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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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und heißem Hefeteig den Raum. Er hatte die Pizza gerade aus dem Ofen geholt und in Viertel geschnitten, als plötzlich die Tür aufging. Kain stürmte herein, gefolgt von Blankert, der seit Samstag bei ihnen untergekommen war. Alessio konnte den Mann nicht leiden.
    »Na, Kleiner!« Kain nahm sich ein fädenziehendes Viertel der Pizza vom Backblech, biss mit großen weißen Zähnen hinein und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Blankert lenkte seine Augen von einem zum andern und grinste. Alessio hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen.
    »Was Alessio? Wenn Kain da ist, musst du sehen, dass du was zu essen abkriegst.«
    Er warf seinen Trenchcoat über eine Stuhllehne und setzte sich zu den Männern. Mit seinem grauen Anzug wirkte er wie ein Manager, und die anderen waren plötzlich nichts weiter als kalabrische Bauern, die der Südwind vom Mittelmeer über die Alpen gespült hatte. Sie unterhielten sich, als wäre Blankert gar nicht da. Kain prahlte aufgekratzt mit seinen Taten.
    »Das war geil, Enrico, oder?« Er sprach mit vollem Mund und spülte die Pizza mit Bier herunter. »Der Alten haben wir einen schönen Schrecken eingejagt. Die wird sich jetzt zweimal überlegen, ob sie ihre Schweinereien weiterschmiert.«
    Alessio sicherte sich die Hälfte der Pizza und kehrte an seinen Platz am Fenster zurück. Minuten vergingen, in denen die Männer sich wieder in ihre Gespräche vertieften und Kain seine Taten in allen Farben ausmalte. Er verschwand in der Unsichtbarkeit. Erst, als das Telefon klingelte, wurde es plötzlich still. Alessio, der auf dem Display seine heimische Nummer erkannt hatte, hob ab, ehe er nachdenken konnte.
    »Alessio Cortese.« Am anderen Ende blieb es still. Er hörte sie nur atmen, leise, aus und ein und wieder aus und ein.
    »Laura?«, fragte er leise. Und dann sagte er das Wort, das er noch nie gesagt hatte und wohl auch nie wieder sagen würde. »Madre.«
    Kaum hörbar hängte sie den Hörer ein. Alessio spürte die Blicke der Männer, die sich wie Messer in seinen Rücken bohrten. Er drehte sich um. Das Schweigen traf ihn wie eine Mauer.
    »Il figlio di Giorgio« , sagte einer. Giorgio, von dem niemand wusste, wie er zu Tode gekommen war. Und in der Stille standen weitere italienische Worte, als würde sie jemand mit Blut an die Küchenwand malen.
    Vendetta di sangue.

49.
    Als Fabian und Gianluca gegangen waren, versank Leonie in hektischer Aktivität. Sie räumte die Schränke aus, wischte über die Regalböden, polierte die Glasscheiben der alten Einbauküche und des Küchenbüfetts und stellte Teller, Tassen und Vorräte danach ordentlich wieder hinein. Zum Schluss rieb sie mit einem in Bienenwachs getränkten Lappen über den Holztisch, bis der ganze Raum roch wie beim Imker. Die Großaktion hatte sie Paps zu verdanken. Nach einem kurzen Blick auf seine mittlere Tochter hatte er ihr Leander abgenommen und saß jetzt mit ihm beim Jahrgangstreffen seiner alten Schulklasse. Leonie konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Kleine mit dem Charme seines Vierzähnelachens lauter glatzköpfige ältere Herren bezauberte und ihr Vater hauptsächlich damit beschäftigt war aufzupassen, dass er nicht nach den Biergläsern grabschte.
    In Hausmanns Küche blitzte es zwar wie neu, aber gegen Leonies Frust hatte der Anfall von Putzwut nicht wirklich geholfen.
    Als es zu regnen aufhörte, trat sie mit ihrer Kaffeetasse in der Hand auf die Terrasse hinaus. Der Garten dampfte vor Feuchtigkeit. Leonie versank in den gleichen Grübeleien, die sie schon den ganzen Nachmittag quälten. In einer Viertelstunde zwei Beziehungen in den Sand zu setzen, war eine reife Leistung. Komplizierte Dreiecksbeziehung … Wie hatte sie nur glauben können, dass sie imstande war, die Lage im Griff zu haben? Ich hätte nicht mit Gianluca schlafen sollen , dachte sie reuevoll. Andererseits hatte es zwischen ihnen mehr als gestimmt. Leonie spürte, wie ihr Gesicht in der kühlen Luft zu glühen begann. Doch als Fabian, der Möchtegernheld und Lebensretter, mit seinen Blessuren in der Tür gestanden hatte, hatte ihr Herz einen Satz gemacht.
    Sie fröstelte und hob die Augen. Im dunkelgrünen Dickicht am oberen Ende des Gartens hing der Regendunst wie Herbstnebel. Dieser Sommer hielt nicht, was er versprochen hatte.
    Resigniert kehrte sie ins Haus zurück, stellte die leere Tasse neben die Spüle und klappte ihr Notebook auf. Wie von selbst gaben ihre Finger das Wort Mafia in die Suchmaschine ein. Knapp 280 Millionen

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