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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Vor zwei Tagen konnten wir eine kleine Gruppe der Söldner des Nachts belauschen. Sie haben von zwei Ogern, einer jungen Frau und einem alten Mann gesprochen. Da habe ich eins und eins zusammengezählt.«
    »Alter Mann!«, platzte Hagrim ärgerlich heraus.
    »Eigentlich sprach er von einer kleinen Wildkatze und einem alten zerlumpten Hurenbock«, erklärte einer der Soldaten ungefragt.
    Hagrim fuhr herum und funkelte jeden Einzelnen mit bösen Blicken an. »Wir hätten euch alle absaufen lassen sollen«, schrie er.
    »Glaubt ihr, wir brauchen eure Hilfe? Ihr seid ja sogar zu blöd, um euch an die beiden hässlichen Fleischklopse anzuschleichen.«
    Wutschnaubend wandte der Geschichtenerzähler sich ab und hockte sich abseits des Lagers, um einen Schluck aus seinem gut behüteten Wasserschlauch zu nehmen. Die beiden Oger nahmen ihm die Beleidigung nicht krumm, anscheinend schienen sie gar nicht begriffen zu haben, dass er von ihnen gesprochen hatte.
    Cindiel übte sich währenddessen wieder in Fürsorglichkeit. Behutsam wischte sie Finnegan den Schlamm aus dem Gesicht und half ihm sich von der durchnässten Kleidung zu befreien. Die anderen Männer waren auf sich allein gestellt, kamen aber auch ohne die helfenden Hände einer Frau gut zurecht.
    Gnunt und Tastmar beäugten die Neuankömmlinge argwöhnisch. Jedes Mal, wenn einer der Soldaten Anstalten machte, eine seiner Waffen zu greifen, und sei es nur, um sie zu reinigen, stießen die Oger ein beängstigendes Knurren aus. Schnell hatten alle begriffen, wie weit sie sich vorwagen durften und was sie besser unterließen.
    Die in Panik geflüchteten Pferde hatten sich schnell beruhigt und standen nur wenige hundert Schritt entfernt am nächsten Tümpel, um ihren Durst zu stillen. Auch sie waren von den Strapazen der letzten Minuten stark mitgenommen und benötigten dringend Ruhe. Die Männer entledigten sich ihrer Ausrüstung und breiteten Kleidung und Rucksäcke zum Trocknen auf der warmen roten Erde aus, solange die Sonne noch ihre letzten Strahlen sandte und die Nacht hereinbrach.
    Gnunt und Tastmar wechselten fragende Blicke, als sie vor dem blubbernden Tümpel standen. Gnunt nahm einen Stein von der Größe einer Ziege auf und schleuderte ihn mit einer Hand in die Mitte des Teiches. Mit einem schmatzenden Geräusch versank der Brocken und schickte eine kleine Fontäne grünen Schleims in die Höhe, die sich aber nicht vom Rest des Schlammes löste, sondern von der zähflüssigen Masse wieder zurückgezogen wurde.
    »Fei Mal Oger tief«, befand Gnunt mit Kennerblick.
    Tastmar stimmte mit einem nachdenklichen Nicken zu. Die beiden packten einander an den Unterarmen, während Gnunt sich weit über den Teich beugte und mit seinem Arm in der Brühe fischte. Immer schräger wurde seine Lage, bis er schließlich fast mit der Schulter das Wasser berührte.
    »Gnunt hat, Gnunt hat«, rief Gnunt aufgeregt.
    Tastmar zog mit ganzer Kraft und stemmte die Füße in den Boden. Stück für Stück zog er Gnunt von der schlammigen Brühe fort. Sie hatten es fast geschafft, doch es sah so aus, als wenn der Teich versuchte, die beiden hineinzuziehen. Gnunt war vor dem Teich in die Hocke gegangen. Sein Arm steckte immer noch bis zum Ellenbogen im Matsch, und von der anderen Seite riss Tastmar an ihm. Es schien bald so, als ob Gnunt zerreißen würde. Er begann zu brüllen und zu ächzen, doch kurz bevor ihn die Kräfte zu verlassen schienen, zog er den Kopf eines Pferdes aus dem Sumpf hervor. Je weiter sie das tote Tier herauszogen, desto leichter wurde es. Sie hievten den Kadaver an Land und ließen ihn auf der Seite liegen. Mit wenigen Schnitten durchtrennten sie die Lederriemen von Zügeln und Sattel und warfen sie achtlos beiseite.
    »Hüttenbauer machen Feuer für Rast«, wies Gnunt die Soldaten an. »Essen Pferd, dann ziehen weiter.«
    Das Feuer brannte noch nicht richtig, da hatten die Oger schon die beiden Hinterläufe des Pferdes herausgetrennt und abgezogen. Gnunt schnitt noch ein großes fleischiges Stück aus der Brust des Tieres und erklärte es zu seinem persönlichen Proviant. Die Reste des Kadavers stießen sie zurück in den sumpfigen Tümpel.
    Alle hatten sich um das Feuer versammelt. Hagrim saß bei Gnunt und Tastmar und zeigte den Neuankömmlingen damit, wie willkommen er sie hieß. Cindiel hatte sich an die Schulter von Finnegan geschmiegt, die übrigen Soldaten hockten mit finsteren Mienen dicht gedrängt zusammen. Niemand sprach ein Wort, bis Finnegan das

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