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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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nicht kennen, mit Haran ansprechen. Dünner Mann ist schon etwas zu verräterisch für meinen Geschmack. Selbst in meiner Stammkneipe weiß die Schankmaid zwar, wer Haran ist, doch wäre sie nicht imstande zu sagen, ob er groß oder klein, dick oder dünn, mit langem oder kurzem Haar gesegnet ist.«
    Und tatsächlich, als er sich drehte und den Kopf neigte und hob, sah es aus, als ob sein Haar länger oder kürzer werden würde, und auch schien er Gnunt gar nicht mehr so dünn wie in dem Wald. Unverkennbar jedoch waren für Gnunt seine zwei verschiedenfarbigen Augen, von denen er versuchte, immer nur eines seinem Gegenüber zu zeigen.
    »Wie ich mit Bedauern feststellen muss, ist deine Reise nicht ganz so angenehm verlaufen wie die meine«, sagte er mit einem traurigen Unterton. »Aber im Gegensatz zu mir wird deine Reise bald vorüber sein, wenn du dich an das hältst, was ich dir sage. Verstehst du?«
    »Gnunt verftehen«, stöhnte Gnunt.
    »Gut, dann hör mir zu. Sie werden wiederkommen und dich vorbereiten. Man wird dir wehtun, aber nur äußerlich. Es werden zwei oder drei Folterknechte des Klerus kommen, um sicherzustellen, dass du dem Hohepriester Tyvell Rede und Antwort stehst. Sie werden dich so lange quälen und dir Fragen stellen, bis sie von dir erfahren, was sie wissen wollen.«
    »Gnunt nicht verraten Freunde.«
    Haran lachte auf. »Weiß du, dass dies hier alles schon einmal passiert ist? Tarbur stand an deiner Stelle, und an der Wand ihm gegenüber saß Slick, ein wirklich schlechter Mensch. Beide sind tot, und das Schicksal hat sich nicht erfüllt. Es liegt jetzt in deinen Händen, alles zum Guten zu wenden. Du wirst ihnen alles sagen, was du weißt, hörst du. Sie werden dich auch nach Dingen fragen, auf die du die Antwort nicht kennst. Dann wirst du ihnen auch dies erzählen. Mach dir keine Sorgen, niemand wird sich von dir verraten fühlen, wenn du dich an das hältst, was ich dir sage.«
    Gnunt nickte verschämt. Haran trat aus dem Fackelschein hervor auf ihn zu. Zwischen seinen Händen spannte sich ein Draht, dessen Enden an zwei Holzgriffen befestigt war. Er trat hinter Gnunt an die Wand und zog an den schweren Eisengliedern der Kette. Gnunt konnte nicht sehen, was er tat, nur das schleifende Geräusch von Metall auf Metall war zu hören. Es dauerte einige Zeit, bis Haran wieder hervortrat. Er hielt den Draht vor sich, tippte zaghaft mit einem Finger dagegen und zog ihn erschrocken wieder zurück.
    »Das hier ist des Schicksals dünner Faden«, erklärte er. »Meistens lässt er das Schicksal enden, doch dieses Mal spinnt er den dünnen Faden weiter. Eine Garotte kann keine Eisenfessel durchschneiden, aber der Lehrling eines Schmiedes liebt vielleicht ein Mädchen, dessen Vater sie schlägt. Irgendwann wird er sie totschlagen, es sein denn, das Schicksal hat andere Pläne für den Vater. - Du wirst alle Fragen beantworten«, drängte er erneut. Du wirst dir wehtun lassen, aber nur äußerlich. Sobald sie anfangen, dir wirklich wehzutun, wirst du gehen. Schau dich genau um, eine Tür wird für dich offen stehen, du folgst ihr, und wenige Stunden später bist du frei. Aber um eines muss ich dich bitten, bevor du gehst - du musst sicher sein, dass niemand mehr ...«, er machte eine kurze Pause, »... dass niemand mehr sehen kann, wohin du verschwindest. Ihre Augen müssen geschlossen sein. Hast du das verstanden? Ihre Augen müssen geschlossen sein, wenn du Osberg verlässt.«
    Gnunt hatte verstanden.
    Haran drehte sich um und öffnete die Zellentür, als ob sie niemals verschlossen gewesen wäre. Dann ging er hindurch und schloss sie hinter sich. Kurz darauf öffnete er die kleine Luke in der Eisentür und blickte noch einmal zurück.
    »Sie denken, sie könnten den Lords ihre Macht nehmen und ihr Land und die würden dabei nur zusehen. Lord Felton ist ein guter Mann, vergiss das nie. Sag deinem Volk, nicht alle Menschen sind schlecht. Und denke daran: Ihre Augen müssen geschlossen sein.«
    Dann schob er die Sichtklappe wieder zu, und Gnunt war allein. Kurz darauf erlosch die Fackel, und es wurde dunkel.

36
König Arbalosch

    Das Licht der wenigen Fackeln in den Hallen, Tunneln und Gängen der Heimat der Bleichen versuchte zu entkommen wie die Ratten von einem sinkenden Schiff. Polierte Metallschilde oder blanke Steinplatten bündelten es und warfen den Schein weit zurück, bis er an Kraft verlor und irgendwann erstarb. Trotz der ausgefeilten Technik schien der Zwergenbau immer ein wenig

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