Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
Vom Netzwerk:
er wird hingehalten bis heut – und die Bauern werden weiter geplagt. Immer wieder schieben sie ihre Entscheidungen hinaus, die Herren ... jetzt ist es genug, hat der Georg Metzler gesagt.«
    »Der Wirt von Ballenberg ... ?«, vergewisserte sich Anna Elisabeth.
    »Ebender.« Hannes ballte die Fäuste. »Vorige Woche kam sein Bote hier an und brachte den Aufruf – auch vom Rohrbach Jäcklein. Ein Heer soll sich sammeln, so groß, dass den Herren davor grausen soll. Und was wir können«, er streckte seine Finger aus und krampfte sie dann wieder zusammen, »das haben wir uns selbst bewiesen ... beim Zug gegen die Vogtei ...«
    Anna Elisabeth versuchte die Fassung zu wahren, obwohl sie sich sonderbar zornig fühlte. »Wer ist Wendel Hipler?«, fragte sie.
    »Der Kanzler von Hohenlohe«, erklärte Hannes stockend. »Hab selbst nicht gewusst, wer der ist – aber der Bote hat’s uns genau beschrieben. Der Hipler ist zwar ein kluger Kopf und weiß bei den Herren die rechten Worte zu finden. Aber es hat ihm nichts genützt. Und jetzt –«
    »Der Jäcklein Rohrbach – das ist auch ein Wirt?«, forschte Anna Elisabeth.
    Hannes nickte. »Hat schon viel Leut um sich geschart«, bestätigte er. »Der fürchtet weder Tod noch Teufel.«
    »Aber er ist ein Wirt und kein Kriegsmann.«
    »Sind wir Kriegsmänner?«, konterte Hannes. »Wir haben die Vogtsknechte doch auch in die Flucht geschlagen – so gründlich, dass sie bis jetzt noch keinen Vergeltungsschlag gewagt haben.«
    Anna Elisabeth blieb unbeeindruckt. »Aber die großen Herren, gegen die Krieg geführt werden soll – die kannst du doch nicht mit ein paar Klosterknechten vergleichen. Die werden über ein Heer aus lauter Bauern nur lachen ...«
    Hannes hob ruckartig den Kopf. Er war zornrot geworden. »Und wir werden dafür sorgen, dass ihnen das Lachen vergeht«, brauste er auf. »Wir werden sie das Fürchten lehren, die Zwingherren und Raubpfaffen!«
    »Glaubst du wirklich, dass ein paar wütende Bauern das schaffen können?«, fragte Anna Elisabeth weiter.
    »Ein paar?« Hannes lachte. »Tausende sind wir – Tausende und Abertausende, die jetzt endlich unseren Peinigern die Stirn bieten wollen! Annelies –«, er stand auf und trat auf Anna Elisabeth zu, »an Zahlen sind wir ihnen bei weitem überlegen! Es kann uns nicht misslingen ... und Gott ist auf unserer Seite. Die reine Lehre, die von dem Herrn Martinus ausgeht, sagt es uns!«
    »Was für eine reine Lehre soll denn das sein?« Den Namen des Doktors aus Wittenberg hatte Anna Elisabeth zwar schon ein paarmal gehört, doch welche Meinung er vertrat, wusste sie immer noch nicht genau. »Ist es die Freiheit eines Christenmenschen, von der Joos Fritz damals gesprochen hat?«
    »Richtig«, sagte Hannes. »Auf der bestehen wir. Und wir geben erst Frieden, wenn uns diese Freiheit eingeräumt wird.«
    »Wir – das sind der Wirt von Ballenberg, der Wirt von Böckingen und der Müller Hannes Rebmann.« Anna Elisabeth legte den Kopf schief und bedachte Hannes mit einem durchdringenden Blick. »Hab ich dich da recht verstanden?«
    »Wahrhaftig, das hast du!«, erwiderte Hannes trotzig.
    »Hannes Rebmann, Georg Metzler und Jäcklein Rohrbach gegen alle Herren im Odenwald – meinst du es so?«
    »Die Bruderschaft der Bauern aus dem Odenwald und Neckartal gegen ihre Zwingherren«, entgegnete Hannes. »Und wir sind bei weitem in der Überzahl!«
    Anna Elisabeth kam ein Frösteln an – sie wusste nicht recht, warum. »Ich hab trotzdem Bedenken«, erwiderte sie eindringlich. »Überlege dir gut, Hannes, auf was du dich einlässt. Dem Klostervogt den Keller auszuräumen, das war das eine ... aber gegen alle Herren im ganzen Odenwald anzukämpfen, das ist etwas ganz anderes.«
    Hannes verzog geringschätzig das Gesicht. »Schau, Schätzle, das ist es, was mir an den Frauen so wenig gefällt«, sagte er, »sie haben immer Bedenken. Sie sind feige und wagen nichts. Aber diesmal muss es gewagt sein, Annelies. Und ihr Weiber – ihr werdet nicht gefragt.«
    »Wann hättet ihr Männer das je getan?«, erwiderte Anna Elisabeth nüchtern. »Oft genug wäre es klüger gewesen, wenn ihr auf uns gehört hättet.«
    »Aber nicht diesmal«, sagte Hannes und schloss mit einer endgültig wirkenden Handbewegung die Unterredung ab. »Jetzt geh an deine Arbeit, Annelies, und richte ’s Essen. Heut nachmittag, wenn dein Vater auf dem Gottesacker liegt, wirst viele Leut zu bewirten haben!«
     
    Beinahe alles, was im Dorf laufen konnte, war

Weitere Kostenlose Bücher