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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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unsere Ohren spritzt und die Sinne der Menschen trübt. Es reicht, wenn ihr als Geschöpfe des Bösen in den Köpfen der Menschen lebt. Ich, der Hohepriester Ochmalat, bin gekommen, um das Land von euch zu reinigen.«
    Der Hohepriester stieß seinen knorrigen Stab auf den Boden und umklammerte den Stein, der an dessen Ende eingefasst war. Hell leuchteten seine Finger auf, fast durchscheinend wirkte Ochmalats Körper. Tastmar versuchte, Hagmu irgendetwas zu erklären, aber der Anführer verstand nicht. Er konnte den Blick nicht von dem Licht abwenden. Es war so warm und sah so friedlich aus.
    Ochmalat sprach kein einziges Wort. Der Nebel schien ihn einzuhüllen und durch ihn hindurchzuwandern. Ochmalat öffnete seinen Mund und sah in den Himmel. Der Nebel verdichtete sich und zog Schlieren. Er umschlang den Körper des Hohepriesters und kroch an ihm hoch. Die Brust des Priesters schwoll an, als er den Nebel förmlich in sich einsog. Sein Körper drohte zu zerplatzen. Der weiße Ornat spannte sich wie ein pralles Segel im Wind. Dann senkte Ochmalat den Kopf. Grün leuchtende Augen starrten aus seinem Gesicht.
    Hagmu spürte, dass etwas passieren würde, auf das die Oger nicht vorbereitet waren.
    »Töten Priester!«, schrie er seinen Gefolgsleuten zu.
    Korf und Negol stürmten los. Andere folgten ihnen auf dem Fuße. Bralba ließ ihren Speer in der Hand kreisen wie einen Tambourinstab und wartete darauf, was passierte.
    Hohl und kehlig hörte sich der Ton aus Ochmalats Mund an, als er grünen Nebel wieder ausspie. Der Atem des Priesters verformte sich, nahm Gestalt an. Zu Anfang glich er langen Gräsern, die flach im Wind lagen, doch dann nahm er die Form unzähliger Schlangen an, und aus ihren Enden heraus drückten sich Gesichter, Gesichter von Toten, halb zerfallen, verwest und faulig.
    Klagende Grimassen flogen auf die Oger zu und peinigten sie mit ihren Blicken. Lang und dürr zogen sie ihre Körper hinter sich her wie flatternde Gardinen bei Sturm. Die Oger schlugen und stießen auf die Geisterwesen ein, doch ihre Klingen durchschnitten die Leiber der Toten wie Luft. Keine irdische Waffe konnte ihnen etwas anhaben. Die gespenstischen Gestalten wiederum suchten nach der Wärme des Lebens und fanden sie. Laut kreischend stürzten sie sich auf die Kinder Tabals. Ihre Münder öffneten sich weit und weiter, entstellten die Gesichter zu Fratzen und entblößten nadelspitze Zähne.
    Die Oger fanden keine Möglichkeit, sich ihrer Angreifer zu erwehren. Denn diese waren wie der Nebel, der Hagmu und seine Krieger umgab, allgegenwärtig, aber nicht zu greifen. Die ersten von Hagmus Kumpanen brüllten entsetzt auf und schlugen mit ihren Waffen wahllos umher, traten mit Füßen oder versuchten, ihre Gegner abzuschütteln. Doch sosehr sie es auch versuchten, sie konnten sich nicht befreien.
    Ochmalat stand im Hintergrund. Seine Augen glühten immer noch, und der Stein, den er fest umklammert hielt, pulsierte wie ein schlagendes Herz. Es war kein Herankommen an ihn. Sobald einer der Oger auch nur andeutete, dem alten grauhaarigen Priester entgegenzutreten, stürzten sich knapp ein halbes Dutzend der Geisterwesen auf den Unglücklichen, umklammerten, bissen und zerrten an ihm. Fast einhundert der durchscheinenden Wesen schwebten durch die Luft und suchten gierig nach Opfern.
    Hagmu war immer noch gebannt von dem Licht und den Farben. Wie ein Sog zog es ihn an und ließ ihn nicht los. Erst als eines der Geisterwesen sich auf den Anführer der Oger stürzte und seine Zähne tief in dessen Schulter grub, erwachte der Ogeranführer aus seinem Tagtraum. Er brüllte auf, hieb mit seiner Axt nach dem grünen Schleier und wand sich unter den Schmerzen. Sein Blick fiel auf die beiden Kinder zu seinen Füßen. Sie hatten ihre Hände schützend über ihre Köpfe gelegt, die Gesichter tief in den Schößen vergraben. Ihre Mutter wurde gerade von den Geisterwesen fortgezerrt. Sie schrie und strampelte mit Armen und Beinen. Es half nichts, sie konnte ihren Peinigern nicht entkommen.
    Hagmu war unklar, warum er es tat, aber er tat es. Er steckte seine Axt zurück und packte die beiden Kinder. Noch immer klammerte sich der grüne Nebel an ihn. Er konnte durch den Kopf des Geistwesens hindurchsehen und erblickte dahinter den ungeschützten Teil zwischen Brustpanzer und Schulterschutz. Spitze Zähne gruben sich tief in sein Fleisch und saugten seinen Lebenssaft aus.
    »Vorwärts zu Hafen«, brüllte er seinen Kameraden zu. Er war noch nicht

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