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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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–«
    »Schon gut.« Albrecht wies dem Jungen noch einmal den Stuhl an. »Also, setz dich her und verrate mir, womit du mich behelligen wolltest.«
    Christoph näherte sich zögernd und nahm auf der Stuhlkante Platz. Noch nie hatte er mit den Burgmannen speisen dürfen. Am heutigen Abend geschah es zum ersten Mal, und niemand hatte ihm verraten, wie er zu dieser großen Gunst gelangt war. Natürlich rutschte ihm jetzt das Herz in die Hose.
    »Also«, begann er unsicher, »es ist wegen der Hunde, Herr ... der Tiras, Ihr wisst schon – der große Weiße –, der lahmt seit der letzten Hatz auf Schwarzwild. Und er ist doch ein so guter Hund. Und da hab ich mir aus dem Dorf eine Salbe geholt, um seine Pfote einzureiben ... damit er bald wieder wohlauf ist, der Tiras ... und nun –«»Geht es ihm besser?«, unterbrach Albrecht das Gestotter.
    »O ja, Herr!« Christoph lächelte, machte aber sofort wieder ein ernstes Gesicht. »Nur ... es wird mehr Salbe nötig sein«, fügte er kleinlaut hinzu, »und ich habe kein Geld mehr ...«
    »Willst du damit sagen, du hast die alte Hexe im Dorf für die Salbe bezahlt?«, fragte Albrecht ungehalten.
    Der Junge bekam vor Verlegenheit rote Ohren. »Sie wollte mir nichts geben ohne Bezahlung«, murmelte er, »und der Tiras hat sie doch gebraucht!«
    »Zum Teufel!« Albrecht ließ die Faust auf den Tisch niedersausen, dass es krachte. »So weit kommt es noch, dass ein Herr von Weißenstein in seinem eigenen Dorf für Dienste bezahlt!« Er sah den Jungen durchdringend an. »Schämst du dich nicht, Christoph?«
    »Doch, Herr.« Der Junge senkte den Kopf.
    »Was wirst du also tun?«
    »Ich geh wieder hin und fordere mehr«, sagte Christoph tonlos. »Mehr Salbe ... ohne Geld.«
    »Recht so.« Albrecht klopfte ihm auf die Schulter. »Und lass dich nicht so gehen. Das schickt sich nicht für einen von der Burg.«
    Christoph nickte, immer noch mit gesenktem Kopf. »Werd’s mir merken, Herr ...«
    Die Männer am Tisch lachten. »Dann hoch mit dem Kinn«, forderte Meinrad den Jungen auf. »Sei mutig und sieh dem Feind in die Augen. Oder hast du die Hosen voll?«
    Diesmal blickte Christoph auf. Die jähe Bewegung, mit der er den Kopf hochriss, erinnerte Albrecht an seinen Vater. Und auch Christophs Augen schienen Funken zu sprühen. Ganz offensichtlich fiel es ihm schwer, den Spott der Männer unbeantwortet hinzunehmen – wozu er doch am Tisch seines Herrn gezwungen war. An seinem Unterkiefer zuckte ein Muskel. Mühsam beherrscht sagte er: »Nein. Das habe ich keineswegs.«
    Noch einmal scholl Gelächter auf. Christoph errötete stärker, aber nicht vor Verlegenheit. Albrecht, dem der wachsende Zorn des Jungen nicht entging, rettete die Situation. Bevor Christoph sich zu einer unbedachten Äußerung hinreißen lassen konnte, sprach er ihn an: »Ich habe dich hierher befohlen, weil ich dir etwas mitteilen will. Morgen früh werde ich mich auf einen längeren Ritt begeben, und du sollst mich begleiten.«
    »Was?«, entfuhr es Meinrad.
    »Aber ein Kaufmannszug aus Würzburg wird erwartet«, meldete sich Bernhard, einer aus der Reihe der älteren Reisigen. »Wir dächten doch, dass wir uns den nicht entgehen lassen sollten – zumal der Zug schlecht bewacht ist. Die Pfeffersäcke reisen mit einem Geleitschutz von nur zehn Bewaffneten!«
    Albrecht nickte. »Recht, Bernhard«, erwiderte er, »und die Zeit ist auch günstig, einen solchen Zug abzufangen. Unsere Fehde mit Würzburg erfordert zudem wieder einmal einen Angriff. Wir werden zugreifen. Aber unter deinem Kommando.«
    Bernhards Miene verriet totale Überraschung. »Aber, Herr ...«, wollte er widersprechen, »ohne Eure Führung sind wir noch nie ausgezogen! Ich bin ohne Erfahrung ... und die Männer –«
    »Wie lange dienst du jetzt den Wölfen vom Weißenstein«, fragte Albrecht, »zwanzig Jahre? Oder sind es schon fünfundzwanzig?«
    »Beinahe dreißig Jahre«, erwiderte Bernhard, »aber ...«
    »Und da willst du behaupten, du seist ohne Erfahrung?« Albrecht zeigte ein schiefes Lächeln. »Das kann nicht dein Ernst sein. In so vielen Jahren lernt jeder, eine Truppe zu befehligen – und du beherrschst diese Kunst schon seit langer Zeit. Also – tu, was du schon oft getan hast.«
    »Es ist wahr, dass ich viele Male die Männer kommandiert habe«, versuchte Bernhard noch einmal, sich aus der Sache herauszuwinden, »aber noch nie ist es vorgekommen, dass einHerr von Weißenstein nicht dabei gewesen wäre und meine Befehle gebilligt

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