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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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könnt?«
    Albrecht schluckte. »Aber nein«, sagte er verwundert. »Wird so etwas oft verlangt?«
    »Öfter als man meinen sollte«, erklärte der Kleriker nüchtern. »Was nun Euch betrifft – hält etwa Euer Stammbaum ... verzeiht, mir Herr ... hält er einer genauen Prüfung nicht stand? Und soll ich daran etwas ... ändern?«
    Albrecht konnte nicht anders – er musste lachen, obwohl ihn der Gedanke, den der Scholar gerade geäußert hatte, heftig empörte. »Bube«, sagte er, »so etwas denkt man nicht einmal von einem Wolf von Weißenstein – verstanden?«
    »Ich bitte demütig um Vergebung«, murmelte der Scholar. Doch sehr erschrocken war er offenbar nicht, denn er fügte noch eine Forderung hinzu: »Wollet mir nun Euren Wunsch nennen, damit ich Euch meinen Preis nennen kann.«
    Albrecht gab sich einen Ruck und sprach aus, was er von dem Scholar wollte. »Ich brauche einen völlig neuen Stammbaum – aber einen, der dennoch über jeden Zweifel erhaben ist. Sprecht die Wahrheit: Seht Ihr Euch imstande, mir so etwas zu liefern?«
    Die Augen des jungen Klerikers glühten auf. »Ob ich dazu in der Lage bin?« Er beschrieb mit seinen dürren, knochigen Händen einen weiten Kreis. »Ich behaupte sogar, dass ich in deutschen Landen wohl der Einzige bin, der so etwas überhaupt fertig bringt! Aber billig ... billig bekommt Ihr es nicht, Herr. Dazu steckt zu viel Mühsal drin!«
    »Was ich es mich kosten lassen will«, sagte Albrecht, »darüber habe ich noch nicht nachgedacht.« Er musterte den Scholar und versuchte, grimmig dreinzuschauen, obwohl es ihm schwer fiel. »An welchen Preis hättet Ihr denn gedacht?«
    Das Scholar konnte Albrechts Blick nicht standhalten und wandte den Kopf zur Seite. »Mindestens Nachtlager und tägliche Nahrung müssen mir gewährt werden, solange ich daran arbeite«, sagte er langsam, »des Weiteren erwarte ich ein paar gute, solide Kleidungsstücke.« Er wagte es, Albrecht wieder anzusehen. »Ihr seht ja selbst, wie abgenutzt meine Ausstattung ist...«
    Albrecht nickte. »Wohl wahr«, erwiderte er, »und da wird sich auch etwas machen lassen. Wie aber steht es mit Geld oder Geldeswert?«
    Der Scholar schien überrascht. »Ich weiß nicht«, sagte er zögernd, »eigentlich bin ich immer nur in Naturalien entlohnt worden ... das ist besser als in barer Münze, die einem auf der Straße nur gestohlen würde ...«
    »Nun – dann wird es sich finden«, sagte Albrecht. »Was für Material braucht Ihr für das Unterfangen?«
    »Papier, Tinte, Federn ... was für ein Handschreiben nötig ist«, erklärte der Scholar. »In erster Linie aber müsstet Ihr mir unterbreiten, wie Ihr es gerne hättet und um welche Person es sich überhaupt handelt. Habt Ihr schon irgendwelche Vorstellungen?«
    Albrecht überlegte kurz. Dann schüttelte er verneinend den Kopf. »Sie ist eine junge Frau bäuerlicher Herkunft«, sagte er gedankenverloren, »und ich möchte sie in den minderen Adelsstand erhoben sehen ...«
    Der Scholar lächelte verschmitzt. »Obwohl ich glaube, es mir denken zu können, Herr – warum wollt Ihr das?«
    »Was geht es dich an, Kerl?« Albrecht empfand diese Frage als ungebührlich. »Sie soll zur Edelfrau werden – das muss dir als Erklärung genügen!«
    »Verzeiht, Herr – ich wollte nicht indiskret sein.« Der Kleriker kam schnell wieder zum Kern der Sache. »Habt Ihr denn schon an einen bestimmten Namen gedacht ... oder überlasst Ihr es mir, einen zu ersinnen?«
    »Anna Elisabeth von Weiher«, sagte Albrecht. »Dieser Name würde mir gefallen ... aber ich bin offen für jegliche Vorschläge von Eurer Seite.« Er schenkte dem Scholaren ein Lächeln. »Verzeiht meine Ungeduld – und nennt mir nun auch Euren Namen. Ich weiß ja überhaupt nicht, wie ich Euch ansprechen soll.«
    Der Scholar gab das Lächeln zurück und reckte die schmalen Schultern. »Heinrich«, sagte er, »nennt mich einfach Heinrich, Herr.«
    »Kein Nachname?«
    »Ich brauche keinen. Komme auch so zurecht, Herr.«
    »Das mag durchaus sein.« Albrecht strich sich über das stoppelige Kinn. »Für einen aus dem Volk zählt der Name wohl nicht so viel.«
    Der Kleriker lachte. »Das kommt ganz darauf an, aus welchem Teil des Volkes einer stammt«, sagte er. »Es gibt Bürger, deren Namen zählen heutzutage weit mehr als die so mancher Fürsten.«
    »Ist das so?« Albrecht konnte es sich nicht vorstellen. »Welche sollten denn das sein?«
    »Jakob der Reiche zum Beispiel«, murmelte Heinrich der Scholar, »der

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