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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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Blankert nickte. »Den Gang vor. Dann die erste Tür rechts.«
    Fabian verließ den Raum und fand die Treppe in den Hinterhof am anderen Ende des Flurs. Vor der Tür stand die Schöne und drückte mit der Spitze ihres High Heels eine Zigarette aus. »Du kommst von Milena?«, flüsterte sie in akzentfreiem Deutsch. »Ich bin Irina. Wenn du sie siehst, kannst du sie von mir grüßen. Sie war meine Freundin.«
    Er nickte. »Wir haben sie freigelassen.«
    »Ich weiß es aus der Zeitung. Sie hat das Schwein nicht ermordet. Eigentlich schade.«
    »Ölnhausen ist ja ein schöner Ruf vorangegangen.«
    »Er hatte Spaß daran, uns zu misshandeln. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass er sie irgendwann noch umbringt, rein aus Versehen. Keine von uns wollte mit ihm aufs Zimmer, weil er uns nicht nur festgebunden, sondern auch geschlagen und gewürgt hat. Nur dann konnte er.«
    Fabian schluckte. »Und Milena? Warum ist sie zu ihm gezogen?«
    Die Tänzerin stieß mit der Spitze ihres High Heels gegen die Tür. Es knackte leise und metallisch. »Milena hält keinen Sex im Akkord aus. Sie hat wohl gedacht, dass sie es bei Ölnhausen besser hat.« Sie spuckte in den Staub. »Das war ein Irrtum.«
    »Wer bringt Mädchen wie sie nach Deutschland?«, fragte Fabian leise und schaute verstohlen zum Bürofenster. Wie lange konnte man auf der Toilette bleiben, ohne Verdacht zu erregen? »Sag, was du mir zu sagen hast! Ich muss gleich zurück, sonst fällt es auf.«
    »Ich kenne die Männer nicht näher«, flüsterte sie. »Ich selbst bin Deutschrussin. Hier geboren. Aber die Mädchen munkeln von einer Gruppe, in der Russen mit Italienern zusammenarbeiten. Hin und wieder bedienen sie sich bei uns. Mischa ist auch Russe. Der kennt sie sicher besser.«
    »Und Blankert?«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Das Pokerface vertritt den Laden nach außen und sonst nichts.«
    »Musst du nicht zurück in die Bar?«
    Sie winkte ab. »Ich hab es nicht eilig. Bei den zwei Hanseln kann ich mir Zeit lassen.«
    In diesem Moment bewegte sich hinter dem Bürofenster ein Schatten. »Komm!«
    Sie dirigierte ihn lautlos zur Treppe und in den zweiten Stock. Nur die Spitzen ihrer strassbesetzten Schuhe berührten die Stufen. Der Tanga saß unglaublich tief in ihrer Poritze.
    »Wohin willst du?«, fragte er und hatte die absurde Vorstellung, sie würde ihn für einen Quickie in eines der Zimmer führen. Der Gang war mit rotem Teppichboden ausgelegt. An der Wand hingen Leuchter in Form von weißen Glaslilien.
    »Schnell!« Sie rannte die letzten Meter, riss eine Tür auf und blieb so abrupt im Rahmen stehen, dass er sie fast umgerannt hätte. Im Zimmer stand ein großes Doppelbett, auf dem ein Mädchen saß. Das Kind hatte die Decke bis an seine mageren Schultern gezogen und starrte sie aus angsterfüllten Augen an. Seine dunklen Haare ergossen sich über die Bettdecke. Fabian kannte sich mit Teenagern nicht aus, aber die Kleine konnte nicht älter als elf oder zwölf sein.
    »Frischfleisch«, flüsterte Irina. »Sie werden immer jünger. Das wollte ich dir zeigen. Sie verkaufen sie als Neuware. Ungebraucht.«
    Fabian schluckte trocken und ging auf das Mädchen zu. »Hab keine Angst! Wir werden dir helfen.«
    Die Kleine rutschte wie ein Krebs auf dem Po bis an den hinteren Rand des Doppelbetts. Ihre Augen standen voll blankem Entsetzen.
    Irinas Hand legte sich auf seinen Arm. »Du kannst im Moment nichts für sie tun. Und sie versteht dich sowieso nicht.« Entschlossen zog sie Fabian aus dem Zimmer.
    »Aber …« Er schaute sich um. Die Tür fiel hinter Irina ins Schloss. Der Gang war leer und still.
    »Du hast noch nicht viel gesehen in deinem Polizistendasein«, stellte sie fest. »Wenn ihr den Laden hochgehen lasst, muss das gut geplant sein. Und ich will dann nicht hier sein. Hörst du?«
    Als Fabian das Büro betrat, verabschiedete sich Keller gerade mit Handschlag.
    »Sie haben aber lange gebraucht.« Blankert musterte ihn misstrauisch.
    »Ein Virus«, log er ungeniert. »Seit letztem Wochenende. Ich werde es einfach nicht los.«
    »Dann drücke ich Ihnen besser nicht die Hand«, sagte der Geschäftsführer angewidert und brachte sie in die Bar, in der sich Irina inzwischen wieder an der Stange räkelte. »Lassen Sie von sich hören, wenn Sie etwas Neues erfahren! Schließlich war Ölnhausen mal so etwas wie ein Stammkunde von uns.«
    Sie verließen das Haus durch den vorderen Ausgang und beachteten Mischa nicht weiter. Auf dem Parkplatz blieb Keller

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