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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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hemmungslos hin. Voller Begierde erwiderte sie sein Zungenspiel, suchte die Nähe und Wärme seines Körpers, schlang die Arme um seinen Nacken.
    Albrechts Leidenschaft loderte hoch auf. Er schob sein linkes Bein vorwärts gegen den dicken Stoff ihres Rockes, drängte sich zwischen ihre Schenkel, presste Anna Elisabeth hart an sich. Mit fliegenden Fingern löste er die Schnüre an ihrem Mieder, streifte es ihr samt dem Leinenhemd bis zur Taille nieder, ließ die Lippen über ihre nacken Brüste wandern. Dann, plötzlich und unvermittelt, brach er die intime Berührung ab, gab Anna Elisabeth frei und trat einen Schritt von ihr zurück. »Nein, Anna, nein ...«, wisperte er in abgerissenen, heißen Atemzügen, »nicht so ... in dieser elenden Hütte ... und gänzlich ohne Würde ...«
    »Wie dann ... ?«, hauchte sie. »Ich will deine Frau sein – und mir ist es ganz gleich, unter welchen Umständen!«
    Er lächelte, kam langsam wieder zu Atem. »Bald, Liebste«, sagte er mit einem verlegenen Blick auf ihre Blöße, »lange werden wir unsere Ungeduld nicht mehr beherrschen müssen. Doch zuerst habe ich Wichtiges zu erledigen – Dinge, die notwendig getan sein müssen, bevor wir in Ehren zusammenkommen können.«
    »Was sollten das für Dinge sein?«
    Er blieb ihr die Antwort schuldig. Sein Lächeln war geheimnisvoll und ein bisschen verwegen. »Vertrau mir«, sagte er ausweichend, »meinen Ring habe ich dir schon gegeben – nun muss ich nur noch die Grundlage dafür schaffen, dass du zusammen mit ihm auch meinen Namen tragen kannst ...«

 
     
     
     
     
    D er junge Kleriker, der eben hereingeführt worden war und jetzt etwas unsicher und verlegen in der Tür stand, machte einen hungrigen Eindruck. Er war ausgesprochen mager, seine Wangen wirkten sogar regelrecht eingefallen. Seine Augen hatten diesen Glanz, den man nur bei Menschen findet, die oft mit leerem Magen zu Bett gehen. Seine Kleidung unterstrich noch seine Armut: fadenscheinig, abgeschabt und von unbestimmter Farbe der wollene Mantel, dünn und ausgefranst die Gugel, zerlöchert, ja, beinahe irreparabel zudem die Beinkleider, die seine dünnen Beine umschlossen. Doch sein Blick war der eines aufmerksamen kleinen Raubtiers – eines Wiesels vielleicht, eines Marders oder Fuchses. Seinen grüngrauen Augen schien nichts zu entgehen – keine Einzelheit des Zimmers und keine Bewegung seines Gegenübers.
    Albrecht musste ein Schmunzeln unterdrücken. »Ihr seid ein begabter Zeichner und Schreiber?«, begann er, während er den Besucher von oben bis unten musterte.
    Der junge Kleriker verzog den Mund zu einem etwas asymmetrischen kleinen Lächeln. »Sagt man so?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    »Ganz recht«, meinte Albrecht. »so sagt man. Außerdem auch, dass Ihr ein recht genialer ... Erfinder ... seid.«
    »Damit hat es seine Richtigkeit«, gab der Kleriker zurück. »Seid Ihr an Belagerungsmaschinen interessiert – oder an Wasserspielen, oder an –«
    »So etwas hat meine Neugier noch nie gereizt«, winkte Albrecht ab. »Es geht mir um völlig andere Dinge.« Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, das sich bei dem feuchten Wetter ungebärdig lockte. »Versteht Ihr Euch auf das Zeichnen von ... Stammtafeln?«
    Der junge Mann verstand sofort. In seinen Augen blitzte ein listiger Ausdruck auf. »Ihr meint das Entwerfen von ... ?«
    »So ist es«, unterbrach ihn Albrecht und heftete den Blick erwartungsvoll auf das Fuchsgesicht seines Gastes. »Brächtet Ihr so etwas zustande?«
    »Aber ja«, bestätigte der Kleriker mit einem weiteren, etwas anzüglichen Lächeln. »Eine sehr angenehme Beschäftigung, die mir – mit Verlaub – besonders viel Freude macht.«
    »Warum das?«
    »Weil sie all meinen Erfindungsreichtum fordert.«
    »Das ist gut«, sagte Albrecht. »Und könnt Ihr Eure ... Erfindungen ... auch für Euch behalten?«
    Der Scholar legte den Kopf schief. Seine Augen funkelten. »Sicherlich«, erwiderte er langsam, »es ist alles eine Frage des Preises.«
    An Selbstbewusstsein mangelte es diesem Kerl ja nicht. Andererseits schien er nicht viel mit seinen Künsten zu verdienen. Albrecht war belustigt. »Und wie viel würdet Ihr für eine Genealogie verlangen?«, fragte er vorsichtig.
    »Das kommt ganz darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wollt Ihr Euch von Eurer Gemahlin trennen?«, fragte der Scholar. »Müsste ich Euren Stammbaum so weit ändern, dass Ihr mit Eurer Gemahlin zu nah verwandt seid und darum Eure Ehe einfach anullieren lassen

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