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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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das an einem Lederband über seiner Schulter hing. Noch bevor das Signal richtig verhallt war, bewegten sich die gewaltigen Steintüren und gaben einen schmalen Spalt frei, der schnell breiter wurde und in das Innere der Zwergenstätte führte. Die abschüssige Rampe wirkte wie eine Spiegelfläche. Dickes, milchiges Eis überzog den abschüssigen Weg bis hinunter zum Tor. An den Seitenwänden, dort, wo Schnee und Eis durch kantigen dunklen Fels abgelöst wurden, zierten Reihen von zwei Fuß breiten Löchern das Massiv. Aus ihrem Inneren hing trübes Eis bis auf den Boden, das aussah wie lange Zungen, die aus dem Maul eines hechelnden Wolfes heraushingen.
    »Was ist das?«, wollte Mogda wissen.
    »Wasserspeier«, kommentierte der Bleiche. Bei einem Angriff versprühen sie Wasser auf den Feind.«
    Mogda starrte ungläubig auf die kahlen Löcher in der Wand. »Ihr besprüht eure Feinde mit Wasser? Das ist äußerst ... nett. In Nelbor sind wir dazu übergegangen, sie mit richtigem Stahl zu vertreiben. Die meisten von ihnen lassen sich durch Waschen nicht abschrecken.«
    Der Bleiche sah ihn höhnisch an. »Das Land, von dem Ihr sprecht, lässt einen durchnässten Mann sicherlich auch nicht innerhalb weniger Minuten erfrieren. Im Norden schneidet die Kälte tiefer als Stahl, das solltet Ihr euch merken.«
    Der Eissegler begann zu schlingern, das Heck des Schiffes brach seitlich aus, und die Rümpfe stellten sich quer. Mogda musste sich festhalten, um nicht von Deck zu stürzen. Er sah, dass es den anderen Schiffen ähnlich erging. Die weißen Bären zogen ihre Last nicht mehr, sondern schienen vor ihr zu flüchten. Einige der Oger, die es nicht an Deck eines Eisseglers geschafft hatten, versuchten, nebenherzulaufen, konnten aber auf der spiegelglatten Fläche ihr Gleichgewicht nicht halten, stürzten zu Boden und rutschen neben Holz und Bärentatzen weiter auf das Tor zu. Sie versuchten, mit Armen und Beinen Halt zu finden oder sich wenigstens von den massigen Rümpfen der Segler fernzuhalten, um nicht von ihnen zermalmt zu werden.
    Mogda erkannte, wie die hinteren beiden Schiffe und einige seiner Kameraden in einem Regenschauer verschwanden, der von beiden Seiten über sie hergetrieben wurde. Die Speier versprühten ihre nasse Ladung über die gesamte Breite der Einfahrt. Nacheinander schoss aus weiteren Löchern Wasser, bis hinter Mogda alles in einem Schleier aus Dunst und Nebel verschwand.
    Mogda klammerte sich an eines der vorderen Segel, als sie sich ein zweites Mal drehten und rücklings in die große dunkle Halle eintauchten. Die Bären wurden vom Gewicht des Seglers mitgerissen, und keuchend und brüllend versuchten sie, ihre Krallen in das Eis zu schlagen, um der Rutschpartie ein Ende zu setzen. Mogda betrachtete die sechzig Fuß hohen Steinportale, an denen sie vorbeiglitten, und die zwei Gruppen zu je drei Dutzend Zwerge, die sich am Portal versammelt hatten, um den Eingang zu schützen. Schwer gerüstet, mit Piken und Armbrüsten bewaffnet, standen sie bereit, jeden Feind zu töten, der hilflos den Hang hinunterrutschte und ihnen in die Hände fiel.
    Schnell hatten die Bären es geschafft, das Gefährt zum Stehen zu bringen, und sofort eilten einige Zwerge aus dem Dunkeln herbei, um die Tiere zu beruhigen. Mogda sprang von Bord und eilte zurück zum Tor, als gerade zwei der Segler gleichzeitig in die Halle rutschten. Die Kufen hatten sich ineinander verhakt, und die Bären schienen sich nicht einig zu werden, in welche Richtung sie nun ziehen sollten. Mogda musste sich mit einem Hechtsprung zur Seite retten, um nicht von einem der Rümpfe getroffen zu werden.
    »Geh weg da. Da kommen noch zwei«, schrie ihm einer der Wächter entgegen. Der Zwerg, wie auch alle anderen, schien sich überhaupt nicht zu wundern, einen Oger in den Hallen zu sehen.
    Schon raste der vierte Segler durch das Tor, und gleich dahinter ein einzelner zersplitterter Rumpf. Mogda hörte das Brüllen seiner Kameraden und das Fauchen der Eisbären, aber die Wasserfontänen gaben nichts davon Preis, was hinter ihnen geschah. Kurz darauf schlitterten weitere Trümmer, das Großsegel und einige Oger und Bären den eisigen Abhang hinunter.
    Mogda erkannte Purgol, der über einem auf dem Rücken liegenden Eisbären hockte und mit einer Keule wieder und wieder auf das Tier einschlug. Gemeinsam rutschten auch sie dem Portal entgegen. Die Bärentatzen schlugen wild um sich, doch Purgol hielt die rechte Pranke fest, und mit einem Fuß stand er auf

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