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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Stille und des Friedens nie vergehen möchten. Aber die Zeit blieb nicht stehen.
    »Sie werden sich schon wundern, wo ich bleibe«, murmelte Anna Elisabeth und lehnte sich an ihn. »Bald muss ich fort ...«
    Albrecht kam in die Wirklichkeit zurück. »Noch nicht«, sagte er. »Zuerst müssen wir Wichtiges bereden.«
    »Was könnte das sein?« Ihre Frage klang träumerisch. Sie dehnte sich an seiner Brust.
    Er tastete unter seinem dicken Wams nach dem Bündel Papier, das dort warm und trocken gesteckt hatte. »Ich will, dass du dir dies hier einmal ansiehst«, sagte er mit plötzlicher Nüchternheit.
    Anna Elisabeth hob den Kopf und sah ihn verwundert an. »Was ist das?«, fragte sie mit einem verwirrten Blick auf die Papiere, die er ihn hinhielt.
    »Eine Fibel«, erwiderte Albrecht.
    »Aber ich kann ja nicht lesen«, sagte Anna Elisabeth, »das weißt du doch!«
    »Du wirst es lernen.«
    »Aber –«
    »Wenn du mich liebst, Anna – dann wirst du es lernen.« Albrecht beharrte darauf. »Es wird dir leicht fallen. Schau dir doch die erste Seite einmal an!«
    Sie betrachtete folgsam das zuoberst liegende Blatt. »Erkennst du, was ich da in der ersten Zeile für dich aufgezeichnet habe?«, fragte Albrecht.
    »Einen Apfel.«
    »Und der Buchstabe daneben ... das ist ein A. Ein großes und ein kleines A.«
    »Ach?« Anna Elisabeth legte den Kopf schief. »Und der Buchstabe neben der Birne steht demnach für B?«
    »Ganz recht.« Albrecht strahlte sie an und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. »B – wie Birne oder Baum oder –« »Bauer.«
    Sie hatte sofort begriffen. Mit keinem Wort hatte er ihr erklären müssen, wie sie lesen lernen sollte. Sie hatte eben den hellen Kopf, den er ihr zugesprochen hatte. »Anna«, sagte er, »wirst du es tun – für mich?«
    Sie lächelte. »Nicht nur für dich«, erwiderte sie nachdenklich und widmete ihm einen tiefen Blick. »Aber sag mir: Warum willst du, dass ich es kann?«
    Er zog sie an sich. »Weil eine Frau zu Weißenstein es können muss«, flüsterte er leidenschaftlich. »Wie sonst soll ich dich denn zu meiner Ehegemahlin machen ... ?«
    Anna Elisabeth begann zu zittern – er spürte es deutlich. Siehob ihm das Gesicht entgegen und suchte seine Augen. »Das ist unmöglich«, erwiderte sie mit bebenden Lippen, »nie wird dir das gelingen, Albrecht. Dahin gibt es keinen Weg ...«
    Er erwiderte ihren Blick. »Und was soll dann geschehen?«, fragte er. »Dieser Müller, dem du versprochen bist, soll dich nicht bekommen. Du bist mein, das hast du selbst gesagt, und ich lasse nicht von dir. Aber in Sünde leben will ich auch nicht mit dir, Liebste. Also, sag mir – wie stellst du dir unsere Zukunft vor?«
    Anna Elisabeth krallte die Finger in den Stoff seines Wamses. »Wir haben keine«, flüsterte sie, während ihre Augen sich langsam mit Tränen füllten. »Eine Zeit lang noch können wir uns heimlich sehen – so wie jetzt. Dann wird’s ein Ende haben müssen, Liebster. Im Mai nehme ich den Hannes zum Mann – wie mein Vater es will.«
    Albrecht starrte sie an. Für den Augenblick fehlten ihm die Worte. Dann begann er zu lachen. »Du kannst doch nicht glauben, dass ich so einfach wieder aus deinem Leben verschwinden werde«, stammelte er und packte sie an den Schultern. »Ich liebe dich, Anna, und ich werde nicht auf dich verzichten!« Er verstärkte seinen Griff, bis es beinahe schmerzte. »Besinne dich, um Gottes willen! Oder bist du wirklich zu schwach, um für deine Liebe zu kämpfen?«
    Sie senkte den Kopf. »Es hat wenig Sinn, einen Kampf zu beginnen, den man nur verlieren kann«, wisperte sie. »Was dich und mich betrifft, so glaube ich nicht, dass es uns je gelingen wird –«
    Er rüttelte sie. Dann verschloss er ihre Lippen mit einem wilden Kuss. »Ich begehre dich«, stieß er hervor, »mehr, als ich jemals eine Frau begehrt habe, Anna. Es wäre mir ein Leichtes, dich einfach zu nehmen ... jetzt, hier, auf der Stelle. Aber ich will dich nicht zur Konkubine – hörst du? Ich will dich zu meiner Frau ... und ich werde dich bekommen!«
    Er küsste sie noch einmal. Den geringen Widerstand, den sie ihm entgegensetzte, missachtete er einfach. Als er seinen glühenden Kuss beendete, stellte er fest, dass Anna Elisabeth tränenüberströmt in seinen Armen lag und von wilden Schluchzern geschüttelt wurde. Doch das kümmerte ihn nicht. »Du hast mir deine Liebe gestanden«, sagte er und packte von neuem ihre Schultern. »War das gelogen, Anna – oder hast du

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