Blutiger Klee: Roman (German Edition)
Teller gelegt hatte.
»Fabian,
wir würden uns gerne kurz mit Ihnen unterhalten«, sagte der Chef gerade. »Gibt es
hier irgendwo eine ruhige Ecke?«
Der junge
Loibner brachte keinen Ton heraus, aber Edi Schmutz war bereits wieder in ihrem
Rücken aufgetaucht. »Sie können mein Büro nehmen, das ist gleich nebenan.«
Er wies
auf eine Tür, die offenstand und von der Küche in einen kleinen Raum führte. Sie
gingen hinein, Pestallozzi voran, der Fabian Loibner wie ein Delinquent auf dem
Weg zur Hinrichtung in der Mitte, Leo und Edi Schmutz hinterdrein. In dem fensterlosen
Raum standen ein Schreibtisch, ein Drehsessel und zwei Wandregale. Handbeschriebene
Listen, bunte Prospekte und Computerausdrucke türmten sich auf dem Schreibtisch
und quollen aus den Regalen, ein verkümmerter Asparagus mit gelben Wedeln zierte
das Brett über dem Heizkörper. Neben dem Schreibtisch auf dem Boden stand eine halb
volle Kognakflasche. Es war so eng, dass sie sich beinahe berührten. Als Edi Schmutz
auch noch hereindrängen wollte, hob Pestallozzi eine Hand. »Vielen Dank, Herr Schmutz.
Aber wir würden uns gerne allein mit dem Fabian unterhalten.«
Edi Schmutz
hörte das gar nicht gerne, es war ihm deutlich anzumerken. Doch dann schloss er
die Tür, endlich waren sie nur mehr zu dritt. Der Fabian Loibner war mittlerweile
so blass, dass die Pickel fast zu leuchten schienen. Er stand da und starrte auf
seine Tennisschuhe, die unter der Schürze hervorragten. Pestallozzi betrachtete
ihn freundlich.
»Also, Fabian.
Ich darf doch du sagen, oder? Bist du eigentlich mit der Loibner Hanni verwandt?
Das ist nämlich eine sehr nette Frau, die ich vorige Woche kennengelernt habe.«
Der Fabian
Loibner hielt den Kopf so tief gesenkt, dass er kaum zu verstehen war. »Das ist
meine Tante. Die Tante Hanni ist die Frau vom Bruder von meinem Vater.«
»Aha, sehr
schön. Also, Fabian, was kannst du mir erzählen? Denn es gibt doch etwas zu erzählen,
nicht wahr?«
Fabian Loibner
starrte auf seine Tennisschuhe.
Pestallozzi
streckte die Hand aus, und Leo schaltete in der Sekunde. Er holte die beiden Tüten
hervor und reichte sie dem Chef. Fabian Loibner riskierte einen kurzen Blick darauf
und schniefte, er sah nun drein, als ob er am liebsten laut losgeschluchzt und nach
seiner Mama gerufen hätte. Pestallozzi hielt ihm die Tüten unter die Nase. »Fabian?«
Schweigen
und Schnaufen.
»Ich weiß
gar nix«, sagte der Fabian Loibner endlich. Es hätte wohl trotzig klingen sollen,
aber es klang nur kläglich.
»Schau,
Fabian«, sagte der Chef. »Das hilft doch alles nichts. Wir hören jetzt auf mit den
Spielchen und du erzählst mir die ganze Geschichte. Und lass das Leugnen, ja? Man
hat dich nämlich gesehen, wie du das Kuvert in den Postkasten gesteckt hast. Aber
wenn dir eine Gegenüberstellung lieber ist, na ja, von mir aus.«
Der Loibner
Fabian gab klein bei. Er hob den Kopf und sah Pestallozzi an. Nie wieder würde er
sich in Ermittlungen einmischen, das stand in sein pickeliges Bubengesicht geschrieben.
»Mit dem
Mord hab ich nix zu tun! Ich schwör’s!«
»Das weiß
ich doch«, sagte Pestallozzi. »Aber wie bist du zu dem Messer gekommen?«
»Das ist
auf einmal da gewesen. In der Küche. So ein Messer haben wir nie verwendet. Und
ich hab dann nur so zum Spaß zum Patrick …« Er verstummte.
»Weiter«,
sagte Pestallozzi sanft.
»Ich hab
dann zu einem Freund von mir gesagt, dass bei uns vielleicht das Messer aufgetaucht
ist, mit dem der Gleinegg … Na ja, und der hat dann …« Er verstummte wieder, offenbar
wurde die Sache kompliziert.
»Ist dein
Freund vielleicht der Patrick Gmoser?«, fragte Pestallozzi. Leo starrte ihn ehrfürchtig
an. Wie der immer Namen und Verbindungen aus dem Hut zauberte, der Chef war ein
echter Zauberer.
Fabian Loibner
schluckte und nickte.
»Also weiter«,
drängte Pestallozzi.
»Ich hab’s
dem Patrick erzählt. Und der hat den Jakob, den Rittlinger, einmal so ganz nebenbei
gefragt, ob er weiß, wie das Messer ausgeschaut hat, mit dem der Baron erstochen
worden ist. Der hat zuerst nix sagen wollen, aber dann hat er dem Patrick erzählt,
dass es wahrscheinlich das kleine Jausenmesser gewesen ist, das er immer bei sich
getragen hat, so eines mit einem Holzgriff. Und dann hat der Patrick gesagt, dass
wir es probieren sollen. Vielleicht ist es ja wirklich das Mordmesser, das ich bei
uns in der Küche gefunden hab. Und dass die Familie vom Gleinegg so reich ist, die
haben sogar einen Rolls-Royce in der
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