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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Kopf des Mannes zwischen seine Arme und überließ den Rest den Göttern.
    Gnunt spürte, wie der Mann mit Armen und Beinen um sich schlug und versuchte, sich aus dem Griff des Ogers zu befreien. Er versuchte zu schreien, doch das Gewicht auf ihm erstickte jeden Ton. Dann hörte Gnunt, wie die Knochen des Söldners barsten und sein Körper erschlaffte. Noch zwei weitere Male überschlug er sich, den Söldner fest umklammert, und prallte dann mit dem Schädel gegen die Wand. Für kurze Zeit musste er das Bewusstsein verloren haben, denn als er die Augen wieder aufschlug, standen die anderen um ihn herum und versuchten, seinen Körper von dem Mann unter ihm fortzuzerren. Gnunt rollte sich zur Seite und sah die verdrehten Beine des Mannes, wie sein Kopf nicht mehr mittig auf den Schultern saß und den Knochen, der aus seinem Bizeps ragte.
    »Was für ein Trottel«, lachte einer der Söldner. »Was hat er gedacht, dass ein Oger nur schwer aussieht, aber leicht wie eine Feder ist? Er hätte laufen sollen, dann würde er immer noch leben.«
    »Ist doch egal«, sagte ein anderer. »Ein Beutel weniger, mit dem wir teilen müssen.«
    Sie ließen den Mann einfach dort, wo er lag, und brachten Gnunt zu seiner Zelle. Der Oger befürchtete, sie hätten gesehen, dass er sich absichtlich hatte fallen lassen, doch es schien niemand bemerkt zu haben oder bemerken zu wollen. Der Kerkermeister schloss eine schwere Stahltür auf und stieß sie mit dem Fuß an, während er in die dunkle Zelle zeigte.
    Zwei der Söldner stießen Gnunt mit etwas Hartem in den Rücken und trieben ihn vorwärts. Gnunt tauchte durch die zu kleine Tür in die Dunkelheit. Der Kerkermeister entzündete eine Fackel, und Stimmt sah es als seine Aufgabe an, den Oger an die beiden großen Eisenringe, die in der Wand eingelassen waren, zu ketten.
    »Ich dachte, die Zelle ist leer, habt ihr gesagt?«, wandte einer der Söldner ein.
    Stimmt leuchtete die Zelle aus. Der Söldner hatte Recht. Gegenüber an der anderen Wand hockte eine kleine Gestalt, in lumpige Decken gewickelt, und schien zu schlafen.
    »Manchmal bringen die Stadtwachen selbst Mörder und Diebe hier herunter«, erklärte der Kerkermeister. »Meine Bezahlung ist nicht gut genug, um Tag und Nacht hier zu wachen. Was stört es dich? Wenn die Ratte aufwacht und mitbekommt, wer sein neuer Zellenkamerad ist, wird er ohnehin vor Schreck tot umfallen. Also lass ihn in Ruhe.«
    Die Söldner schienen es eilig zu haben, wieder nach oben zu kommen und dem Zahlmeister einen Besuch abzustatten. Der Kerkermeister steckte die Fackel neben die Tür in die Wandhalterung und warf einen letzten Blick auf Gnunt.
    »Ich lass die Fackel stecken, damit du dich an dein neues Zuhause gewöhnen kannst. Wenn sie abgebrannt ist, wird es hier wieder dunkel wie in einem Bärenarsch, also versuch, dich dran zu gewöhnen. Einmal am Tag gibt es etwas zu essen und einen Schluck Wasser, mehr ist nicht drin. Versuch also deine Kräfte zu sparen, brüll nicht die ganze Zeit rum oder reiß an den Ketten. Du bekommst sie ohnehin nicht aus der Wand gerissen. Ach übrigens, es wäre schön, wenn du die Ratte auf zwei Beinen dir gegenüber nicht verspeist, Lord Felton ist es lieber, wenn er selbst über seine Gefangenen Gericht halten kann, ohne dass schon jemand an ihren Knochen genagt hat. Verstehst du?«
    Gnunt blickte auf. Hinter dem Kerkermeister, der in der Tür stand, zeigte sich das neugierige Gesicht von Stimmt.
    »Oger nicht effen Hüttenbauer«, stammelte Gnunt. »Gnunt mag Ffafe und Ffeine.«
    »Ffafe und Ffeine«, lachte der Kerkermeister, als er die Tür hinter sich schloss und den schweren Schlüssel herumdrehte. »Dazu würden wir auch nicht Nein sagen.«
    »Stimmt.«
    Die Schritte der Männer verhallten schnell in dem kalten, nassen Gewölbe. Das Letzte, was Gnunt von ihnen hörte, war das Schlagen der eisernen Tür dreißig Fuß über ihm.
    Mit einem Ruck warf Gnunts Mitgefangener die Decken von sich und gab sich einem keuchenden Hustenanfall hin. »Was in aller Welt veranstalten diese dreckigen Söldner nur mit ihren Decken?« schimpfte er. »In jedem Hurenhaus sind die Laken sauberer.«
    Der Mann stand auf, klopfte seine Kleidung penibel ab und trat in den Schein der Fackel.
    »Dünner Mann«, entfuhr es Gnunt.
    »Richtig, mein dicker Freund«, sagte er. »Du scheinst dich nicht so leicht täuschen zu lassen wie die meisten Menschen in dieser Stadt. Trotzdem wäre es schön, du würdest mich auch wie alle anderen, die mich

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