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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ihn so eingepfercht zu sehen.
    »Gut!«, rief einer von ihnen herunter. »Bringt ihn weg und bereitet ihn vor. Demnächst will der Hohepriester Tyvell ihn selbst befragen. Stellt sicher, dass er die richtigen Antworten gibt. Kettet ihn im Kerker an, dann könnt ihr euch den Sold abholen kommen.«
    Feierlich verließen die Männer die Mauer wieder und verschwanden im Inneren eines Wachturmes.
    Zwei überaus kräftige Schergen mit kahl geschorenen Köpfen betraten den Innenhof und gesellten sich zu den Söldnern. Die beiden stellten sich mit verschränkten Armen vor dem Käfig auf und betrachteten den Oger.
    »Man ist immer wieder überrascht, wenn man sieht, wie groß sie wirklich sind«, schnaubte der Linke.
    »Stimmt«, sagte der andere.
    »Der hier ist, glaube ich, noch größer als Tarbur damals, wenn die Geschichten über ihn wahr sind.«
    »Stimmt«, raunte der andere wieder.
    Einer der Söldner drängte sich zwischen sie und legte ihnen die Arme über die Schultern.
    »Worauf wartet ihr?«, fragte er. »Dass er abnimmt oder schrumpft? Werdet ihr zu schlecht bezahlt, um endlich mal einen wirklich schweren Jungen in euren Kerker einzusperren?«
    »Wenn du es nicht erwarten kannst, mach es selber«, erwiderte der Linke und hielt dem Söldner einen großen eisernen Ring hin mit einem Dutzend Schlüssel daran.
    »Stimmt«, pflichtete der andere bei.
    »Macht schon«, befahl der Söldner.
    Die beiden sperrten mürrisch die Käfigtür auf und warfen sich einen Blick zu.
    »Ich hatte den Letzten, diesmal bist du dran.«
    »Stimmt«, sagte ›Stimmt‹, doch als er seinen Fuß auf den Wagen setzte, zögerte er einen Augenblick und drehte sich zu seinem Kollegen um.
    »Es war dieser Rodney nach der Schlägerei in der Eichengasse«, kam sein Kollege seiner Frage zuvor.
    Stimmt drehte sich wieder um und runzelte die Stirn. »Stimmt«, murmelte er und kletterte in den Wagen. Er öffnete das Schloss der Kette, mit der man Gnunt an die Stäbe gefesselt hatte. Er kettete die losen Enden wieder mit dem Schloss zusammen und verlies den Käfig.
    »Kannst du allein herausklettern?«, fragte Stimmts Kollege.
    Gnunt nickte und kroch vom Wagen. Erst jetzt spürte er seine unzähligen Verletzungen. Sein Körper schien übersät von Schürfwunden und Prellungen. Jeder Knochen in seinem Leib schmerzte.
    »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte der Glatzkopf einen der Söldner. Habt ihr ihn bis Osberg hinter dem Wagen hergezogen?«
    »Was geht es dich an, Kerkermeister. Scher dich um deinen eigenen Kram.«
    Vier der Söldner begleiteten sie, als der Kerkermeister und sein Kollege Gnunt in den Turm brachten.
    »Nach unten«, wies der Kerkermeister die übrigen an.
    Die gewundene Steintreppe war steil und schmal. Gnunts Fußketten ließen es kaum zu, mehr als eine Stufe auf einmal zu nehmen. Seine Füße fanden nur zur Hälfte auf den Stufen Platz, und den Kopf musste er einziehen, um nicht gegen die Decke zu stoßen.
    »Ich gehe allein vor«, sagte einer der Söldner. »Er wird ja wohl kaum nach unten flüchten.«
    »Stimmt«, krächzte eine Stimme hinter ihnen.
    Obwohl die Treppe nur dreißig Fuß in die Tiefe führte, kam sie Gnunt schier unendlich vor. Er kam nur langsam voran, und das tagelange Sitzen in dem Wagen hatte seine Glieder taub und starr werden lassen.
    »Beeil dich, Fettsack«, pöbelte ihn der Söldner vor ihm an. »Auf uns wartet eine fürstliche Belohnung. Der Klerus wiegt jeden Pfund von dir mit Gold auf.«
    Zum ersten Mal betrachtete Gnunt den Mann vor sich. Bei jedem Schritt hatte er darauf geachtet, die Stufen mit den Füßen zu treffen, doch jetzt blieb er stehen und schaute in das zornige Gesicht des Mannes schräg unter ihm. Es war derselbe, der die Kinder verscheucht hatte - der Ork in Menschengestalt.
    Der Söldner verpasste Gnunt einen Schlag mit dem Schwertknauf auf die Kniescheiben. Der eigentliche Schmerz war geringer als die Demütigung, die dahintersteckte, dennoch rang Gnunt sich ein Lächeln ab.
    »Ihr seid genauso hässlich, wie ihr blöd seid«, fluchte der Söldner und verpasste Gnunt einen weiteren Schlag. Diesmal lächelte Gnunt nicht mehr. Er knickte mit dem Bein weg und ließ sich einfach fallen. Der Weg bis nach unten betrug nicht mehr als zwanzig Stufen, und Gnunt nahm sich vor, möglichst weich zu fallen. Er packte mit den gefesselten Händen zu und umklammerte die Schwerthand des Söldners, damit ihm die Klinge beim Sturz nicht versehentlich in seinen Bauch gerammt wurde. Dann klemmte er den

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