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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Schutz vor dem eisigen Wind. Ihr gemeinsamer Feind hatte einen Namen: Kälte.
    Inmitten seiner Krieger entdeckte Mogda Hagmu. Der einäugige Kriegsoger schritt kerzengerade und mit steif gefrorenen Gliedern auf ihn zu. Er schien die Kälte gar nicht zu spüren. Mit seinem ergrauten Haar, der hellen Haut und den starren Gesichtszügen wirkte er wie jemand, der hier zuhause war. Von seinen wulstigen Augenbrauen hingen kleine Eiszapfen herab, und seine langen, ruhigen Atemzüge hüllten sein Gesicht bei jedem Schritt in eine Dunstwolke. Seine Axt schien mit der Sturmwind in die Tiefe gesunken zu sein, denn jetzt zog er eine einfache Holzkeule hinter sich her, die eine Furche im frischen Schnee hinterließ.
    Sechzig Oger hatten gereicht, um eine Stadt wie Sandleg einzunehmen. Sie hätten auch gereicht, um Osberg in Schutt und Asche zu legen, aber was tat man mit sechzig Ogern in den Ruinen eines Bauerndorfes? Jeder der gefallenen Krieger, die unter König Wigold versucht hatten, diesen Wall aus Erde und Holz einzunehmen, hätte ihm eine Antwort geben können, doch sie waren tot. Mogda war sich sicher, dass er das Geheimnis dieses Landes lüften würde, entweder hier oder anderswo. Jetzt lag es an Tabal, darüber zu entscheiden, ob er es anschließend noch weitererzählen konnte oder nicht.
    Sie traten durch das Tor von Uthna. Tausende von Kriegern hatten ihr Leben gelassen für diesen Augenblick. Eine ganze Flotte lag hier auf dem Grund des Meeres, und alles, was Mogda verloren hatte, war eine Hand voll der Seinen und ein Schiff.
    Kein Pfeilregen ergoss sich über sie, kein feindliches Heer stellte sich ihnen entgegen, und kein flüssiges Pech wurde von den Wällen gegossen. Es war schlimmer, als Mogda erwartet hatte. Am liebsten wäre er umgedreht und hätte sich in seiner Höhle in den Bergen verkrochen.
    An der Innenseite des Erdwalls zog sich eine breite nicht befestigte Straße entlang. Tiefe, vereiste Furchen zeugten davon, dass es auch eine Zeit geben musste, in der Eis und Schnee tauten. Einen Wagen oder Karren jetzt hier entlangzuziehen würde unweigerlich zum Radbruch führen, und ein galoppierendes Pferd würde sich ebenso die Beine brechen. Gleich hinter der unwegsamen Straße standen die Langhäuser auf ihren kurzen Pfählen. Uthna unterschied sich in so gut wie allem von jeder Stadt und jedem Dorf, dass Mogda bislang gesehen hatte.
    Normalerweise war es so, dass gleich hinter dem Stadttor ein Platz zu finden war, auf dem ankommende Händler und Bauern aus der Umgebung ihre Waren feilbieten konnten, ohne mit ihren Wagen die ganze Stadt durchqueren zu müssen. Egal wie groß oder klein eine Stadt in Nelbor war, verbunden waren die Stadttore immer durch breite Prunkstraßen, an deren Seiten die Auslagen der wohlhabendsten Händler präsentiert wurden. Irgendwo in den Städten erhob sich immer ein Tempel über die Dächer der anderen Häuser, und überall zeigten Schilder und Wegweiser den Weg zur nächsten Herberge.
    In Uthna waren alle Häuser gleich hoch und hatten denselben ungastlichen Charme. Allein ein Stamm erhob sich über die Dächer, an dessen Ende eine zerrissene Windreuse hing. Durchnässt und steif gefroren, klammerte sie sich an die Spitze des Holzes. Die Prachtstraßen waren nicht mehr als schmale Trampelpfade, die in der Mitte eine Rinne für Abwässer führten, die dann irgendwo im Erdboden versickerten.
    »Dort entlang«, befahl Mogda und zeigte in eine Gasse, die kaum breit genug war, um einen Pferdekarren hindurchzulenken. An ihrem Ende stand das Langhaus, aus dessen Schornstein sich weiterhin der dünne Rauchfaden kräuselte.
    Zum ersten Mal fiel Mogda auf, dass er wirklich das Kommando über die sechzig Oger hatte. Er sagte an, was getan werden musste, und sie folgten ihm. Er hoffte nur, dass er sie nicht enttäuschen würde.
    »Es sind schon einmal Krieger nach Uthna gekommen«, sagte Kapitän Londor. Der alte Seebär lief direkt hinter dem Oger und nutzte Mogdas massigen Körper als Schutz gegen den kalten Wind. »Woher wollt Ihr wissen, dass es ihnen nicht genau ergangen ist wie uns. Vielleicht sind sie genau wie wir durch das Tor gelaufen und haben etwas gefunden, mit dem sie nicht gerechnet haben. Wie kommst du auf die Idee, dass du erfolgreicher sein wirst als ein ganzes Heer?«
    Mogda stieß mit dem Schwertgriff einen Fensterladen zu seiner Rechten auf und wagte einen Blick in das Innere des Langhauses.
    »Die Soldaten, die hierhergekommen sind, haben nach wilden Barbaren gesucht

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