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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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der Theke hatte eine junge Frau in Jeans und T-Shirt eingenommen, die in aller Seelenruhe das bestellte Bier zapfte.
    »Was führt euch her?« Stankovic war um die sechzig. Er hatte sich seine letzten Haarsträhnen sorgfältig mit Pomade auf die Glatze geklebt. An seiner rechten Hand glänzte ein goldener Siegelring. Sein Blick traf sie aus blutunterlaufenen Augen, die einiges über seinen Alkoholkonsum aussagten. »Ich denke, du weißt, warum wir hier sind«, begann Keller. Stankovic lachte leise. »Hat sie euch ausgetrickst, die Kleine?«
    Keller schüttelte den Kopf. »Es hat sich also schon herumgesprochen, dass Milena Peter Ölnhausen nicht ermordet hat.«
    »Nun.« Stankovic setzte sich zurück und faltete zufrieden die Hände über seinem dicken Bauch. »Esslingen ist ein Dorf und Stuttgart sowieso. Außerdem steht es in der Zeitung.« Er deutete auf den Tisch mit den Fernfahrern, von denen einer seinen Kopf gerade in eine Bildzeitung versenkte.
    »Die immer recht hat«, fügte Keller trocken hinzu. »Kanntest du Peter Ölnhausen?«
    »Was heißt kennen.« Stankovic legte seine gefalteten Hände auf den Tisch. »Du weißt ja, dass ich in der Szene aktiv war. Zu meiner Zeit.«
    »Ich weiß, dass du einige Pferdchen am Laufen hattest.«
    Fabian horchte auf. Jetzt wurde es interessant.
    »Ich war recht erfolgreich«, fuhr Stankovic fort. »Und in der Tat, ich kannte Peter Ölnhausen. Er ist schon vor zwanzig Jahren zu Nutten gegangen. Seine Alte konnte ihm im Bett wohl nicht alles recht machen. Jasmina!«, rief er in Richtung Theke. »Bring uns noch mal dasselbe und mir ein Bier!«
    »Mir eine Cola bitte!«, sagte Fabian.
    »Zwei Colas!«, brüllte der Wirt.
    »Vielleicht ist seine Ehe ja deshalb gescheitert«, warf Fabian ein.
    »Ihre Naivität können Sie sich abschminken.« Stankovic beugte sich vor, so dass Fabian seinen sauren Atem riechen konnte. »Ehefrauen sind abgebrühter, als Sie denken. Besonders, wenn sie sich dafür nicht an den Bettpfosten fesseln lassen müssen.«
    Unwillkürlich musste Fabian grinsen. »Schon damals stand Ölnhausen also auf Fesselspiele.«
    »Jawohl«, sagte Stankovic. »Schon damals war er ein perverses Arschloch. Hin und wieder hat er meine Nutten grün und blau geprügelt. Aber in den letzten Jahren hat er sich sein Vergnügen nach Hause geholt. Schlauer Hund. Da hatte er freie Hand.«
    »Wie bei Milena«, sagte Keller. »Weißt du, wo er sie aufgegabelt hat?«
    Stankovic zuckte die Schultern. »Hat die Kleine es nicht rausgelassen? Sie ist gar nicht so dumm. Ich an deiner Stelle würde mich mal im ›Fallen Angel‹ in Cannstatt umhören. Die arbeiten vorwiegend mit Nutten aus Osteuropa.«
    Jasmina brachte die Getränke und streifte Fabian mit ihren vollen Brüsten. Er warf einen vorsichtigen Blick auf die Vorderseite ihres T-Shirts, das sich vielversprechend wölbte.
    »Und wer liefert ihnen die Mädchen?«
    »Wenn ich das wüsste …« Stankovic legte seine Hände auf den Tisch und schüttelte den Kopf.
    »Wenn du das wüsstest, würdest du es mir auch nicht sagen«, vermutete Keller. »Und das kann ich sogar verstehen. Aber ein paar allgemeine Informationen wirst du mir doch wohl geben können.«
    »Nun gut.« Der Wirt räusperte sich. »Der Mädchenhandel ist in den Händen von organisierten Banden. Sie werben die Mädels in ihren Heimatländern mit seriösen Angeboten an. Pflegerin, Model, Bedienung. Wenn sie dann mal hier sind, müssen sie ihren Pass abgeben und ihre Transportkosten in Bordellen abarbeiten. Oft sind sie noch minderjährig. Und sie werden immer wieder ausgetauscht, weil die Freier neue Ware wollen.«
    »Aber wissen die Frauen denn nicht, auf was sie sich da einlassen?«, fragte Fabian geschockt.
    »Doch, doch. Die meisten ahnen es zumindest. Manche denken sogar, dass man dabei gar nicht so schlecht verdient. Und da gehen sie das Risiko ein.«

41.
    Am frühen Abend standen sie vor der Tür des »Fallen Angel« in Bad Cannstatt. Das weitläufige Industriegebiet, in dem sich der Club befand, lag nicht weit vom Neckarpark entfernt. Am Rande seines Gesichtsfelds erahnte Fabian die futuristische Architektur des Mercedes-Benz-Museums. Wie oft war er mit oder ohne seinen Bruder die breite Straße vor dem Prunkbau bis zum Stadion weitergefahren, wo an den Wochenenden der VfB Stuttgart spielte. Rund um das Bordell war das Industriegebiet von weitläufigen Straßen durchzogen, an deren Rändern LKWs parkten. Im Vorderhaus befand sich eine Autovermietung,

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