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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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die Kinder um die Wegbiegung verschwunden waren. Dann schlug sie den Pfad zur Köhlerhütte ein, der hier abzweigte. Halb stolpernd, halb rennend legte sie die kurze Strecke durch den tiefen, unberührten Schnee zurück und schlüpfte keuchend vor Anstrengung in die dunkle kleine Stube.
    Ein Feuerchen brannte auf der Herdstelle. Es war warm in der Hütte. Er war gekommen, hatte hier auf sie gewartet. Er sprang vom Herdrand auf, wo er gesessen hatte, stürzte auf sie zu, nahm sie in die Arme. »Liebste«, flüsterte er, »Liebste ... wie ich mich nach dir gesehnt habe!«
    »Ich mich auch nach dir«, flüsterte Anna Elisabeth. Das Eis, in dem ihre Gefühle eingeschmolzen gewesen waren, taute sekundenschnell. Sie vergrub den Kopf an Albrechts Schulter, spürte, wie ihr Herz zu rasen begann und ihre Augen von heißen Tränen überliefen. Wie aus eigenem Antrieb krallten sich ihre Finger in den groben Stoff seines Wamses, klammerten sich voller Verzweiflung an ihn an. Dann suchte sie in wilder Sehnsucht seine Lippen. »Küss mich ... ich will spüren, dass ich noch lebe ... !«
    Seine Antwort war ein leises Stöhnen. In glühender Leidenschaft umschlang er sie und zog sie fester an sich. Sein Kuss verriet einmal mehr, wie verzehrend das Feuer des Verlangens in ihm loderte. Nach wenigen Augenblicken riss er sich gewaltsam von ihr los. »Führe mich nicht noch mehr in Versuchung, Anna«, wisperte er mit heiserer Stimme, »denn ich habe dir beinahe nichts mehr entgegenzusetzen ...«
    Sie zitterte am ganzen Leibe. »Das musst du ja auch nicht«, erwiderte sie erregt. »Folge einfach deinem Gefühl ... so, wie ich dem meinen folge!«
    »Wenn ich das täte«, sagte er mit mühsam unterdrückter Erregung, »dann wärest du längst keine unberührte Jungfrau mehr.« Er drückte einen glühenden kleinen Kuss auf ihre Wange. »Anna«, fuhr er fort, »hast du denn ganz vergessen, was wir jüngst ausgemacht haben?«
    »Nein, Liebster«, wisperte sie, »aber du weißt ebenso gut wie ich, dass es nur ein schöner Traum ist. Könnten wir nicht aufhören, daran zu glauben, und uns einfach mit der Wirklichkeit zufrieden geben?«
    Einen Augenblick lang stand Albrecht stocksteif da und gab keine Antwort. Dann atmete er tief ein. »Und was ist die Wirklichkeit?«, stellte er flüsternd die Gegenfrage.
    »Wir können nicht in Ehren zusammenkommen«, erwiderte Anna Elisabeth, »aber ich liebe dich. Ich möchte dennoch dir gehören...«
    »Anna!« Albrechts Stimme spiegelte all seine wilde Sehnsucht wider. »Warum sagst du mir das?« Er spähte ihr ins Gesicht. »Wie kannst du mich so herausfordern?«
    »Jetzt verstehe ich.« Sie schluchzte auf. »Du willst mich überhaupt nicht. Du hast mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt.« »Anna!«
    »Wenn es anders wäre, Albrecht – dann könntest du nicht so lange zögern«, hauchte sie mit gesenktem Kopf, »dann würdest du dich nicht so dagegen wehren, der erste Mann in meinem Leben zu sein.« Sie wischte sich über die Augen. »Aber warum dann diese Gaukelei, dieses Hin und Her, diese leeren Worte, die alles versprechen und nichts halten ... das will mir nicht in den Kopf...«
    Er packte zu, packte sie so hart an den Oberarmen, dass ihr der Druck seiner Finger einen kleinen Schmerzensschrei abpresste. »Jetzt hör mir zu, Anna«, sagte er rau, »und merke dir endlich: Meine Liebe zu dir ist kein Spiel und keine Gaukelei. Sie ist echt und ehrlich und sehr tief – so tief, dass ich dich nicht zu meiner Buhle machen mag. Aber es kostet mich all meine Kraft, deinem Zauber zu widerstehen und mein Verlangen zu zügeln, bis wir vor Gott und den Menschen zusammengehören.«Er ließ ihre Arme los und umfasste mit beiden Händen zärtlich ihr Gesicht. »Nicht mehr viel ist nötig, Liebste«, fügte er beschwörend hinzu, »dann ergebe ich mich. Denn ich möchte dir auch gehören – von ganzem Herzen und ganzer Seele und mit meinem ganzen Körper, der sich unendlich nach dir sehnt.«
    »Ist das wirklich wahr?«
    »Wie kannst du immer noch fragen?«
    »Verzeih ...«
    »Das fällt mir schwer!« Er versuchte zu scherzen, schenkte ihr ein etwas zittriges Lächeln. »Eine Buße fordere ich schon von dir.«
    Anna Elisabeth öffnete die Augen weit. »Nenne mir, Liebster, was du verlangst«, flüsterte sie, »ich gebe dir alles, was ich habe ...«
    Es war ihm unmöglich, zu antworten. Wortlos neigte er sich über ihr Gesicht; sein Kuss war wild, und Anna Elisabeth gab sich seinen Zärtlichkeiten ebenso

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