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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Dieses Getreide ist Eigentum des Klosters, und es wird hier im Keller bleiben!«
    Er sprang auf die beiden jungen Bauern zu und wollte den einen am Ärmel festhalten. Doch plötzlich war der Schweineheinz da, einen Knüppel in der blutverkrusteten Rechten. Ohne den Mönch vorzuwarnen, schlug er ihn einfach damit über den fast kahlen Schädel. Auf der riesigen Tonsur des Klosterbruderszeigte sich ein breiter, brandroter Striemen. Der kleine dickliche Mann sackte in sich zusammen, ohne einen Ton von sich zu geben. Umso lauter gellte das Angstgeschrei seiner Mitbrüder. Wie von Dämonen gehetzt, rannten sie die Treppe wieder hinauf, verfolgt vom wilden Spottgelächter der Bauern.
    Hannes ging gelassen hinter ihnen her. Als er auf dem Hof ankam, sah er nur noch flatternde schwarze Kutten. Auch einige weitere Mönche, die offenbar oben gewartet hatten, rannten jetzt in wilder Flucht durch den stiebenden Schnee zu der offen stehenden Pforte ihres Klosters zurück. Drei Vogtsknechte, wohl diejenigen, die sie auf den Überfall durch die Bauern aufmerksam gemacht hatten, taten es ihnen an Geschwindigkeit gleich, vollführten in ihrer Angst möglicherweise sogar noch schnellere, höhere und weitere Sprünge.
    Hannes Rebmann verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Was für feige Hunde«, dachte er mit Abscheu. »Wie konnten wir uns so lange von ihnen unterdrücken lassen?«
     
    Die Beute war sehr groß gewesen. Noch zwei Tage nach der Rückkehr der Männer von ihrem Zug zum Kloster waren alle, die arbeiten konnten, mit der Aufteilung des wiederbeschafften Gutes beschäftigt gewesen. Erst jetzt, da die Sonne sank, hatten sie es fertig gebracht, jedem das seine auszuteilen und allen gerecht zu werden.
    Schwer beladen mit Packen aus Getreidesäcken, Pökelfleisch, Hülsenfrüchten, Kohl und Rüben zogen die Letzten von Anna Elisabeths Hof nach Hause. Hannes, der die Verteilung überwacht und dafür gesorgt hatte, dass niemand zu kurz kam, reckte zufrieden die Schultern und rieb sich die Hände. »Weißt du, Schätzle«, sagte er zu Anna Elisabeth gewandt, »dafür hat sich die ganze Schinderei doch gelohnt. Und’s soll noch besser werden – wart nur ab!«
    »Was meinst du damit, Hannes?«, fragte Anna Elisabeth undsah den Mann, dem sie immer noch versprochen war, kühl an. »Ihr habt doch alles geholt, was der Vogt in seinen Speichern und Kellern hatte ... was gibt’s jetzt noch zu tun?«
    Hannes wich ihrem Blick aus, aber um seine Lippen zuckte es. »Wir haben Nachricht vom Wirt zu Ballenberg«, sagte er leise, wie zu sich selbst. »Der Metzler Georg sammelt Leut um sich – wie auch der Jäckel Rohrbach aus Böckingen. Es geht jetzt dran ... verhandelt ist lange genug, und der Bauer hat es satt, zu warten und mit süßen Worten abgespeist zu werden ...«
    »Ich verstehe kein einziges Wort von dem, was du da sagst, Hannes«, erwiderte Anna Elisabeth. »Was haben wir mit einem Wirt aus Böckingen zu tun – ich hab noch nie was von einem Metzler Georg oder einem Jäckel Rohrbach gehört.« Sie suchte Hannes’ Blick. »Wer hat was mit wem verhandelt?«, bohrte sie weiter, »und wo soll’s drangehen?«
    Hannes Rebmann lachte leise. Dann erwiderte er Anna Elisabeths Blick und errötete gleichzeitig. »Schätzle, verzeih«, sagte er, während er in plötzlicher Verlegenheit die Hände verschränkte, »aber euch Frauen geht doch das, was wir Männer planen, überhaupt nichts an! Ihr müsst nit wissen, wo’s drangehen soll ... weil ihr uns dann nur mit eurem Lamentieren in den Ohren liegen würdet. Und was verhandelt werden sollte, das ist für euch auch nit wichtig ...«
    Anna Elisabeth spürte, wie sie die Geduld verlor. »Sofort gibst du mir Antwort auf meine Fragen, Hannes«, sagte sie gepresst, »oder ich red kein Wort mehr mit dir!«
    Hannes errötete noch tiefer. Er senkte den Kopf. »Nun ja«, murmelte er, »du bist ja nit wie die anderen Frauen, Annelies ... aber versprich mir, dass du mich mit Jammern verschonen wirst und auch kein Geschrei machst.«
    Er sah sie an. Seine hellblauen Augen blickten wie die eines kleinen Jungen, der von seiner Mutter ein Stück Zuckerbrot haben will und genau weiß, dass er keines verdient hat. AnnaElisabeths Ärger schmolz dahin. »Du kennst mich doch, Hannes«, sagte sie begütigend, »wann hätte ich je ein Geschrei gemacht?«
    »Gut – dann sag ich’s dir«, murmelte Hannes. »Der Wendel Hipler hat verhandelt, wollte die Zwölf Artikel durchbringen bei der Obrigkeit. Aber

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