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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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Kerzen eingerahmt, lag ein Kind, ein Junge.
    Nackt. Bewusstlos.
    Die Droge hatte schon nach kürzester Zeit ihre Wirkung bei ihm entfaltet, und nun lag er in ihrer Mitte, ihren Blicken ausgeliefert.
    Einer der Männer sah den Jungen immer wieder an, doch die Ermahnung eines weiteren riss ihn aus seinen Gelüsten, und er schloss erneut die Augen.
    Draußen peitschte der Wind um das Gebäude, heulte die Fenster an und löschte noch mehr Kerzen. Wieder wurden sie neu entzündet.
    Der Mann, der das bewusstlose Kind angestarrt hatte, hörte eine Bewegung zu seiner Rechten, schaute aber nicht auf. Er wusste, was nun geschah. Wusste, dass sich einer der anderen erhoben hatte und nun dastand, die Arme in einer Geste ausgestreckt, die alle am Tisch einschließen sollte.
    Der Stehende fing an zu sprechen, doch seine Worte ließen sich nicht immer leicht verstehen. Das lag nicht an der Akustik, sondern an ihrer Natur.
    Eigentümliche, scheinbar bedeutungslose Wendungen kamen ihm über die Lippen. Die anderen hörten die Worte, begriffen aber nicht ihren Sinn.
    Es wurde kälter im Raum.
    Das Kind auf dem Tisch zuckte einen Moment zusammen, vielleicht kurz von der Kälte berührt, doch nach einem leisen Seufzen glitt der Junge wieder tiefer in seine Bewusstlosigkeit.
    Die Kälte nahm zu.
    Ein Gefühl, als werde jedes Grad Wärme nicht nur aus dem Raum, sondern auch aus den Männern am Tisch gesogen. Sie fingen an zu zittern, nicht zuletzt auch derjenige am Kopfende der massiven Eichentafel. Er hob den Kopf und sah, dass sein Kollege immer noch sprach, doch die scheinbar bedeutungslosen Wendungen hatten sich in einen Sprechgesang verwandelt.
    Der Sprechgesang wurde lauter.
    Die Kälte greifbarer.
    Eine Brise schien durch den Raum zu wehen, und viele der Kerzen erloschen. Ihr gelblicher Schein so entschlossen getilgt, als hätten unsichtbare Finger die Dochte ausgedrückt.
    Als die dabeistehenden Männer Anstalten machten, sie wieder anzuzünden, hob der Skandierende eine Hand, um sie daran zu hindern. Sie wichen wieder in die Schatten zurück, dankbar, sich in der Düsternis verbergen zu können.
    Der Sprechgesang verstummte.
    Ein leises Grollen ertönte, das keinen besonderen Ursprung zu haben schien, sondern von überall rings um den Tisch ausging.
    Aus dem ganzen Saal.
    Als stehe das gesamte Gebäude mit allen Menschen darin kurz davor, von einem Erdbeben verschluckt zu werden.
    Ein Kerzenleuchter fiel mit lautem Poltern auf den Steinboden. Ihm folgte ein weiterer.
    Und noch einer.
    Wenn ein Leuchter fiel, erloschen seine Kerzen, und die Dunkelheit im Saal nahm zu.
    Dasselbe galt für die Kälte.
    Der Mann am Kopfende der Tafel blinzelte durch die Finsternis und sah etwas.
    Am anderen Ende des Saals konnte er trotz der Dunkelheit eine Gestalt erkennen. Irgendwie schwärzer als die Nacht schien es so, als habe ein Teil des Dunkels eine greifbare Form angenommen und sich aus dem Rest der Schatten gelöst.
    Diese Gestalt näherte sich nun der Tafel.
    Der Mann kniff die Augen zusammen, nicht nur um in der Schwärze besser sehen zu können, sondern auch, um festzustellen, worum genau es sich bei dem Schemen handelte.
    Er schluckte, als ihm aufging, dass derjenige, den sie herbeigerufen hatten, nun unter ihnen weilte.
    19
    Helle Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster des Büros in Mayfair. Staubpartikel tanzten in dem goldenen Schein, als würden sie magisch von ihm angezogen.
    Das Sonnenlicht fiel auf die polierte Platte von Jeffrey Donaldsons Schreibtisch. Er saß auf seinem Drehstuhl und paffte zufrieden seine Pfeife. Rauch stieg in kleinen Wölkchen auf, löste sich hoch über ihm auf und umwirbelte den großen Kristalllüster in der Deckenmitte.
    Der Stuhl verursachte kaum ein Geräusch, wenn er sich darauf hin und her bewegte. Tatsächlich wirkte der ganze Raum unnatürlich still. Sogar die Schritte des anderen Mannes, der sich darin aufhielt, wurden von einem dicken Teppich verschluckt.
    Tom Westley ging durch das Büro und stellte ein Kristallglas vor Donaldson ab. Dieser blickte von der Akte, in die er sich vertieft hatte, auf und begutachtete den Inhalt des Glases.
    »Ist es dafür nicht noch ein bisschen zu früh, Tom?«
    »Wenn Sie ihn nicht wollen, trinke ich ihn«, meinte Westley und nippte an seinem eigenen Scotch.
    Er war ein oder zwei Jahre älter als Donaldson und deutlich kräftiger gebaut. Ein breitschultriger, muskulöser Mann mit sonnengebräuntem Gesicht und großen Händen, die nicht nur das Glas klein

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