinen siebzig Jahren war der Älteste von allen.
    Albrecht richtete das Wort an den Torwächter. »Wo ist Christoph?«, wollte er wissen. »Ich dachte, ich hätte auch ihn herbefohlen.«
    Der alte Burkart zuckte die Achseln. »Wird wohl noch kommen, Herr. Hab’s ihm gesagt, dass Ihr ihn sehen wollt.«
    »Er war auf dem Weg«, sagte Meinrad, einer der Bogenschützen. »Hab ihn bei den Hunden zum letzten Mal gesehen. Er wollte seinem Lieblingsrüden noch Futter bringen.«
    In diesem Augenblick trat der Gesuchte in den Saal. Als er alle schon an der Tafel versammelt sah, blieb er erst einmal verlegen bei der Tür stehen. Die kleine Küchenmagd, die mit ihm hereingekommen war, verhielt ebenfalls, obwohl die Schüssel, die sie mit beiden Händen vor sich hertrug, heiß und schwer sein musste.
    »Nur heran, Christoph«, befahl Albrecht. »Setz dich«, er deutete auf den Stuhl zu seiner Rechten, der leer geblieben war. »Wo warst du so lange?«
    »Vergebung, Herr«, murmelte der Junge. Er nahm hastig seine Ledermütze ab und fing an, sie nervös in den Händen zu walken. »Ich dachte, es hätte noch Zeit ... da Ihr doch oben im Turm wart und nicht gestört werden wolltet ...«
    »Wer sagte das?«
    »Magdalene ...«
    »Hattest du mich denn stören wollen?« Albrecht hob eine Augenbraue.
    »Zuerst ja, Herr«, stotterte der Junge. »Aber dann sagte mir die Magdalene

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