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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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wundersamen Gegenständen gesucht hatten, um Tabals Ankunft auf der Erde zu ermöglichen. Von der ganzen Geschichte - dem Krieg für eine Belohnung, die es nie gegeben hatte, und dem Versagen der Oger - blieb nur die Schmach. Jetzt erwartete Mogda von ihnen, dass sie diese Schmach noch einmal über sich ergehen ließen.
    »Du hast Recht, Hagmu, ich kenne die Prophezeiung auch nicht und weiß noch nicht einmal, ob es sie überhaupt gegeben hat. Tatsache ist aber, dass die Barbaren aus den Nordlanden nach mir und Gnunt gesucht haben, um an Artefakte zu kommen, von denen sie sagten, sie gehören einem Gott namens Nassfal. Sie suchten nach dem Schwert der Ettins und dem schwarzen Kristall, der mir bereits in einem Traum gezeigt worden war, bevor er überhaupt geboren war.«
    »Oger nicht Kreaturen von Nassfal«, ging ihn Hagmu barsch an. »Oger Kinder von Tabal.«
    »Nassfal oder Tabal, es sind nur Namen, welche die verschiedenen Völker ihren Göttern gegeben haben. Warum wohl besitzen wir diese beiden Gegenstände, die uns gute Dienste leisten, wenn sie einer anderen Gottheit gehören würden? Nassfal und Tabal sind wahrscheinlich ein und derselbe Gott. Alles was wir jetzt noch benötigen ist dieser Schild.«
    Hagmu verschränkte die Arme vor der Brust. »Schiff auch in Besitz von Oger, Schiff gute Dienste für Oger, Oger nicht beten zu Wassergott.«
    Der Kriegsoger war schwerer zu knacken, als Mogda geglaubt hatte. Außerdem war sein Einwand auch noch berechtigt. Mogda suchte nach Worten, um dagegenzuhalten, doch Worte allein würden nicht reichen, er brauchte Argumente.
    Eine gesummte Melodie, die nicht gerade von musikalischem Verständnis und Einfallsreichtum zeugte, ließ Mogda im halbdunklen Laderaum umherschauen und nach der Quelle suchen. Aber erst als sich brummender Gesang dazugesellte, konnte er den übergroßen Minnesänger erkennen. Es war Gnunt, der trotz seiner sprachlichen Beeinträchtigung die Worte klar und deutlich erklingen ließ:
     
    Doch auch die Goblins sterben schnell.
    Der Splitter nun ist übrig.
    Oger sind es, leuchten hell,
    ziehen in die Schlacht wie üblich.
    Sie gehen in ein Land so grell.
    Der Götterweg, er ist so gütig.
     
    Tabal er heißt in einem Land,
    manche nenne ihn Talane.
    Als Nassfal ist er auch bekannt,
    doch Chaos ist sein wahrer Name.
    Die Oger sind als Volk benannt,
    sie pflanzen ihres Gottes Same.
 
    Mogda, und anscheinend auch keiner der anderen Oger, hatte dieses Lied je zuvor gehört. Es klang wie ein Schlachtenlied der Orks, obwohl es dafür nicht blutrünstig genug war. Meist sangen sie von aufgespießten Köpfen und brennenden Körpern, aber die kurzen Strophen und die Melodie passten.
    »Woher kennst du dieses Lied?«, fragte Mogda erstaunt. Im Laderaum war es still geworden. Jeder wiederholte die Worte in seinem Inneren und versuchte, die Melodie im Kopf zu behalten.
    »Fein Lied von Goblinf«, sagte Gnunt, der den traurigen Blick immer noch nicht abgelegt hatte. »Fie Gnunt flagen, wenn Gnunt fingen Ende von Lied. Goblinf nur fingen Anfang.«
    »Sing es noch mal, mit allen Strophen.«
    Gnunt blickte sich um und suchte mit fragendem Blick nach Hilfe.
    »Sing es ganz, meine ich«, erklärte Mogda. Strophen war kein Wort, das oft Verwendung fand im Leben eines Ogers, besonders nicht, wenn man jahrelang allein gelebt hatte. Gnunt ordnete in Gedanken die Worte und versuchte, sich den Text wieder in Erinnerung zu holen. Jetzt erinnerte sich auch Mogda - nicht an den Text des Liedes, aber an die Herkunft von Gnunt. Rator hatte ihm erzählt, welches Martyrium der Oger durchlebt hatte.
    Gnunt war als sehr junger Oger von Orks und Goblins verschleppt worden, die ihn fortan als Sklaven hielten. Er wurde in einem Käfig gehalten und täglich geschlagen und mit Brandeisen gequält. Später, als er groß und kräftig war, verlangten seine Peiniger von ihm, dass er seinen schweren eisernen Käfig als Lastenaufzug benutzte. Er musste Proviant, Ausrüstungsgegenstände sowie Orks und Goblins nach oben auf den Gipfel hieven. Seine Qualen hielten über zwanzig Jahre an. Erst als er vom Aufstand der Oger gegen die Meister und ihre Vasallen hörte, lehnte auch er sich auf. Es hieß, er habe über dreißig Kinder Tabals erschlagen, Orks wie auch Goblins. Als man ihn fand, zog er eine Kette hinter sich her, an die er all seine toten Opfer gefesselt hatte.
    Gnunt hatte den Text zusammen und sang mit einer tiefen traurigen Stimme:
     
    Tabal, der führt ein Heer so groß:
    Trolle,

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