Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Kräutern, Tinkturen und Giften in den Zustand des Blutrausches versetzten. Sie kämpften so lange, bis kein Gegner mehr auf den Beinen stand. Wenn dies nicht reichte, um ihren Blutdurst zu stillen, kämpften sie gegeneinander oder verstümmelten sich selbst.
»Dann sollten wir warten, bis sie sich selbst besiegt haben«, hatte er gesagt, doch das Lächeln von Cindiel war nur gespielt und barg Bitterkeit und Furcht.
»Wenn Ihr uns auf der Insel Argaht abgesetzt habt, könnt ihr wie der nach Hause segeln«, versuchte Mogda dem Kapitän Mut zu machen.
»Wenn wir es bis dahin schaffen, haben die Götter uns schon genug Wohlwollen gezeigt. Die Chance, unbeschadet zurückzukehren, ist genauso hoch wie ...«
»Wie die Möglichkeit eines Ogers, zweimal hintereinander dasselbe Schiff und denselben Kapitän zu entführen?«, versuchte Mogda den Satz zu beenden.
»Denselben Kapitän schon, wobei ich mich manchmal frage, ob es wirklich so ist. Das Schiff aber ist nur das Gleiche«, beharrte Londor.
Mogda musste einen Augenblick überlegen, um den Sinn der Worte zu verstehen. »Dann ist es bestimmt besser, ihr fahrt nicht auf dem gleichen Weg zurück, sondern auf demselben.«
Londors schallendes Gelächter ließ ihn in Mogdas Augen wieder halbwegs sympathisch erscheinen. Der alte Seebär hatte sich vor Jahren schon als äußerst hilfsbereit und loyal erwiesen, als sie mit seinem ersten Schiff Wasserzahn ansteuerten, doch Mogda hatte nie richtig warm werden können mit dem Haudegen.
»Keuchel«, brüllte Kapitän Londor, »bring mir was zu trinken, damit ich die Eisschollen aus meinem Blut loswerde, ansonsten werden meine Arme am Ruder festfrieren, und wir rammen Argaht.«
Mogda hörte das Scheppern von Tellern und Töpfen aus der Kombüse.
»Bin sofort da, Käpten«, rief der Schiffskoch hektisch von unten. Man hörte, wie einige Klappen aufgerissen und wieder zugeschlagen wurden, dann flog die Kombüsentür zum Deck auf.
Mogda wollte sich gerade umdrehen, als ein Ruck durch das Schiff ging. Was anfänglich noch ein leises Knarren war, wurde schnell zu einem gequälten Brüllen von Holz auf Eis. Hinzu gesellten sich die gebrüllten Befehle von Kapitän Londor.
»Alle Mann an Deck - Eisberg! In die Wanten! Rafft die Segel! Ruder hart Backbord!«
Der letzte Befehl schien ihm selbst zu gelten, da er das Steuerrad mit einigen Schlägen herumwirbeln ließ. Die Sturmwind II neigte sich zur Seite, doch das ächzende Stöhnen der Bordwand wollte nicht abbrechen. Die ersten Seeleute strömten durch die offene Luke an Deck und griffen nach den Wanten und Seilen, um die Segel einzuholen. Ingert brüllte etwas Unverständliches von seinem Ausguck herunter, doch seine Rufe gingen in dem ohrenbetäubenden Krachen unter, als die Sturmwind mit dem Eis zusammenstieß.
Der Bug des Schiffes bäumte sich auf. Von den Masten und Segeln regnete es Eisbrocken herab, die wie gläserne Felsbrocken auf dem Deck aufschlugen und zersplitterten. Menschen und Oger versuchten, sich an irgendetwas festzuklammern, um nicht von Bord katapultiert zu werden. Mogda packte eine der gedrechselten Stangen, die zur Reling des Achterdecks gehörte, doch sein Gewicht riss die Handwerksarbeit aus der Nut. Der Oger stürzte und rutschte quer über das vereiste Deck, bis er mit dem Großmast zusammenstieß.
Der Fockmast brach auf halber Höhe, stürzte ungebremst auf die Planken und begrub mehrere Männer unter sich in einem Wust aus Holz, Tauwerk und Segeltuch. Die obere Spitze des Besanmastes brach ebenfalls, doch wurde sie von den Seilen vom Absturz gehindert. Panische Schreie gellten aus dem Laderaum und den Kajüten. Ein vor Schmerz schreiender Seemann lag verkrümmt auf dem Deck. Die anderen hatten sich mit einem Großteil der Oger am Bug des Schiffes zusammengedrängt oder lagen verschüttet unter den Trümmern.
Die Kollision dauerte nur wenige Momente, doch Mogda kam es vor wie Stunden. Die Sturmwind machte kaum noch Fahrt und lag nach Backbord geneigt im Wasser.
Mogda kam mühsam wieder auf die Beine. Bis auf einige blaue Flecken und zwei oder drei gestauchten Rippen war er unverletzt. Das Deck sah aus wie nach einem Gefecht. Überall verstreut lagen Taue, Holzsplitter, Eisbrocken und dazwischen die Körper von Menschen und Ogern. Knarrend baumelte die Spitze des Besanmastes über dem Achterdeck. Kapitän Londor hing quer über sein Steuerrad, und Blut tropfte von seiner Hand.
»Helft mir. Kapitän Londor ist verletzt«, rief Mogda, doch die Leute
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