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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Fugger ...«
    »Der Geldverleiher?«
    »Der größte Handelsherr, den die Welt je gesehen hat«, widersprach der Scholar mit rollenden Augen.
    »Aber der ist doch kein Bürger«, sagte Albrecht. »Soweit ich weiß, führt er einen Grafentitel ...«
    »Der ihm für treue Dienste vom Kaiser verliehen wurde«, ergänzte Heinrich mit einem verschmitzten Grinsen. »Angefangen haben die Fugger als einfache Handwerker.«
    »Zurück zum Thema«, sagte Albrecht ungehalten. »Wie werdet Ihr es anstellen?«
    Heinrich schielte nach dem steinernen Fenstersitz. »Erlaubt Ihr, dass ich mich setze, Herr? Ich fühle mich ein wenig schwach, weil ich schon seit langem nichts Rechtes mehr im Magen habe ...«
    Albrecht verspürte plötzlich auch Hunger. »Wir wollen uns einen Imbiss richten lassen«, sagte er und deutete auf die Fensternische. »Nehmt nur Platz, Heinrich. Und erklärt mir endlich, wie Ihr es fertig bringen wollt!«
    Der Scholar ließ sich auf der gemauerten Sitzbank nieder, während Albrecht zur Tür ging und die Dienstmagd, die draußen den Korridor fegte, nach Speisen in die Küche schickte. Als er die Kemenate wieder betrat, fand er den Scholaren damit beschäftigt, die getäfelte und schön ausgemalte Holzdecke zu betrachten. »So wird es zustande kommen«, sagte er und deutete auf die bunten Fabeltiere, das verschlungene Rankenwerk und die fein ausgeführten Blumen der Deckenmalerei, »genau so frei erfunden und dennoch logisch und zusammenhängend.«
    Albrecht wollte sich damit nicht zufrieden geben. »Wie?«, fragte er.
    Heinrich der Scholar seufzte und grinste dann. »In jeder adligen Familie gibt es Nachkommen, die jung versterben«, sagte er. »Wenn man nun etwas tiefer in die Vergangenheit geht – vier, fünf Generationen etwa –, dann finden sich auch da Namen von Kindern, die nie erwachsen geworden sind. Von diesen nun lässt man einfach einige weiterleben, lässt sie heiraten und selber Kinder zeugen ... die man dann wiederum miteinander verbindet und sich fortpflanzen lässt ... und schon hat man –«
    »O, du durchtriebener Fuchs!« Albrecht verschluckte sich beinahe an seinem Lachen. »Und natürlich wird niemand nachforschen, ob es damit seine Richtigkeit hat, denn die Namen sind ja tatsächlich in der Stammtafel vorhanden!«
    »Ihr habt es erfasst, Herr«, sagte Heinrich gelassen. »Am einfachsten gelingt es mit weniger einflussreichen, dafür aber kinderreichen Familien, deren Stammsitz möglichst auch noch in einem entlegenen Teil des Reiches liegen sollte.«
    »Versteht sich.« Der junge Kleriker schien sich ja wirklich allerbestens auszukennen. »Ihr habt solches schon einmal gemacht?«
    »Noch nicht«, sagte Heinrich, »aber durchdacht habe ich es genauestens. Es muss gelingen – ohne Zweifel.«
    »Das glaube ich auch.« Albrecht war überzeugt. Er schmunzelte. »Ihr geht sofort ans Werk, versteht Ihr? Wie schnell könnt Ihr damit fertig sein?«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen«, murmelte Heinrich. »Ich werde ja erst einmal in den Bibliotheken der hiesigen Klöster auf die Suche nach Stammtafeln gehen müssen. So etwas kostet Zeit...«
    »Wie lange?«
    »Einige Wochen ... vielleicht auch Monate ...«
    »Ich gebe Euch acht Wochen«, sagte Albrecht, »nicht länger.« »Acht Wochen!« Der Scholar riss die Augen auf. »Das ist viel zu wenig Zeit, Herr. Es könnte ja sein, dass ich –«
    »Acht Wochen.« Albrecht blieb unerbittlich. »Aber es soll Euer Schaden nicht sein, Heinrich.«
    Die Magd brachte eine Schüssel mit Hafergrütze, mehrere Scheiben frisches Brot, einen Krug Bier und zwei Becher. Auf die stumme Handbewegung ihres Herrn stellte sie Speise und Getränk auf den kleinen Klapptisch vor dem Kamin und entfernte sich knicksend wieder aus dem Zimmer. Albrecht reichte dem Scholaren einen der beiden Löffel, die die Magd ebenfalls mitgebracht hatte. »Jetzt habt Ihr Gelegenheit, Euren Magen zu füllen«, forderte er seinen jungen Gast auf, »nutzt sie, und schnell – denn auch ich habe großen Appetit und bin ein starker Esser!«
    Der Haferbrei war mit Salz und zerlassener Butter verfeinert. Darüber hinaus fanden sich noch Rosinen und sogar Spuren von Pfeffer in dem appetitlichen duftenden Mus. Der Scholar, ausgehungert wie er war, ließ sich nicht lange bitten und langte kräftig zu. Brei, Brot und Bier verschwanden in erstaunlich kurzer Zeit. Danach lächelten sich die beiden jungen Männer freundschaftlich an. »Nun, Heinrich ohne Namen«, sagte Albrecht, »da Euer Hunger

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