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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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einen verquollenen und aufgedunsenen Eindruck, als habe sie geweint. Allmählich bildeten sich hässliche Tränensäcke, fand sie, und ärgerte sich über den Anfall von Eitelkeit. Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
    Neben ihr hatte sich Mark Channing auf dem Beifahrersitz zurückgelehnt, hielt die Augen geschlossen, als hoffte er, den Schlaf nachzuholen, der ihm aus der vergangenen Nacht fehlte. Und doch wusste er, dass mit dem Schlaf auch die Träume kamen.
    Diese Träume.
    Er öffnete die Augen, rieb sie mit den Handballen und blinzelte auf die vorbeirauschende Landschaft. Dann sah er zu Cath hinüber, die es gar nicht zu bemerken schien. Er nahm jede Einzelheit ihrer äußeren Erscheinung und ihres Outfits zur Kenntnis. Das dünne Gesicht mit den hohen Wangenknochen, die langen Haare, die vom Wind zerzaust wurden, der durch das offene Fenster hereinwehte. Sie trug eine schlichte Bluse, die erfolgreich ihre Brüste verbarg. Ihre Jeans saß eng, und an einigen Stellen haftete noch der Staub aus der Kirche.
    Die Kirche.
    Anscheinend konnte er dem Gebäude nicht entkommen, egal wohin er seine Gedanken abzulenken versuchte, und in diesem Moment beschäftigten sich seine Gedanken nicht mit einem Relikt aus der Vergangenheit, sondern richteten sich fest auf die Gegenwart.
    »Ich glaube, ich habe noch gar keine Zeit gehabt, dir für dein Kommen zu danken, Cath«, sagte er schließlich. »Ich weiß das zu schätzen.«
    Sie lächelte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst. Nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich dachte, es fällt dir schwer.«
    »Was vorgefallen ist, gehört der Vergangenheit an, Mark.«
    »Willst du damit sagen, du hast alles vergessen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe es nicht vergessen. So einfach kann man Erinnerungen nicht auslöschen.«
    » Willst du sie denn auslöschen?«
    »Unsere Affäre ist beendet. Damals sind wir andere Menschen gewesen.«
    Er wirkte ein wenig enttäuscht.
    »Damals war es gut, aber diese Zeit ist längst vorbei.«
    »Und du willst nicht, dass es noch einmal passiert?«, fragte Channing etwas leiser.
    »Nein.«
    Cath war verblüfft, dass sie es schaffte, so direkt zu antworten. Sie hoffte, ihn nicht gekränkt zu haben. So oder so musste er lernen, damit zu leben.
    »Gibt es aktuell jemanden bei dir?«, wollte er wissen.
    »Ist das wichtig?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Du bist mehr als nur neugierig, Mark«, versetzte sie müde. »Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, momentan gibt es niemanden in meinem Leben.«
    »Willst du mir damit sagen, dass deine Arbeit an erster Stelle steht?« Der Anflug von Sarkasmus in seinem Tonfall entging ihr nicht.
    »Was ist so schlimm daran?«, fragte sie schnippisch.
    »Nichts. Ich habe dich nur nie als typische Karrierefrau gesehen«, sagte er, und wieder trat in seine Stimme dieser Unterton, der sie störte. Sie überlegte, etwas zu sagen, widerstand der Versuchung jedoch.
    »Meinst du nicht, es ist besser, wenn wir uns über den Grund unterhalten, warum ich eigentlich hergekommen bin, anstatt in der Vergangenheit zu bohren?«
    Channing schwieg einen Moment und schaute abwesend aus dem Fenster. Schließlich nickte er.
    »Dann lass mal deine Experten meinung hören.«
    Wieder dieser Unterton .
    »Das Entstehungsdatum des Fensters und alles, was du mir über seine Entstehung sagen kannst.« Er griff in seine Tasche, holte ein Päckchen Rothmans heraus und hielt es ihr auffordernd hin, bevor er sich selbst eine anzündete.
    »Ohne eine gründliche Untersuchung des Glases ist es noch zu früh, etwas Abschließendes zu sagen«, begann sie. »Aber nach allem, was ich bisher gesehen habe, würde ich sagen, dass es aus der Frühphase des 15. Jahrhunderts stammt.«
    »Womit es ungefähr in die Zeit von Gilles de Rais fällt«, murmelte er leise und sah seine ursprüngliche Theorie bestätigt. »Aber eins begreife ich nicht: Wenn der Mann ein Nekromant oder Schwarzmagier oder etwas in der Art war, warum sollte er dann ein Buntglasfenster in einer Kirche verstecken, die er bereits entweiht hatte?«
    »Nach allem, was ich bis jetzt von den Motiven auf dem Glas gesehen habe, ist dieses Fenster keine Opfergabe für Gott«, sagte Cath. »In der Regel gaben die Menschen sie als Zeichen ihrer religiösen Hingabe in Auftrag.«
    »Heilige Scheiße«, meinte Channing. »Vielleicht könnte dieses Fenster doch eine Opfergabe sein. Für eine andere Gottheit, die de Rais

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