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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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stöhnte, als er sich aufsetzte. Sein Kurzschwert steckte immer noch in der Scheide an seiner Seite.
    So viel dazu, für wie gefährlich er mich einschätzt, dachte der Maester. Er kroch auf die Knie und erhob sich. Erst jetzt wagte er, sein Gegenüber anzublicken. Selbst stehend reichte er dem sitzenden Oger nur bis zum Bauch.
    »Du bist ein Oger, ein Kind Nassfals«, sagte Trumbadin halb fragend, halb feststellend. »Ich heiße Trumbadin und bin ein Maester der Bleichen.«
    Rator betrachtete den kleinen Hüttenbauer vor sich mit ausdruckslosen Augen. »Du sein Zwerg, sehen aus wie tot von gestern.«
    Trumbadin brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass der Oger nicht seinen momentanen Zustand meinte, sondern seine weiße Hautfärbung. Bisher kannte er sicherlich nur die Zwerge Grothaks, und seinesgleichen mochten ihm fremd vorkommen.
    Unwillkürlich begann Trumbadin, sein seltsames Aussehen zu erläutern: »Ja, im Laufe der Jahrhunderte hat uns das Leben im eisigen Norden zu den Bleichen gemacht. Unser Aussehen hat sich gewandelt, genau wie unsere Götter. Wir sind ebenfalls Kinder Nassfals, des gleichen Gottes, dem du huldigst.«
    »Gott von Rator ist Tabal«, knurrte Rator.
    »Natürlich, ich weiß«, versuchte Trumbadin den Oger zu beschwichtigen. »Die Namen des Gottes des Chaos sind mannigfaltig, genau wie seine Facetten. Ihr kennt ihn als Tabal, wir nennen ihn Nassfal, aber wir sprechen von demselben Gott.«
    Rators Groll schien sich wieder gelegt zu haben. Trumbadin stellte mit Erleichterung fest, dass ihn der Oger besser verstand, als er vermutet hatte. Trotzdem wollte er dem fremden Wesen nicht die Welt erklären und hatte seine Ausführungen über die weißen Zwerge und ihr Götterverständnis kurz gehalten. Trumbadin war hier, um den Oger in seine Wacht einzuweisen, und je schneller er dies getan hatte, desto schneller konnte er wieder zurück zu seinen Papieren, Büchern und Schriften.
    »Du bist der letzte Wächter«, erklärte Trumbadin ihm. »Du wirst miterleben, wie Nass ... äh ... Tabal seinen Fuß auf diese Erde setzt und die Götter aus ihrem Schlaf reißt.«
    Rator knurrte nur gleichgültig.
    »Weißt du, was deine Aufgabe ist?«, fragte der Maester. »Hast du die Artefakte bei dir - oder weißt du wenigstens, auf welchem Wege sie hierherkommen?«
    Rator knurrte.
    »Ist dir jedenfalls klar, was zu tun ist, wenn Tabal sich vor uns erhoben hat?«
    Der Oger erhob sich von seinem Thron. Trumbadin wich einige Schritte zurück. Er befürchtete, seine Worte konnten falsch verstanden worden sein oder sein Tonfall hatte den Oger verärgert. Was war auch in ihn gefahren? Er war ein Gelehrter, kein Lehrer. Er wusste nichts von dem Umgang mit diesen Hünen. Vielleicht hatte er den Oger versehentlich beleidigt?
    »Rator gekommen in Hallen von Tabal«, sagte der Kriegsoger. »Nicht wissen Gegenstände Zwerg spricht von. Rator warten zu sehen Tabal. Rator wollen Antwort.«
    »Antwort worauf?«, fragte Trumbadin verwirrt.
    »Rator töten Kruzmak. Nur Tabal können sagen, falsch oder nicht falsch.«
    Trumbadin stutzte. Wollte er damit sagen, er war gar nicht der letzte Wächter? Wer war dieser Kruzmak? Hatte dieser Oger hunderte von Meilen zurückgelegt, nur um von seinem Gott Sündenerlass zu bekommen? Trumbadins anfängliche Euphorie, was das Verständnisvermögen des Hünen betraf, schwand. Seine Aufgabe würde anscheinend länger dauern, als er gehofft hatte. Wie sollte er dem Oger erklären, dass dieser den Weg für einen Gott zurückgelegt hatte, dessen Ankunft vielleicht noch Jahrzehnte dauern würde, und dies alles am besten, ohne gefressen zu werden.
    »Ich muss dich auf die Ankunft Tabals vorbereiten«, presste der Maester hervor.
    Rator winkte ab. »Zwerg helfen Rator jagen. Rator essen Fleisch. Rator essen Fleisch von Wild. Wenn Zwerg nicht helfen Rator, Rator essen Fleisch von Zwerg.«
    Trumbadins Pläne hatten sich schlagartig geändert, jetzt ging es darum, am Leben zu bleiben.
    Rator wollte es eigentlich vermeiden, den Zwerg ununterbrochen anzustarren, doch er konnte seinen Blick nicht von dem kleinen weißen Hüttenbauer abwenden. Die Zwerge in Nelbor sprachen oft von den Bleichen. Immer wenn das kleine Volk nach Rache gesonnen hatte, drohten sie mit ihren Brüdern aus dem eisigen Norden, als wenn diese unbesiegbar wären. Rator war nie klar gewesen, warum sie dies taten, doch jetzt, wo er einen von ihnen gesehen hatte, wusste er es. Sie sahen unheimlich aus. Sie verströmten Kälte und

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