Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
über die vereiste Rinde. Mogda schaute sich um. Er war unbewaffnet. Sein Runenschwert lag hier irgendwo im Schnee, aber er konnte es nicht entdecken. Sein Blick fiel auf die Spitzhacke. Die Pike hatte sich aufrecht in den eisigen Boden gebohrt. Das Werkzeug war besser als nichts. Er riss die Hacke aus der Erde und stürmte auf den Baumstamm zu.
    Der vorderste Barbar hatte bereits die Mitte der Schlucht überschritten. Sein Hintermann erkannte Mogdas Vorhaben. Er machte kehrt und drängte die Übrigen zurück. Mogda trieb den Dorn der Spitzhacke mit aller Wucht in den Stamm. Einen Augenblick wartete er ab und schaute in das Gesicht des Mannes vor sich. Keine Gefühlsregung zeigte sich auf dem Antlitz des Fremden. Ruhig und besonnen zog der Mensch sein Schwert. Dann setzte er seinen Weg fort.
    Mogda blieb keine Wahl. Er kniete sich hin, packte den Stiel der Hacke und stemmte sich dagegen. Der Stamm begann zu kippeln, und der Barbar verlor das Gleichgewicht. Er schlug seine Klinge in das Holz und versuchte so, Halt zu finden, doch der gefrorene Stamm ließ den blanken Stahl abgleiten. Der Mann stürzte in die Tiefe, ebenfalls ohne einen Schrei von sich zu geben.
    Seine Kameraden nahmen den Tod des Mitstreiters scheinbar mit Gleichgültigkeit hin. Sie folgten mit ihren Blicken noch nicht einmal seinem Sturz in die Tiefe, sondern sammelten ihre Ausrüstung ein.
    »Dort! Da ist es«, schrie einer der Männer und zeigte neben Mogda in den Schnee.
    Mogda folgte dem Fingerzeig und sah den Griff seines Runenschwertes aus dem Schnee ragen. Als er sich wieder umwandte, hatten die Männer ihm den Rücken zugekehrt und traten fürs Erste den Rückweg an. Sie würden versuchen, auf einem anderen Weg zu ihm zu gelangen, dessen war sich Mogda sicher. Wahrscheinlich würden sie dem schmalen Gebirgspfad folgen, den er gekommen war. Mogda verstand die Fremden nicht. Wie konnten sie regungslos zusehen, wie er zwei ihrer Kameraden umbrachte, und keine Gefühle zeigen? Nicht einmal Verwünschungen hatten sie für ihn übrig gehabt.
    Mogda verschwendete keine weitere Zeit, sich über die Emotionslosigkeit der Krieger Gedanken zu machen. Er musste zurück in seine Höhle, wo er einen der Barbaren allein mit einem hilflosen Usil zurückgelassen hatte. Der Oger griff sich sein Schwert und rannte los.
 
    Die Tür zu seiner Höhle war immer noch verschlossen. Es würde sicherlich noch eine Stunde dauern, bis die anderen Krieger hier auftauchten. Sie konnten es sich nicht erlauben, aus Unachtsamkeit weitere Mitstreiter zu verlieren, so hoffte Mogda jedenfalls.
    Das knirschende Geräusch seiner Schritte verriet den Oger. Mogda war sich sicher, dass der Barbar ihn ohnehin erwarten würde. Es sei denn, er ging davon aus, dass seine Kameraden ihm schon zuvorgekommen waren. Nichtsdestotrotz konnte man bei diesen Männern keinen Leichtsinn oder Unachtsamkeit vermuten. Sie waren den langen Weg gekommen, um ihn zu töten. Welche Ehre.
    Mogda stieß die Tür mit dem Fuß auf. Die Spitze des Runenschwertes zeigte auf die lodernden Flammen in der Feuerstelle. Dem Fremden war anscheinend eine schnelle Genesung zuteilgeworden. Er hatte sich hinter Usil postiert, hielt den Kopf des Alten fest und drückte ihm eine Klinge an die Kehle.
    »Es freut mich zu sehen, dass es dir wieder gut geht«, brummte Mogda. »Ich vermute, die Suppe hatte etwas mit deiner schnellen Genesung zu tun. Du kannst den Alten also loslassen.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte der Barbar.
    »Ich habe die Suppe gekocht. Mir gebührt der Dank.«
    Der Krieger behielt Mogda unbeirrt im Auge, und seine Klinge löste sich keinen Daumen breit vom Hals des Alten. Er ließ sich nicht ablenken, und wenn Mogda die Situation richtig einschätzte, würde der Fremde auch nicht verhandeln.
    »Warum seid ihr den langen Weg hierhergekommen, um mich zu töten?«
    Endlich zeigte sich eine Reaktion auf dem Gesicht des Barbaren: ein breites hämisches Grinsen. »Wir sind nicht gekommen, um dich zu töten. Wir suchen die Klinge Nassfals. Dich zu töten und deinen Schädel als Trophäe zu behalten ist nur eine Dreingabe.«
    Es war nicht so, dass Mogda sich geschmeichelt gefühlt hätte, wenn eine Abordnung wilder Barbaren nur gekommen wäre, um ihn zu töten, aber sein Kopf als Zugabe für ein blankes Stück Stahl, das war empörend. Die Vorstellung, dass sein Schädel in einer Hütte hing, um Leute zu erschrecken, war geradezu grotesk. Schließlich säumten die Wände seiner Behausung auch nicht die

Weitere Kostenlose Bücher