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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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Einträge. Nun, über mangelnde Beschäftigung konnte sie wirklich nicht klagen. In der nächsten halben Stunde grenzte sie den Begriff genauer ein und arbeitete einen Eintrag nach dem anderen ab. Draußen spannte sich der Himmel wie grünes Milchglas über dem Garten.
    »Hey.« Den Mops im Schlepptau, trat Sebastian in die Küche, setzte sich auf einen Stuhl und streckte seine langen Beine unter den Tisch. Seine Turnschuhe hatten eine Reihe matschiger Fußspuren auf dem Fliesenboden hinterlassen, zu denen sich jede Menge zierliche, braune Hundeabdrücke gesellten. Leonie öffnete schon den Mund, um ihren Bruder anzumotzen, ließ es aber bleiben, als sie sein Gesicht sah. »Wo hast du denn die Baumelfe gelassen?«, fragte sie stattdessen.
    »Hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Was, Flavia oder eure Beziehung?«
    »Hatten wir eine? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Ich dachte«, sagte sie kleinlaut.
    »Da hast du dich geirrt.« Er stand auf, holte eine Literflasche Cola aus dem Kühlschrank, öffnete sie und trank in großen Zügen direkt aus der Flasche. Wieder beschwerte sie sich nicht. Der Mops streckte sich unter dem Tisch aus und legte das knautschige Gesicht mit einem Schnaufen auf seine Vorderbeine.
    »Madame Primaballerina hat sich fürs Verhungern entschieden.«
    Leonie schluckte trocken, sprachlos.
    »Sie ist heute in die Ballettschule zurückgekehrt, auf Anordnung ihrer Frau Mama, die sie für gesund erklärt hat.«
    »Aber …«
    »Ja, genau«, unterbrach er sie. So aufgebracht hatte sie ihn noch nie gesehen. »Ihre Eltern haben sie besucht, als wir gerade spazieren gingen. Der Vater ist ja ganz okay, aber ihre Mutter besteht darauf, dass sie weiter an ihrer Karriere als Primaballerina arbeitet. Und dafür soll sie so dünn bleiben, wie sie ist. Leonie, sie ist immer noch magersüchtig. Sie löst sich in Luft auf.«
    Sie stand auf, nahm ihren Bruder in die Arme und spürte seinen breiten Rücken, die Schultern, die Muskeln an seinen Oberarmen. Er wurde erwachsen. »Das tut mir leid«, sagte sie leise.
    » Sie kann einem leid tun«, gab er bitter zurück und zog sich in sein Zimmer zurück. Leonie setzte sich wieder an den Rechner und dachte plötzlich an Alessio. Wie in Trance gaben ihre Finger die Stichworte »Mafia« und »Initiationsriten« ein.

    »Wer war es, figlio di puttana ?«
    Sie hatten Blankert die Hände auf dem Rücken gefesselt. Zu fest. Die Lederriemen schnitten in seine Handgelenke ein und hinterließen dort tiefe rötliche Streifen. Darunter waren seine Finger grau angelaufen und geschwollen. Das muss sauweh tun , dachte Alessio. Er stand neben Kain vor der glänzenden Front der Einbauküche, wider Willen fasziniert von dem Verhör, das eigentlich nur noch Formsache war. Onkel Alberto beugte sich über Blankert, sein Cordsakko stand offen, die graubraunen Locken fielen ihm in sein zornrotes Gesicht.
    »Wer sind die Hintermänner?«, fragte er mit seiner heiseren Stimme. Alessio ahnte, dass sein Deutsch besser war, als er sie alle wissen ließ.
    »Ich habe nichts davon mitgekriegt.« Blankerts Blick blieb an Alessio hängen. Er wich ihm aus. Der Typ hatte schon verloren.
    Kain war zu abgebrüht, um die Situation zu beachten. Er reinigte seelenruhig seine Fingernägel und ließ den Dreck auf die Ablage fallen. Das »Fallen Angel« war nur ein kleines Standbein in den Geschäften der ’Ndrangheta in Süddeutschland gewesen, ein Steckenpferd, und doch brachte sein Fall das Imperium ins Wanken, als hätte jemand an einem Grundpfeiler gesägt. Kain, Mario und Alessio waren die Prinzen des Reiches und sahen zu, wie der Geschäftsführer von ganz oben nach ganz unten fiel.
    »Ich glaube dir nicht, Enrico.«
    Sie hatten Blankert aufgenommen, als der Puff aufgeflogen war und er dringend untertauchen musste. Fast war er trotz seiner blauen Anzüge und der Krawatte ein Teil des Clans gewesen. Doch dann hatten sich die Anzeichen gemehrt, dass er den Kinderhandel unter den Augen seiner Chefs gedeckt hatte. Vielleicht hatte sein Onkel den Verräter auch ganz bewusst ins offene Messer laufen lassen. Wer sich in die Höhle des Löwen wagte, wurde schnell selbst zur Beute.
    »Wie viel hat es dir eingebracht, Kinderficker?«, fragte Alberto leise.
    Blankert lief zuerst rot an. Dann verfiel sein Gesicht und wurde aschfahl. Seine Stirn glänzte vor Schweiß. »Nichts.« Onkel Alberto schüttelte den Kopf. »Wenn ich dir nur glauben könnte.« Er schlug Blankert mit der Faust ins Gesicht. Sein Kopf flog zur

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