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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sich förmlich um den Mastausleger, wurde von ihm weit über das Deck hinausgetragen und stürzte über dem Meer in die Tiefe. Mogda konnte sehen, wie sein Körper auf der Scholle aufschlug und langsam über den Rand rutschte und im Meer versank. Übrig blieb nur ein roter Fleck auf dem Eis. Mogda konnte seinen Blick nicht abwenden, erst als die Bark vorübergezogen war, bewegte er sich wieder. Er fuhr herum und brüllte Mo am Steuerrad an.
    »Bist du zufrieden?«
    »Er ist jetzt zufrieden«, erwiderte Mo. »Er hat es hinter sich.« Diesmal zeigte sein Lächeln Verbitterung.
    Nolka zerrte an Mogdas Arm. Sie fühlte, dass es besser war, den Oger von hier fortzubringen, wenn sie die Reise nicht ohne Steuermann fortführen wollten.
    »Gib mir deinen Speer«, hauchte Mogda ihr zu.
    Sie schüttelte vehement den Kopf. »Mogda können steuern Boot?«, erinnerte sie ihn. »Er nicht wert töten.«
    Mogda wusste, dass sie Recht hatte. Er ließ sich von ihr zu der Luke zum Laderaum bringen.
    »Mogda gehen Laderaum«, flüsterte sie. »Kriegsoger Mogda brauchen. Haben Angst vor Zeichen.«
    »Was für Zeichen?«, fragte er irritiert.
    »Mogda sehen selber.«
    Nolka drückte ihn hinunter in den Laderaum. Der erste Teil war mit Brettern abgetrennt und ließ nur einen schmalen Gang frei, der bis zum Bug führte. Das Wasser war hier bereits eingedrungen und stand Mogda bis zu den Knöcheln. Eine Öllampe, die durch die Kollision von der Wand gerissen worden war, dümpelte vor ihm im kalten Nass. Im hinteren Teil des Ganges war Tinnert damit beschäftigt, ein kleines Feuer zu löschen, das durch einen Lampenbruch ausgebrochen war. Oben an Deck versuchte Keuchel ebenfalls, etliche Feuer in seiner Küche zu löschen.
    »Ein Gutes hat es, wenn der Kahn absäuft«, murmelte Mogda. »Dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr um die Brände zu machen.«
    Vor ihm tauchten die ersten Oger auf, die sich dicht an die Wand pressten, um Platz zu machen. Mit schweigenden Mienen versuchten sie, seinen fragenden Blicken auszuweichen. Es waren fast zwei Dutzend Oger, die er passierte, bevor er in den vorderen Teil des Schiffes gelangte, und nicht einer besaß den Mut, ihm in die Augen zu sehen. Mit jedem Schritt, den Mogda machte, stieg das Wasser zwei Finger breit.
    Als er den Lagerraum unter dem Bug betrat, stand er vor Bralba, Krasuk, Purgol und Tebolf. Die Oger hatten sich vor ihm aufgebaut wie eine Mauer, und ihre Gesichter wurden der Reihe nach von einer schaukelnden Laterne beleuchtet und wieder ins Dunkel getaucht. Die vier hatten sich öffentlich zu ihm bekannt, als Hagmu von »Tabals Frost«, wie es die Oger nannten, durchzogen worden war.
    Die meisten der Oger hatten Mogda als ihren neuen Anführer akzeptiert, sei es wegen seiner Intelligenz, der Geschichten, die sich um ihn rankten, oder aus Furcht vor Tabal. Nur eine Hand voll hatte zu Hagmu gehalten. Gemeinsam mit ihrem ergrauten Anführer waren sie in den vorderen Laderaum gezogen und schmiedeten dunkle Pläne, die so einfallsreich waren wie Steinkartoffelsuppe. Sie redeten auf Hagmu ein, doch seit dem Vorfall im Laderaum hatte der alte Anführer kaum ein Wort mehr gesprochen, sondern nickte nur oder schüttelte den Kopf.
    »Was ist passiert?«, forderte Mogda zu wissen.
    Seine neue Stellung als Oberhaupt der Kriegsoger hatte er schnell angenommen. Er traf klare, einfache Entscheidungen, und die anderen dankten es ihm mit Gehorsam. Mogda hatte nie gedacht, dass es dazu jemals kommen würde, erst recht nicht, wenn er sich daran erinnerte, wie Rator und Hagmu ihn sonst behandelt hatten. Rator war sein Freund, doch traf er seine Entscheidungen immer ohne den Rat von Mogda anzuhören, und so hielten es auch die meisten anderen. Erst jetzt, wo niemand mehr da war, der sein Wissen anzweifelte, wurde er vollends akzeptiert.
    Die vier Oger traten beiseite und gaben den Blick auf Hagmu frei. Der Kriegsoger saß an die Bordwand gelehnt, sein Haar hing ihm weiß und triefend nass über die Schultern, und seine Augen waren ausdruckslos und leer. Ansonsten fehlte ihm nichts, nicht einmal das eiskalte Wasser schien ihn zu stören. Links und rechts neben ihm hockten zwei seiner Ergebenen. Mogda kannte ihre Namen nicht - und wie es aussah, lohnte es auch nicht, danach zu fragen.
    Der Oger zu Hagmus Linken war von einer Bohle durchbohrt worden, die sie zu Beginn der Reise als Verstärkung an die Innenwand genagelt hatten. Das Holz ragte etwa sechs Fuß aus dessen Brust heraus. Wenn Mogda es richtig

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