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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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zeigte, etwas zu erkennen. Vor ihnen lag nichts außer einer ewigen weißen Landschaft. Zu ihrer Linken lagen die tristen Hügel, die sich wie ein großer Wall weit in den Norden erstreckten und hinter denen sich die Barbaren verschanzt hatten. Und zu ihrer Rechten meinte Mogda in weiter Ferne einen Wald erkennen zu können.
    »Sie haben uns eine Falle gestellt«, knurrte Mogda.
    »Nein«, erwiderte der Bleiche. »Sie haben uns nur durch Zufall entdeckt. Manchmal lagern sie dicht am Riss, weil von unten warme Luft heraufströmt und der Wall ihnen Schutz vor dem eisigen Wind bietet. Sie hatten nur Glück.«
    »Glück?«, brüllte Mogda. »Soll ich das meinen Männern erzählen, wenn sie von diesen Riesen in Stücke gehackt werden?«
    »Sie heißen Hrimthorsen oder Frostriesen, aber sie werden uns nicht einholen bis zum Glastor, also hört auf so herumzuschreien, das macht die Bären nervös.«
    Für einen kurzen Moment überlegte Mogda, ob auch er so einen Segler steuern konnte und ob sie den Bleichen wirklich brauchten. Vielleicht kannten die Bären den Weg nach Hause auch ohne Kapitän, doch er entschied sich dagegen, den Bärtigen hier abzusetzen, und hockte sich brummend neben diesen.
    »Falls sie uns doch einholen sollten, werde ich gezwungen sein, etwas Ballast abzuwerfen«, drohte Mogda ihm.
    Der Bleiche starrte ihn nur eisig an und verzog keine Miene.
    Mogda sah sich zu seinen Gefolgsleuten um. Viele von ihnen hielten das Tempo nicht durch und retteten sich auf die Eissegler oder hielten sich an den Rümpfen fest und ließen sich mitziehen. Die Bären vor den Seglern stemmten sich mit ganzer Kraft in das Geschirr. Weißer Atem umhüllte ihre Köpfe, und mit den Pranken rissen sie Schnee und Eis vom Boden und warfen ihn hinter sich. Mogda zog das Runenschwert aus der Scheide und richtete sich auf. Es war das erste Mal, dass der Zwerg eine Reaktion auf das zeigte, was er tat. Verheißungsvoll starrte er auf die Klinge und die zarten eingravierten Runen auf dem Stahl. Seine Augen klebten förmlich an der Waffe des Ogers. Erst als Mogda sich abwandte, kam der Bleiche wieder zu sich.
    »Ihr könnt es wieder einstecken«, sagte er. »Sie werden uns nicht einholen. Der Angriff war nicht geplant. Sie hoffen nur, leichte Beute zu machen.«
    Aus dem Augenwinkel sah Mogda einen schwarzen Streifen am Himmel, der sich in einem weiten Bogen auf sie niedersenkte. Zu spät erkannte er, dass es ein Speer oder ähnliches war. Bevor er reagieren konnte, bohrte sich ein Dreizack von zehn Fuß Länge direkt vor ihm in den Holzrumpf des Eisseglers und blieb aufrecht stecken, wie eine Standarte. Die Waffe war aus grobem, unbearbeitetem Eisen gegossen und deshalb gänzlich schwarz.
    »Nicht geplant«, zischte Mogda.
    »Das war nur Glück«, erwiderte der Bleiche. »Die Hrimthorsen sind sehr stark, und sie können Speer und Dreizack weiter schleudern, als so mancher Bogenschütze einen Pfeil schießt. Dennoch, ihre Waffen sind minderwertig und ihr Kampfgeschick beschränkt. Es war nur Glück«, wiederholte er.
    »Glück ist etwas, was die Götter uns zugestehen«, wandte Mogda ein. »Die Götter schlafen und geben uns ihren Segen nicht. Dann wird es wohl nicht nur etwas mit Glück zu tun haben.«
    »Ihre Göttin ist Suul und schläft niemals.«
    Mogda hätte ihm nur zu gern widersprochen, doch der Bärtige schnitt ihm das Wort im Munde ab.
    »Dort«, sagte er und zeigte auf eine Senke im Boden.
    Die Eissegler rasten auf eine breit angelegte Vertiefung im Boden zu. Die Bleichen hatten eine sich verengende Schneise in den Boden gegraben, die leicht abschüssig auf ein massives Doppelportal aus Stein zulief. Dahinter musste die unterirdische Stadt der weißen Zwerge liegen - Bleichenstadt. Mogda hatte sich nie eine Vorstellung von dem gemacht, was dieser geheimnisvolle Ort wohl zu bieten hatte. Nur in den Verwünschungen und Drohungen der Zwerge aus Nelbor hatte er je Erwähnung gefunden: »Die Bleichen werden dich holen«, oder »Die Weißen aus Bleichenstadt werden kommen und all jene richten, deren Bart kürzer ist als der Fuß eines Mannes.« Solche Sprüche stießen die Zwerge aus Nelbor gern und oft aus, um ihren Drohungen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Im Laufe der Zeit hatte man ihnen keine Bedeutung mehr zugemessen. Zu oft wurden die Verwünschungen über kleinere Vergehen ausgegossen, und so verblassten sie wie der Ursprung - die Bleichen.
    Mogda zuckte zusammen, als der Zwerg zweimal kurz in das gekrümmte Horn stieß,

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