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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aufritzten. Die Hufschläge des Pferdes kamen näher. Ihr Herz raste. Sie durfte nicht in Gefangenschaft geraten, nicht solange sie im Besitz des Steines war. Ihre Hand umklammerte den ledernen Beutel. Der Saum ihres Umhangs verhakte sich in einem Ast. Sie riss ihn los, trat in einen Kaninchenbau und verlor das Gleichgewicht. Der Länge nach stürzte sie hin und schlug sich den Kopf an einer hervorstehenden Baumwurzel an.
    Der Söldner trieb sein Pferd in vollem Galopp auf sie zu. Cindiel befürchtete, die schweren Pferdehufe würden sie zertrampeln, doch kurz vorher riss der Söldner an den Zügeln des Pferdes, und das Tier bäumte sich vor ihr auf. Bedrohend traten die Hufe über ihr in die Luft. Hagrims panische Rufe erstarben, als sich ein Schatten über Cindiel legte.
    Tastmar stand breitbeinig über ihr. Der Oger packte das Pferd, als ob er es umarmen wolle. Das Reittier tänzelte auf der Stelle und versuchte, Tastmar zurückzudrängen. Der Oger hielt dagegen. Mit einer Hand griff er nach dem Schwertarm des Söldners, während er das Pferd weiter vor sich herschob. Cindiel rollte sich zur Seite weg in eine Gruppe von Farnen, um dem Gewirr aus Beinen zu entkommen. Das Pferd wieherte ängstlich, als es mit den Hinterläufen an den Rand der Böschung geriet. Es trat Steine und Grassoden los, die den Abhang hinunterrollten.
    Noch einmal stemmte sich Tastmar mit aller Gewalt gegen den Brustkorb des Reittieres. Zusammen mit dem Pferd und Reiter stürzte Tastmar in das tiefe Bachbett. Cindiel kroch auf allen vieren an die Böschung heran. Der Söldner lag zur Hälfte begraben unter seinem Reittier. Das Pferd selber versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch Tastmar hockte über ihm und schlug mit Fäusten auf das Tier ein.
    Hagrim hatte einen Weg in den Bachlauf gefunden und versuchte, den Hang auf der anderen Seite zu erklimmen. Cindiel wollte ihm zur Hilfe eilen, doch dann sah sie einen weiteren Söldner, der sein Pferd durch die Furt jagte. Spritzend trieben die Pferdehufe das Wasser auseinander. Im vollen Galopp hielt er auf Tastmar zu.
    »Tastmar, hinter dir!«, versuchte Cindiel den Oger zu warnen.
    Tastmar fuhr herum und richtete sich auf. Er musste seine Waffe bei der Flucht vor den Söldnern verloren haben. Ihm blieb keine Zeit. Er griff in das seichte Wasser, grub einen Stein von der Größe eines Kohlkopfes aus dem schlammigen Untergrund und schleuderte ihn dem Angreifer entgegen. Der Söldner riss sein Pferd zur Seite, und der Stein rauschte nur haarscharf an ihm vorbei. Der andere Mann schaffte es nicht, sich unter dem Pferdekörper herauszuwinden, aber er bekam den Schwertarm frei und stieß dem Oger die Klinge in die Wade.
    Tastmar brüllte auf, hatte aber nur einen kurzen Blick für den Mann übrig. Der berittene Söldner war bereits zu nahe, um ihn aus den Augen zu lassen. Tastmar hob den Fuß und setzte ihn auf den Kopf des unter ihm liegenden Mannes. Das Gewicht des Ogers drückte das Haupt seines Gegners ins Wasser und tief in das schlammige Flussbett. Für einen kurzen Moment lang schlug der Mann panisch um sich und verletzte Tastmar ein weiteres Mal am Bein. Schließlich aber fielen seine Arme zurück ins Wasser, und seine Finger lösten sich von dem Schwertgriff.
    Tastmar drehte seinen Fuß hin und her, als ob er ein lästiges Insekt unter sich zertrat, konzentrierte sich aber ganz auf den heranstürmenden Gegner. Zum Schlag bereit und mit erhobenem Schwert, trieb dieser das Pferd auf den Oger zu. Erst kurz vorher riss er sein Tier herum, preschte an Tastmar vorbei. Der Oger duckte sich unter dem Schlag hinweg und packte die Hinterläufe des Pferdes. Das Tier keilte aus und riss den Oger mit sich zu Boden. Das Wasser spritzte in einer Fontäne über sie hinweg.
    Das am Boden liegende Pferd trat wild um sich. Auch Tastmar schlug und trat nach allem, was in seine Reichweite kam. Er riss das Pferd am Halfter hoch, schob den Brustkorb des Tieres über den am Boden liegenden Mann und warf sich mit seinem Gewicht obendrauf. Der Kopf des Pferdes schlug hin und her, um nicht unter Wasser gedrückt zu werden. Mehrere Faustschläge brachten das Tier zur Besinnungslosigkeit. Tastmar blieb erschöpft und blutend über dem Tier liegen, bis er sicher war, es und den Reiter bezwungen zu haben.
    »Mach das nie wieder«, keuchte Hagrim und stützte sich erschöpft auf Cindiels Schulter.
    »Du hast mich zu dir herübergewunken«, sagte sie nicht weniger abgehetzt.
    »Sonst hörst du auch nie auf mich, warum

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