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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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bereit, alles aufzugeben, wofür sie gekämpft hatten. Zuerst einmal mussten sie weg von diesem unsäglichen Ort und raus aus dem Nebel. Vielleicht bot sich ihnen die Möglichkeit näher am Wasser, durch eine leichte Brise oder dem Schutz einer Lagerhalle.
    Die meisten der Oger folgten dem Ruf ihres Anführers sofort. Nur vereinzelt versuchten die Kolosse, vielleicht doch noch eines der Geisterwesen zu töten oder wenigstens zu verletzen. Doch auch sie mussten schmerzhaft feststellen, dass es aussichtslos war, und schließlich folgten sie, übersät mit Blessuren, den anderen Ogern.
    Schon auf halbem Wege zum Hafen ließen die grünen Nebel ab von ihnen. Sie kehrten zurück zu ihrem Herrn oder verpufften zu hellgrünen Schlieren, die vom Weiß langsam geschluckt wurden.
    »Bauen Barrikade«, brüllte Hagmu.
    Er setzte die beiden Jungen vor sich ab und beugte sich zu ihnen herunter. Anscheinend waren sie von den Attacken verschont geblieben.
    »Oga«, schluchzte Simon.



19
Gespaltene Lager

    »Die Berge haben ihn verändert«, flüsterte Cindiel Hagrim ins Ohr. »Irgendetwas steht zwischen uns.«
    Die beiden saßen auf dem Pferd, das ihnen schon bei der Flucht aus Osberg geholfen hatte. Hagrim saß vorne, Cindiel hinter ihm.
    »Ja, sein Bauch«, kommentierte Hagrim trocken. »Daran sind aber nicht die Berge schuld, sondern das Essen. Wenn wirklich etwas zwischen euch steht, wäre mir eine hohe und dicke Mauer allerdings lieber. Aber nur wenn ich mir die Seite aussuchen kann, auf der ich stehe. Seit meinem kleinen Scherz mit dem Grab werde ich das Gefühl nicht los, dass er die ganze Zeit überlegt, ob er mich nun mittel- oder doch ganz durchgebraten verspeisen will. Ich will damit sagen, dass er sich bereits vorgenommen hat, mich umzubringen, sich aber noch unschlüssig ist bei der Zubereitungsart. Er will mich, das stand schon fest, als er das zehn Fuß tiefe Loch verlassen hat.« Hagrim nahm seine eigenen Worte recht gelassen hin.
    »Du hättest ihn nicht ärgern sollen«, erklärte Cindiel.
    »Das weiß ich jetzt auch, Prinzessin. Der Frust der letzten Tage musste irgendwie abgebaut werden. Eine Gelegenheit, ihn zu töten, gab es schließlich nicht, somit musste ich mich anders abreagieren. Ich hätte mich vielleicht auch an seinen noch riesigeren, noch fetteren und noch dümmeren Kumpanen halten können, doch dann wäre ich jetzt auch in keiner anderen Lage. Schlussendlich hätte es nur den Ausweg gegeben, dich zu ärgern. Das alles habe ich somit nur getan, weil ich Rücksicht auf deine zarten Gefühle genommen habe.« Hagrims Stimme strotzte regelrecht vor Selbstaufopferung.
    »Willst du damit sagen, du brauchst immer jemanden, den du ärgern kannst?«, fragte Cindiel ungläubig. »Ja.«
    »Dann hast du die richtige Wahl getroffen.«
    »Wieso?«, fragte Hagrim verdutzt.
    »Hättest du mich geärgert, wärest du schon lange tot«, neckte Cindiel den alten Geschichtenerzähler.
    Mogda und Gnunt liefen voraus. Cindiel hatte versucht, den Ogern auszureden, nach Sandleg zu gehen. Doch ohne Erfolg. Mogda hatte auf die wiederholte Bitte von Cindiel nur gefragt, ob es ihr lieber wäre, er stünde mit tausend Ogern vor dem Tempel von Lorast. Dies hatte sie verneint, denn sie wusste nicht genau, ob er einen Scherz machte. Sie fand sein Vorhaben dumm, doch war es ihr lieber, er unternahm eine Dummheit statt einen Krieg. Die meisten Oger kannten den klugen Mogda und vertrauten seiner Meinung. Vielleicht brachte er es zustande, die beiden Parteien zu beruhigen. Viel Hoffnung hegte sie jedoch nicht.
    »Es ist das erste Mal, dass ich mich vor ihm fürchte«, gestand Cindiel. »Nicht einmal bei unserer ersten Begegnung hatte ich so viel Angst vor ihm. Und da war ich ein kleines Mädchen.«
    »Du tust gut daran, dich vor ihm zu fürchten«, erwiderte Hagrim. »Ich hätte selbst vor meiner eigenen Mutter Angst, wenn sie so riesig und fett wäre. Es reicht schon allein, dass er sich auf dich setzt, dann endet dein jetziges Leben als Kissen.«
    Mogda und Gnunt hatten angehalten, wie schon so oft zuvor. Es war nicht so, dass sie Rücksicht auf Cindiel und Hagrim nehmen wollten, aber die weiten freien Flächen zwischen dem Tannenverlies und Sandleg waren schwierig zu überwinden für zwei Oger, die nicht gesehen werden wollten. Und Cindiel hatte entschieden, etwas zurückzubleiben, da sich das Pferd an die Anwesenheit der beiden Kolosse nicht gewöhnen wollte. Mogda und Gnunt hatten sich ins Unterholz geschlagen. Dort verharrten

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