Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
Vom Netzwerk:
hast du es mich selbst gelehrt.« Sie sah ihren Vater trotzig an. »Ihr habt sicherlich Dinge zu besprechen, die nicht für mich bestimmt sind – oder?«
    Hannes lächelte und griff nach ihrer Hand. »Es geht sogar um dich«, erklärte er mit einem zärtlichen Blick, »und du sollst dich nicht ausgeschlossen fühlen, Schätzle.«
    »Ich hab nämlich dem Hannes gerade erklärt, was du von mir in die Ehe mitkriegst«, sagte der Vater. »Es ist von deiner Mutter selig, Annelies – ein schöner Batzen. Zehn Joachimstaler.«
    »Was?« Anna Elisabeth hatte nicht geahnt, dass der Vater all die Jahre so viel Geld im Haus gehabt hatte. »Und du hast es nicht verbraucht, als wir’s nötig hatten?«
    Der Vater lächelte verschmitzt. »Wir leben ja noch – auch ohne dass ich das Heiratsgut deiner Mutter anbrechen musste«, erwiderte er mit einem gewissen Stolz. »Hab’s sogar noch ein bisschen vermehren können ...«
    Er stand vom Tisch auf, schlurfte zu der großen Truhe, die an der Längswand unter dem kleinen Fenster stand, hob den Deckel auf und machte sich daran zu schaffen. Anna Elisabeth sah mit Verwunderung, dass sich darunter ein kleines verborgenesFach befand, von dessen Existenz sie nichts geahnt hatte.
    Der Vater nahm eine in Leinen gewickelte Rolle heraus. Es klimperte, als er sie auf den Tisch legte. Und nachdem er das Leinen abgenommen hatte, lagen plötzlich vierzehn silbern schimmernde, dicke Münzen vor ihren staunenen Augen. Ein kleines Vermögen.
    »Das ist deins«, sagte der Vater. »Sobald du heiratest, kann dein Mann darüber verfügen.« Er warf Johannes Rebmann einen vielsagenden Blick zu. »Er findet sicher gute Verwendung dafür – nicht, mein Sohn?«
    Hannes war genauso erstaunt wie Anna Elisabeth. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gab er zurück. »Meine Mutter und ich – wir hatten uns schon Gedanken gemacht, weil Annelies ja nichts mitbringt. Aber jetzt ... jetzt sieht alles ganz anders aus!«
    Er hatte glänzende Augen bekommen. Er betrachtete die Taler, streichelte sie förmlich mit Blicken. »Was denkst du, Hannes?«, fragte Anna Elisabeth. »Was würdest du mit dem Geld anfangen?«
    »O ... ich weiß noch nicht«, murmelte er. »Es gibt so vieles, was man dafür kaufen könnte ...« Sein Blick schien durch sie hindurchzugehen. »Es wird sich finden.«
    »Das meine ich auch«, brummelte der Vater zufrieden. »Lass dir nur Zeit, es weislich zu überlegen, Junge. Überstürze nichts – das bringt selten Gewinn.«
    »Und bis Mai ist ja auch noch viel Zeit«, sagte Anna Elisabeth fest. »Wer weiß, was bis dahin alles geschieht.«
    Hannes musterte sie mit einem leisen Befremden im Blick. Dann sprang er vom Tisch auf und zog Anna Elisabeth mit hoch. »Erst einmal feiern wir«, sagte er und stieß einen Juchzer aus, während er sie noch einmal um die Taille fasste und im Kreis herumwirbelte. »Wir werden tanzen und Kirmesweckenessen und einen guten Schluck trinken und uns sogar ein Stück Braten gönnen ... gefällt dir das, Schätzle?«
    Anna Elisabeth machte sich aus seiner Umarmung los. »Wenn ich jetzt nicht weiternähe«, erwiderte sie nüchtern, »dann wird zumindest das Mariechen auf dem Fest erbärmlich frieren.«
    »Ja – kann der Mattheis sich denn den Besuch auf der Kirmes überhaupt leisten?«, wollte Hannes wissen.
    »Der Matthias nicht«, sagte Anna Elisabeth, »aber ich hab den Kindern versprochen, sie mitzunehmen und ihnen einen Weck zu spendieren.«
    »Dafür ist nichts übrig«, grollte der Vater in plötzlichem Missmut. »Es kostet schon genug, sie alle durchzufüttern.«
    Die Tür schwang auf. Michel kam herein, den Arm voller frisch gespaltener Holzscheite, die er neben dem Herd auf den Boden fallen ließ. »Aber wenn’s zu knapp würde, dann wollte die Annelies dafür singen und tanzen«, mischte er sich in das Gespräch ein.
    Hannes schob die Taler zusammen und rollte sie mit hastigen Bewegungen in das Tuch ein. »Was redest du da für Unsinn«, sagte der Vater halb belustigt, halb verärgert. »Von wem hast du denn das, Schwachkopf?«
    »Vom Mariechen«, sagte der Michel ernsthaft. Er kratzte sich den flachsfarbenen Schopf. »Die Annelies hätt’s selbst gesagt...«
    Anna Elisabeth erinnerte sich und lächelte. »Nicht mehr nötig«, meinte sie mit einem Blick auf die eingerollten Taler. »Es wird reichen – auch ohne das.«
    »Aber du willst doch nicht das schöne Geld ans Bettelvolk verschwenden!« Hannes Rebmann war entrüstet. »Und es gehört uns ja auch

Weitere Kostenlose Bücher