Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
der Fackel, und im gleichen Moment erhob sich das tiefe Knurren. Fast konnte man den Geifer spüren, das Zähnefletschen und das drohende Schnappen schien Gestalt anzunehmen.
    »Sie kreisen uns ein«, flüsterte der Zwerg.
    »Zeigen Rator, wo Leitwolf.«
    »Tut mir leid, die Schattenwölfe haben sich mir nicht vorgestellt«, wisperte Trumbadin. »Woher soll ich wissen, wer ihr Rudelführer ist?«
    Rator kannte sich mit den Tieren des Waldes aus, er hoffte nur, dass sich die Schattenwölfe ähnlich verhielten wie ihre Brüder und Schwestern in den tiefen Wäldern Nelbors. Es war notwendig zu wissen, welche Tiere einem gefährlich werden konnten und welche nicht. Jagten sie in Rudeln, waren sie Einzelgänger, lauerten sie oder verfolgten sie ihre Beute und hetzten sie zu Tode?
    »Leitwolf sein Wolf haben Kopf oben. Meute haben Kopf unten.«
    »Ihre Köpfe sind alle auf dem Hals«, spottete der Zwerg. »Nein, halt! Ich verstehe, was du meinst. Er sitzt dort oben auf seinem Felsen und starrt dich an. Die anderen schleichen um uns herum und sehen aus, als ob sie uns gleich an die Kehlen gehen.«
    Der Wolf, auf den Rator es abgesehen hatte, saß noch dort, von wo aus das ganze Rudel sie belauert hatte, ein erhöhter, schroffer, kahler Felsen. Sein Blick schien die Dunkelheit zu durchschneiden wie eine Fackel. Fast regungslos saß er vor ihnen, den Blick starr auf Rator gerichtet. Das restliche Rudel kreiste sie ein. Ihre Hinterteile waren hoch aufgestellt, während ihre Köpfe fast über den Boden schleiften. Die Lefzen hochgezogen und die dolchartigen Fangzähne entblößt, machten sie sich bereit, ihre Beute zu erlegen.
    »Tu was«, jammerte Trumbadin.
    Rator tat bereits etwas - er wartete. Keiner der Wölfe würde sie angreifen, solange der Leitwolf nicht sein Zeichen gegeben hatte. Er war der Rudelführer, und nur er bestimmte, wann der Zeitpunkt gekommen war, die Beute zu reißen.
    Wölfe schlugen nicht einfach los, wie wilde Hunde oder Orks im Blutrausch, sie belauerten ihre Beute so lange, bis sie sicher waren, dass sie diese einfach erlegen konnten. Verletzte oder kranke Tiere waren ihre bevorzugten Opfer. Wenn sie der Hunger vorantrieb, versuchten sie, Wildtiere aus ihren Herden zu trennen und so lange zu hetzen, bis sie erschöpft zusammenbrachen.
    In der Schlucht war alles anders. Die Wölfe mussten jeden jagen, der sich hierher verirrte, doch um überleben zu können, mussten sie sich auch hier an ihre eigenen Gesetze halten. Ein Zwerg mit einer Waffe und ein Oger waren kein verletztes Reh, an dessen Fleisch man sich einfach gütlich tun konnte. Eine falsche Entscheidung konnte dem Rudel schnell das Leben kosten.
    »Trumbadin töten Wölfe in Rücken von Rator. Rator töten Leitwolf.«
    »Und wie, wenn ich fragen darf, willst du das machen?«, zeterte Trumbadin. »Du hast noch nicht einmal eine Waffe, und im Dunkeln siehst du so viel wie ein Maulwurf bei Tageslicht. Selbst wenn du das Leittier erledigst, was glaubst du, wie ich die restlichen fünf mit meiner Klinge davon abhalten soll, dich und mich in Stücke zu reißen?«
    »Zwerg tun oder sterben hier.«
    »Ach so, gut, dass du es mir so einfühlsam erklärst«, keuchte der Maester. »Damit wäre natürlich alles entschieden. Ich wachse einfach über mich hinaus, töte ein Rudel Schattenwölfe, bade in ihrem Blut, werde unverwundbar und gehe in die Lieder und Geschichten der Heldentage ein. Ich sehe schon die hundert Fuß hohe Statue, die sie mir errichten werden, zu meinen Füßen die erlegten Wölfe in Stein gehauen. Meine Nachkommen, sofern ich nach der Heldentat noch welche zeugen kann, werden bestimmt stolz auf mich sein.«
    »Rator egal, ob du baden oder machen kleine Zwerge aus Stein. Du töten Wölfe in Rücken - jetzt.«
    Der Kriegsoger wusste genau, was zu tun war, um den Zeitpunkt selbst zu bestimmen, in welchem die Wölfe über sie herfielen. Er knickte langsam mit den Beinen ein. Sobald der Leitwolf von seinem Felsen über ihm aufragte, würde das Tier zum Sprung ansetzen. Eine bessere Gelegenheit würde sich ihm nicht bieten. Auf eine Waffe hatte Rator verzichtet. Seine Axt lag irgendwo in der Schlucht, unerreichbar für ihn. Stumpfe Waffen richteten wenig gegen die sehnigen, fellbesetzten Körper der Wölfe aus, und der kurze Dolch war effektiver in einem Zweikampf bei Tageslicht. Er wählte seine Hände als Waffen. Das Fell der Wölfe war griffig und ihr Gewicht so, dass er sie sich vom Leib halten konnte. Um zu töten, brauchte ein Oger

Weitere Kostenlose Bücher