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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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irgendwo an den Felswänden und verlor sich dazwischen. Das blaue Licht der Fackel hüllte die beiden ungleichen Gefährten ein, wie eine Blase im Wasser, während die Dunkelheit nur darauf zu warten schien, sie zu verschlucken. Rator blieb unvermittelt stehen. In seiner Begeisterung für die ungeheure Kraft der Götter, die diesen Riss in der Erde geschaffen hatten, bemerkte Trumbadin nicht, wie er allein weitertrottete.
    »Sieh dir diese Gewalt an, mit der der Fels aufgebrochen ist. Wenn das nicht die Kraft der Götter demonstriert! Acht Jahre haben wir gebraucht, um die steinerne Kette aus der Wand herauszuarbeiten. Über dreihundert Zwerge haben Tag und Nacht daran gearbeitet. Die Luft war so kalt, dass sie die Spucke eines jeden Einzelnen gefrieren ließ, bevor diese den Boden berührte. Hacken und Hämmer wurden spröde durch die Temperaturen. Fünfzehn tapfere Steinmetze haben hier ihr Leben gelassen, und hunderte von Zehen, Fingern und Ohren brachen einfach ab wie Eiszapfen vom Fels.«
    Trumbadin stockte und blieb stehen, als er an den Rand des Lichtkegels der Fackel kam und feststellen musste, dass der sich nicht mit ihm bewegte. Der Maester drehte sich um und sah Rator auf einem Felsen stehen, die Fackel hoch nach oben erhoben.
    »Was machst du da? Komm weiter, hier ist es nicht sicher.«
    Das Unbehagen des Zwerges, das dieser anfangs scheinbar in Rators Nähe verspürt hatte, war schneller verflogen, als er gedacht hätte. Die Hüttenbauer konnten sich schnell auf veränderte Situationen einstellen, und wenn sie nicht sofort von ihren Feinden getötet wurden, stellte sich bei ihnen ein Gefühl der Sicherheit ein. Das ging so weit, dass sie es fast als Geborgenheit verstanden, immer noch am Leben zu sein. Rator wollte dieses Vertrauen, das der Zwerg in ihn setzte, nicht gleich wieder zerstören, indem er ihm barsche Befehle erteilte, deshalb versuchte er es auf freundliche Weise: »Zwerg kommen zu Rator. Haben versprochen, nicht laufen weg.«
    »Ich laufe doch nicht weg«, entgegnete der Maester. »Ich wollte dich nur vor den Gefahren des Spaltes warnen.« Trumbadin trottete zurück und kletterte zu Rator auf den Felsen. »Ein Felsen schützt vor nassen Füßen, doch der Dunkelheit entkommt man so nicht.«
    »Trumbadin haben Angst vor Rator.«
    Etwas verunsichert sah Trumbadin zu dem Oger hoch. »Na ja, wenn ich ehrlich sein soll, war mir etwas mulmig zu Mute, als ich in den Korb gestiegen bin. Aber ich bin ein Maester, ich hätte es besser wissen sollen. Man fürchtet nur das, was man nicht kennt, und wir kennen uns doch jetzt, o ... oder? Wir haben schließlich denselben Gott. Du hast gesagt, du bist hierhergekommen, um von deinem Gott Gnade zu erfahren, weil du jemanden getötet hast. Kruzmak war sein Name. Er war auch ein Oger, stimmt's. Kinder desselben Gottes sollten sich nicht gegenseitig töten.«
    Trumbadins Stimme versagte fast.
    »Rator getötet viele Kinder Tabals. Oger töten nicht Oger. Trumbadin nicht Oger.«
    Man konnte das Schlucken des Maesters fast hören.
    »Rator nicht töten Trumbadin. Trumbadin helfen Rator jagen.«
    »Ja, genau«, stimmte der Zwerg aufgeregt und voller neuer Hoffnung zu. »Wir sind so etwas wie Jagdgefährten. In manchen Kulturen bezeichnen sich die Männer, die miteinander jagen, als Brüder.«
    Rator brauchte keinen Bruder, erst recht keinen, der so klein war. Er wollte jemanden mit einer Waffe. Lieber wäre es ihm gewesen, die Klinge hätte eine Länge von vier Fuß und der Träger eine von sechs Fuß gehabt, aber so ging es auch.
    Wolfsgeheul setzte ein und hallte durch den tiefen Spalt. In der Ferne konnte man hören, wie die Tiere näher kamen - hechelnd, zähnefletschend und wild schnappend sowie nach der besten Position im Rudel ringend.
    »Die Meute«, flüsterte Trumbadin.
    Noch bevor der Zwerg vom Felsen heruntergeklettert war, stachen die Paare leuchtender Augen aus der Dunkelheit hervor.
    »Komm schon! Solange die Fackel brennt, sind wir in Sicherheit. Die Schattenwölfe hassen das Licht. Sie werden uns in Ruhe lassen, solange wir im Licht bleiben.«
    Rator sprang mit einem Satz neben den Gelehrten. »Zwerg kann sehen in Dunkel. Wenn Rator kann werden Wächter, Gelehrter kann werden Krieger.« Er warf die Fackel zu Boden und trat sie mit dem Fuß aus.
    »Halt, was machst du da? Sie werden uns zerfleischen«, jammerte Trumbadin.
    »Stellen vor, sind nur Schneelöffel.«
    Der Glanz der leuchtenden Augen, die sie beobachteten, verschwand mit dem Erlöschen

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