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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Tom.
    Kurz darauf erscheint Claire mit einem Teller in der Hand. Sie serviert ihm ein Steak. Er zerkleinert das Fleisch und frisst wie ein Schwein. Benützt nur seine Gabel.
    Als er fertig gegessen hat, rülpst er lautstark, wischt sich mit dem Ärmel seines schmutzigen Hemdes den Mund ab und langt nach einer Zigarette. Klopft sie gegen das Feuerzeug, steckt sie in den Mund und zündet sie an.
    Angewidert wende ich mich ab. „Lasst uns hineingehen. Mir ist kalt“, sage ich.
    Tom schnappt sich eine Bierflasche, öffnet sie mit seinem Feuerzeug und trinkt das eiskalte Budweiser in einem Zug aus. Dann rülpst er wieder lautstark und schaut mich listig an.
    „Ich könnte die Ersatzteile für euren Wagen bekommen. Kosten mich aber mehr als dreihundert Dollar. Und die Reparatur kostet dich auch ein bisschen was. Um fünfhundert kriegt ihr einen meiner Gebrauchtwagen.“
    „Das Cabrio ist ein Leihwagen. Die Autovermietung in Las Vegas wird uns morgen Früh bestimmt einen neuen Wagen schicken.“
    „Dieser Schrotthaufen ist garantiert kein Leihwagen. Verkauf uns nicht für blöd, Kleines. Den hat euch irgendein Gauner in Vegas angedreht. Gib’s zu!“, sagt Tom.
    Es ist sinnlos, mit Betrunkenen zu streiten. Ich stehe auf und gehe in die Bar.
    Jamie folgt mir, holt ein zweites Sixpack aus dem Eiskasten, stellt sich zu mir an die Theke und legt mir den Arm um die Schultern. Ich will mich seiner Umarmung entziehen, habe aber Angst vor seiner Reaktion.
    Zum Glück lässt er mich gleich wieder los und raucht den nächsten Stein. Seine Gier nach dem Zeug ist größer als seine Lust auf mich, denke ich erleichtert.
    Tom kommt ebenfalls in die Bar, schnappt sich ein Fläschchen Bier und trinkt es wieder in einem Zug leer. Genüsslich streichelt er seinen fetten, nackten Bauch. Noch nie habe ich einen so ungustiösen Menschen aus nächster Nähe erlebt.
    „Sind wir im Geschäft, schöne Zigeunerin?“ Sein blödes Grinsen macht mich wütend.
    Wieso weiß er, dass meine Vorfahren Roma waren? Vermutet er es, weil ich rote Haare und eine braune Haut habe? Oder hat Orlando geplaudert?
    „Ich habe keine fünfhundert Dollar bei mir. Aber ich würde mir Ihr Angebot gern bis morgen Früh überlegen. In der nächsten Siedlung gibt es bestimmt eine Bank, oder? Ich gehe jetzt schlafen.“
    Jamie protestiert, bietet mir noch einmal seine kleine Pfeife an.
    Ich lehne erneut dankend ab. Nehme eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und lass die beiden allein.
    Im Gehen höre ich Tom fragen: „Weiß sie Bescheid?“
    „Nein. Woher soll sie wissen …?“
    „Trau niemandem. Vor allem keiner Frau!“
    Worüber sollte ich Bescheid wissen? Auf dem Weg zu unserem Zelt grüble ich über die paar Sätze nach, komme aber zu keinem Ergebnis.
    Ich habe das Gefühl zu stinken und sehne mich nach einer langen heißen Dusche. Als ich vorhin auf der Toilette war, habe ich dort zwar einen Abfluss im Boden gesehen, aber keine Duschvorrichtung. Wahrscheinlich spritzen sich diese Leute einfach mit dem Schlauch ab. Da ich dieses stille Örtchen sicher nicht mehr betreten werde, kommt so ein spezielles Waschritual für mich ohnehin nicht in Frage. Orlando wird wohl oder übel mit meinem etwas strengen Geruch vorlieb nehmen müssen.
    Meine Augen benötigen einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit im Freien zu gewöhnen. Mit Hilfe meiner Mini-Taschenlampe, die ich am Gürtel meiner Jeans hängen habe, finde ich den Weg zu unserem Zelt ohne Schwierigkeiten. Außerdem ist die Nacht sternenklar. Beinahe Vollmond.
    Der kleine Abendspaziergang tut mir gut. Vielleicht hätten wir unser Zelt noch ein paar hundert Meter weiter von der Tankstelle aufbauen sollen, denke ich, als ich einen Blick zurück auf die beleuchtete Baracke werfe.
    Orlando ist hellwach, als ich zu ihm ins Zelt krieche. Er hat unsere Rucksäcke mitgebracht und das Bett gemacht. Wir müssen uns die Matte teilen. Zum Glück hat jeder von uns eine eigene Decke.
    „Ich fürchte mich vor diesem verrückten Tom“, sagt er.
    „Ich mich auch. Lass uns abwechselnd Wache halten. Funktioniert dein Handy hier?“
    „Nein. Kein Empfang. Am Highway hatte ich zwei Balken.“
    Obwohl wir uns nicht berühren, spüre ich, dass er am ganzen Körper zittert.
    „Ich habe noch einen Balken“, lüge ich. „Wenn’s eng wird, rufen wir Detective Hunter in Vegas an. Ich habe seine Nummer gespeichert.“
    „Wenn es dann nicht zu spät ist.“
    „Sei nicht so pessimistisch. Außerdem sind Jamie und Claire auch

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