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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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deutete, musste die Bohle auch durch die Bordwand gegangen sein, da aus der Brustwunde hellrotes Wasser in einer Fontäne herausschoss.
    Der Oger auf Hagmus anderer Seite war in keiner besseren Verfassung. Er war von einem Stapel Fischhaken aufgespießt worden, die ihn an die Planken genagelt hatten. Dazwischen saß nun der Kriegsoger, in einer Hand das Ende der Bohle, die seinem Kumpanen aus der Brust ragte, und in der anderen einen der Fischhaken, und tat so, als ob er ruderte.
    »Das sein Zeichen«, erklärte Bralba. »Tabal wollen bestrafen und machen Hagmu zu Sklaven von Toten.«
    Die Zeichen, Vorahnungen und Prophezeiungen schienen an Mogda zu kleben wie Trollmist. Auf Schritt und Tritt versuchte man - egal ob Oger, Menschen, Zwerge oder Elfen - einen Sinn in dem zu finden, was geschah. Doch von Mal zu Mal wurde das Bild undeutlicher, bis nichts mehr zusammenpasste.
    »Natürlich ist das ein Zeichen«, sagte Mogda, »aber nicht von Tabal.«
    »Wer schicken Zeichen?«, fragte Bralba, und Krasuk, Purgol und Tebolf stimmten mit ein: »Zeichen von Götter wer?«
    »Kein Gott«, fuhr Mogda sie an. »Es ist das Schiff, das spricht, und es sagt uns, wenn wir nicht gleich anfangen, Wasser zu schöpfen, enden wir auf dem Grund des Meeres. Also besorgt Fässer und bildet eine Kette bis zum Oberdeck.« Mogda war es leid, nach einem Sinn zu suchen. Wenn es einen gab, würde er sich ihnen schon zeigen, wenn es so weit war.
    Mogda schritt die Reihe von Ogern, die sich entlang des Ganges aufgereiht hatten, ab und wiederholte seine Anweisungen mit jedem ungläubigen Blick, der ihn traf. Zurück an Deck, löste er einige leere Fässer von der Bordwand, schlug die Deckel ein und rollte sie zur Ladeluke.
    »Ich will kein Fass hier oben sehen, das nicht mindestens bis zur Hälfte gefüllt ist. Geht bis an die Reling heran, um das Wasser über Bord zu kippen.«
    Die Oger bildeten eine Kette und begannen mit dem Schöpfen. Mogda wusste, sie würden es notfalls tun, bis sie die Insel Argaht erreicht hatten - und wenn er es verlangte, auch wieder zurück nach Nelbor.
    »Der Kapitän wird euch dankbar sein«, sagte jemand hinter ihm.
    Mogda fuhr ärgerlich herum. Vor ihm stand Keuchel, einen großen Humpen Gerstensaft in der einen und einen Beutel Trockenobst in der anderen Hand.
    »Das Obst ist nass geworden und das Fass leckgeschlagen. Bevor ich es wegschmeißen muss, wollte ich fragen, ob Ihr dafür Verwendung habt - Mogda.«
    Mogda sah zu dem Koch hinunter. Er fühlte sich schuldig, obwohl er dem dürren Mann gar nichts getan hatte und der sich anscheinend auch nicht angegriffen fühlte.
    »Es war nicht Eure Schuld«, sagte der Smutje.
    »Was war nicht meine Schuld?«, fragte Mogda mit etwas sanfterer Stimme.
    »Ingert.«
    »Ich habe ihn überredet loszulassen und ihn dann nicht aufgefangen«, stöhnte Mogda.
    »Aber Ihr ward es nicht, der die Bark in den Wind gelegt hat, den Mastbaum auf leeseits umschwenken ließ, die Scholle gerammt hat und den Männern verbot, das Sprungnetz unter Ingert auszubreiten. Das hat jemand anderes zu verantworten«, flüsterte Keuchel und warf einen verstohlenen Blick zum Achterdeck.
    Mogda drehte sich um und sah zu Mordigwel, der mit finsterer Miene hinter dem Steuerrad stand.
    Manchmal ist es der Wille der Götter, wenn jemand stirbt, dachte Mogda. Und manchmal ist es reine Bosheit, so wie in Ingerts Fall. Da dürfte es keinen Gott stören, wenn nicht auch mal die Hand eines Ogers das Schicksal eines Mannes besiegelt.
    Mogda sandte Mordigwel ein zweideutiges Lächeln hinüber.

27
Ungleiche Paare

    »Stell dich nicht so an«, schimpfte Cindiel. »Ein Krieger, groß wie ein Stadttor und schwer wie ein Ochse, aber jammert wie ein kleines Mädchen. Wenn euch Ogern ein Dolch in den Rücken gestoßen wird oder ein Morgenstern gegen den Schädel prallt, tut ihr es ab, als wäre es normal und nur ein Kratzer. Aber bei einem winzigen Splitter im Fuß schreit ihr nach euren Müttern. Findest du dein Gejammer nicht etwas übertrieben? Waren die Männer, gegen die du auf dem Schlachtfeld gekämpft hast, auch so weinerlich?«
    Gnunt sah die Hexe unsicher an. Er wollte auf keinen Fall antworten, bevor sie ihren Wortregen nicht ganz über ihm ausgeschüttet hatte. Erst seit wenigen Tagen waren sie mit den Hüttenbauern unterwegs, doch zwei Dinge konnte er jetzt schon mit Sicherheit über die beiden sagen: Wenn Cindiel redete, unterbrach man sie besser nicht, und wenn der Geschichtenerzähler endlich einmal

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