Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
seine Füße verfingen sich in den Netzen. Oben angekommen, drehte er sich um und stellte sich vor, wie es wohl wäre, mit Gewalt auf die andere Seite kommen zu müssen, während man auf ihn einschlug.
    Auch auf der anderen Seite, der Menschenseite, lief das Leben nicht in geregelten Bahnen. Mogda brauchte nicht lange, um festzustellen, auf welcher Seite Angst herrschte. Es war eigentlich immer so: Einer fürchtete sich davor, dass der Andere ihm etwas antun könnte. Dazu brauchte es keine Belagerung oder einen Krieg, es reichte, dass sich zwei Gegner irgendwo trafen.
    Der Osten der Stadt war auf jeden Fall in der misslichen Lage, sich vor dem Westen zu fürchten. Die Straßen waren wie leergefegt. Die meisten Fensterläden hatte man geschlossen und Türen verbarrikadiert. Mogda brauchte ebenfalls nicht lange, um herauszufinden, wohin er gehen musste. Er brauchte nur der penetranten Stimme zu folgen, die anscheinend gerade wieder einmal über ihn und seinesgleichen herzog und sie als missgebildete Kreaturen des Bösen bezeichnete.
    Bis zu dem Priester kam Mogda jedoch nicht. Hinter einem der Fensterläden lugte eine alte Frau kurz hervor, die beim Anblick des Ogers sofort anfing zu schreien. Ihre Stimme war so hoch und schrill, dass sie in den Ohren schmerzte. Mogda entschied, stehen zu bleiben und sich entdecken zu lassen. Nichts konnte einen Plan, auch wenn er noch so gewagt schien, schneller kaputtmachen als eine Panikreaktion. Er brauchte nur auf der Flucht um eine Ecke zu biegen und übereifrigen Wachen in die Hände zu fallen, dann wäre sein Plan dahin.
    Nach zweimaligem Zurechtrücken der Fahne stürmten auch schon die ersten Tabalgegner um die Ecke. Angeführt von einem älteren Mann, der durch seine Ruhe und die natürliche Autorität, die er ausstrahlte, nur ein Hohepriester oder Henker sein konnte, sah Mogda sich rund fünfzig Menschen gegenüber. Die Bewaffnung der tapferen Recken reichte von Holzscheiten, was Mogda als besonders mutig empfand, bis hin zu Streitäxten.
    Mogda machte gar nichts. Er stand nur da und achtete darauf, dass man die Fahne gut sehen konnte. Er hoffte, dass Ochmalat - Mogda nahm an, dass es sich bei dem Autoritätsgewohnten um Ochmalat handelte - zu den Menschen gehörte, die auch ein weißes Tuch sahen und keine Lawine.
    Der Hohepriester beratschlagte sich mit zwei seiner Recken. Anscheinend waren sie mit der Vorgehensweise ihres Anführers nicht einverstanden. Immer wieder schüttelten sie energisch die Köpfe und zeigten auf Mogda. Einer der beiden war ein hochgewachsener Mann mit hervortretenden Muskeln und einem Backenbart. Sein Bastardschwert und die verstärkte Lederrüstung, die er trug, unterschieden ihn vom Rest. Der Mann war sicherlich kein Bauer oder Händler.
    In Lorast oder Turmstein wimmelte es nur so von Söldnern, die versuchten, das schnelle Geld zu machen. Anscheinend hatte Ochmalat welche als Berater engagiert, legte aber augenscheinlich nur wenig Wert auf ihre Meinung. Der zweite, ein Glatzkopf, war ein Hüne von Mann, aber seine Körperhaltung verriet dem Oger, dass er nur des Aussehens wegen an der Seite des Hohepriesters stand und kein Kämpfer war. Ochmalat entschied sich anscheinend, der Aufforderung Mogdas nachzukommen und mit ihm, wie es das Kriegsgesetz forderte, zu verhandeln, denn der Hohepriester näherte sich ihm. Backenbart und Glatze folgten Ochmalat. Wie zu einer Amtseinführung schritten sie auf den Oger zu.
    Die aufgeregten Rufe des Pöbels im Hintergrund erstarben, als Ochmalat mit seiner persönlichen Leibwache vor Mogda ankam. Gedämpftes Tuscheln und neugierige Blicke beherrschten den Platz. Ochmalat, gekleidet in eine dunkelblaue Robe und die Kapuze weit über den Kopf gezogen, blieb einen Schritt hinter seinen Begleitern stehen. Die Ärmel seines Ornats verdeckten seine Hände, selbst noch, als er den Stab mit dem funkelnd hellen Kristall vorstreckte und mit dem Schaft gen Boden stieß. Backenbart und Glatze verschränkten die Arme vor der Brust und ließen keinen Zweifel daran, dass sie niemanden in die Nähe des Hohepriesters lassen würden.
    »Du bist gekommen, um eure Niederlage vor den Augen und Ohren Prios' einzugestehen«, erklärte Ochmalat mit feierlicher Stimme. Seine Worte galten mehr den Männern und Frauen hinter ihm als Mogda. Wenn man jetzt noch die Lautstärke bedachte, mit der er sprach, hätte man glauben können, er wolle ganz Sandleg mit einbeziehen.
    Aber so einfach wollte Mogda es ihm auch wieder nicht machen. Usil

Weitere Kostenlose Bücher