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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Orks und Goblins trampeln.
    Eine Klinge liegt in Gottes Schoß,
    die Hüttenbauer am Galgen strampeln.
    Die erste Strophe ist famos,
    die Goblins wild im Tanze hampeln.
     
    Des Gottes Zorn ist stark und wild.
    Die Orks, sie ziehen in die Schlacht.
    In seiner Hand er hält den Schild.
    Orkenkopf ist schnell vom Hals gemacht.
    Die zweite Strophe zeigt ein Bild.
    Ein Goblin schreit und lauthals lacht.
     
    Tabal, sein Herz, das geht entzwei,
    der Troll als Bollwerk steht.
    Auch dieser Krieger geht zu Brei,
    die Goblins sind jetzt Gottes Weg.
    Die dritte Strophe ist die Beste,
    die Goblins rufen auf zum Feste.
     
    Doch auch die Goblins sterben schnell,
    der Splitter nun ist übrig.
    Oger sind es, leuchten hell,
    ziehen in die Schlacht wie üblich.
    Sie gehen in ein Land so grell.
    Der Götterweg, er ist so gütig.
     
    Tabal er heißt in einem Land,
    manche nennen ihn Talane.
    Als Nassfal ist er auch bekannt,
    doch Chaos ist sein wahrer Name.
    Die Oger sind als Volk benannt,
    sie pflanzen ihres Gottes Same.
 
    Als Gnunt zu Ende gesungen hatte, sah er sich erschrocken um. Er sah aus wie ein Kind, dass seine Strafe für etwas Ungezogenes erwartete.
    Mogda war erstaunt, wie fehlerfrei Gnunt die gemeine Sprache beherrschte und wie gut man ihn verstehen konnte, was bei seinem gesprochenen Wort nicht immer der Fall war. Bei genauerem Betrachten war es jedoch gar nicht so ungewöhnlich. Wenn man zwanzig Jahre angekettet herumhockte und gezwungen war, nur den Worten der anderen zu lauschen, und das tagtäglich, konnte man sogar einem Vogel das Sprechen beibringen - hatte er gelesen. Dennoch war dieser Vogel nicht klüger als zuvor, er war nur abgerichtet. Gnunt war auch wie ein abgerichteter Vogel - nur ohne Flügel.
    »Sie haben daraus ein Lied gemacht«, sagte Mogda heiser. »Das sieht diesen kleinen Aasfressern ähnlich. Wer weiß, was von der Prophezeiung noch übrig ist, doch wenn man genau zuhört, kann man es noch erkennen. Sie singen von der Klinge, dem Schild und dem Splitter, Tabal, Nassfal und wer weiß, in welchem Land sie ihn Talane nennen. Es passt alles zusammen.«
    Mogda zog das Runenschwert und legte es auf das Fass vor sich. Dann löste er den Beutel an seiner Seite, öffnete ihn und legte den langen dunklen Splitter daneben. »Die Oger sind als Volk benannt, sie pflanzen ihres Gottes Same«, wiederholte er die letzte Strophe und betrachtete die beiden Artefakte.
    Hagmu sprang vor und trat Mogda gegen die Brust, der rückwärts stürzte und zwischen einigen Säcken zum Liegen kam.
    »Hagmu nicht folgen Lied von Goblins. Schwert nur machen Mogda träumen. Stein nur schwarzer Splitter. Sein Geschichte für Hüttenbauern, machen lachen über Oger.«
    Hagmu packte das Schwert, rückte den Splitter in die Mitte des Fasses und schlug mit der Klinge zu. Ein greller Blitz tauchte den Laderaum der Sturmwind für einen kurzen Moment in gleißendes Licht. Die Helligkeit schien alles zu schlucken, selbst die Geräusche, Schreie und den muffigen Geruch nach nassem Tauwerk. Nur noch dunkle Umrisse, umgeben von Licht, waren zu erkennen; sie bewegten sich langsam und wie gelähmt, ertrinkenden Geschöpfen unter Wasser gleich. Dann war der Spuk plötzlich vorüber.
    Mogda rieb seine Augen und versuchte, sich wieder aufzurappeln. Er stieß mit einem seiner Kameraden zusammen, konnte aber nicht erkennen, wer es war. Nur eines konnte er sagen: Es war nicht Hagmu. Nachdem der Kriegsoger das Runenschwert gegriffen hatte, hatte Mogda ihn nicht eine Sekunde mehr aus den Augen gelassen, auch nicht, als sie in das Licht getaucht wurden. Hagmu hatte sich seitdem nicht mehr bewegt. Er stand wie zur Säule erstarrt in der Mitte des Frachtraumes, das Fass mit dem Splitter vor sich, das Schwert zu Boden gesenkt.
    Langsam wichen die weißen und schwarzen Flecken aus Mogdas Sicht, und seine Umgebung nahm wieder Farbe an.
    »Das sein Tabals Fluch«, hörte er jemanden rufen.
    Noch immer tanzten kleine Lichtpunkte vor Mogdas Augen, doch er konnte sehen, was die Stimme meinte.
    Hagmu stand vor ihm. Seine Haut war schneeweiß, genau wie sein Haar, und die Augen starrten trübe ins Leere, aber er war am Leben. Wie zuvor das Licht, bestand er nur noch aus Schwarz und Weiß. Alles an ihm hatte die Farbe verloren, nur der schwarze Stein in seiner Augenhöhle und die dunklen Tätowierungen der Kriegsoger hoben sich von ihm ab.
    Das Schwert und der Splitter schienen unberührt geblieben zu sein.

24
Söldner

    Wieder einmal hatte es begonnen zu

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