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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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des Wagens reichte nicht, um die Beine auszustrecken, geschweige denn um sich aufzurichten. Die Stäbe hatten sich schmerzhaft in seinen Rücken gedrückt, dennoch fand er nicht die Kraft, sich zu bewegen. Hinter dem Tor, gleich als sie die grimmig dreinschauenden Wachen passiert hatten, erwarteten den Trupp eine Menge Schaulustiger. Die Hüttenbauer aus Osberg waren gekommen, um dem Unhold ihre Aufwartung zu machen. Aufgeregter Protest wurde laut. Die Menge schrie nach Vergeltung und Rache.
    »Hängt ihn auf. Spießt seinen Kopf auf eine Lanze und stellt sie vor das Stadttor, damit die Kreaturen Tabals erkennen, was geschieht, wenn sie weiterhin in Nelbor ihr Unwesen treiben.«
    Gnunt verstand nicht, was er diesen Leuten getan haben konnte, was sie so erzürnte. Er hatte den Menschen von Osberg überhaupt nichts getan, und auch aus Sandleg waren sie geflüchtet, bevor die Stadt in Schutt und Asche lag. Alles, was man ihnen zur Last legen konnte, war, dass sie sich selbst verteidigt hatten.
    Essensreste und die Inhalte von Abtritten wurden nach ihm geworfen. Ein fauliger Kohlkopf klemmte sich zwischen die Gitterstäbe, und als Gnunt danach griff, weil sein Hunger größer war als die Schmach, schlug ihm einer der Söldner mit dem Schwertknauf auf den Handrücken. Sofort krümmte Gnunt sich wieder zusammen.
    »Nicht hier in der Stadt«, hörte er einen Mann zu dem Söldner sagen. »Sie sollen nicht denken, dass wir Unholde sind.«
    »Übergebt ihn den Leuten hier, dann werdet Ihr sehen, was für Unholde in ihnen schlummern.«
    »Lasst ihn in Ruhe, hab ich gesagt«, zischte der andere wieder. »Es gibt genug Menschen, die unserer Sache noch nicht zustimmen, wir wollen ihnen kein Futter geben, damit sie sich gegen uns wenden. Bringt ihn einfach in den Kerker wie Euch befohlen, dann bekommt Ihr euren Sold.«
    Gnunt wagte einen vorsichtigen Blick auf den Mann. Er kannte ihn nicht, aber er trug die Robe eines Priesters. Sein braunes Haar lugte unter der Kapuze hervor, genauso wie seine hakenförmige Nase. Er war bei Weitem nicht so kräftig wie der Söldner, mit dem er sprach, doch schien der Schwertmann Respekt vor ihm zu haben.
    Unter den zornigen Rufen und dem Regen aus fauligen Eiern und altem Obst setzten sie ihren Weg fort. Mit jedem Straßenzug, den sie hinter sich ließen, schwanden auch die aufgebrachten Menschen vom Tor. Statt ihrer zeigten sich hilflose, betroffene und ängstliche Gesichter in den Fenstern der Häuser. Zu Gnunts Erstaunen begleiteten plötzlich zwei Kinder den Käfigwagen und winkten dem Oger fröhlich zu.
    »Hallo, Herr Oger«, rief das Mädchen. »Seid ihr gekommen, um die Statue von Tarbur zu reparieren? Sie liegt draußen im Bach, und die Fische knabbern an seiner Nase. Ihr seht stark genug aus, um sie aus dem Wasser zu ziehen. Unsere Mutter hat gesagt, wir dürfen nicht dahin - die Statue ist ein schlechtes Oben.«
    »Omen«, korrigierte der Junge seine Schwester. »es heißt Omen, du dumme Kuh.«
    »Macht, dass ihr nach Hause kommt«, fuhr einer der Söldner sie an und verscheuchte die Kinder. Er schlug dem Jungen mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und versuchte, das Mädchen mit dem Stiefel zu treten, doch er verfehlte sie knapp. Die beiden rannten davon, aber nicht ohne Gnunt dabei fröhlich zuzuwinken. Gnunt versuchte, ihren Gruß zu erwidern, doch seine Kraft reichte nur aus, um mit der Hand über den Boden zu wischen.
    »Kinder«, knurrte der Söldner. »Ihre Eltern sollten ihnen mehr Vernunft einbläuen. Wenn sie es nicht tun, wird man ihnen später Verstand mit einem glühenden Eisen einbrennen.« Gnunt sah den Mann böse an, bis ihre Blicke sich trafen.
    »Glotz nicht so blöd. Ein glühendes Eisen würde dir auch ganz guttun.«
    Gnunt zuckte wieder zusammen, als der Söldner mit seinem Schwert gegen die Gitter schlug. Er ist ein Ork, der aussieht wie ein Mensch, dachte Gnunt.
    Sie passierten das Haupttor zur Kaserne der Wachsoldaten. Die vereinzelten Menschen, die ihnen immer noch folgten, blieben dahinter zurück und bedachten Gnunt noch mit einigen Pöbeleien, die er zwar nicht verstand, aber die durch ihren Tonfall nichts Gutes versprachen. Die Söldner stellten den Wagen mit ihm und den vier altersschwachen Gäulen auf der Mitte des Hofes ab und traten einige Schritte zurück. Gnunt sah, dass sich auf der inneren Wachmauer einige Hüttenbauer in dunklen Roben versammelt hatten und zu ihm hinunterstarrten. Sie zeigten mit Fingern auf ihn und schienen belustigt darüber,

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