Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Bäuche strafften den weißen Leinenstoff, in den sie gehüllt waren.
Mogda war nur noch fünf Schritte von ihnen entfernt, als ihm plötzlich einer der Frostriesen in den Weg sprang. Mit seinen toten Augen blickte er Mogda starr an. Blitzschnell hob er den Hammer über seinen Kopf und schlug zu. Donnernd krachte der steinerne Kopf zu Boden und ließ die Marmorplatten splittern. Mit einer schnellen Bewegung riss er den Hammerstiel herum und schlug im weiten Bogen einen Halbkreis vor sich. Mogda taumelte zwei Schritt zurück. Er hätte im Zweikampf keine Chance gegen den Hünen. Selbst wenn ihm ein Treffer gelingen würde, hätte er wenig Aussichten, den Riesen mit einem Schlag töten zu können. Der Gewalt dieses Kolosses hatte er nichts entgegenzusetzen.
Zu Mogdas Füßen lag der zertrümmerte Helm des Zwerges. Von ihm war nicht mehr übrig als ein flaches Stück Metall, über das ein bronzenes Band lief. Ganz vorsichtig knickte Mogda mit den Beinen ein, um das plattgewalzte Rüstungsteil aufzuheben. Er selbst konnte das zaghafte Schaben des Metalls auf dem Boden nicht hören, doch der Riese reagierte sofort. Mit einem einzigen Schritt nach vorn stand er über Mogda und ließ den riesigen Kriegshammer auf ihn niederrasen. Mogda rollte sich zur Seite, und der steinerne Klotz verfehlte ihn nur um einen Fußbreit. Er spürte, wie die Risse des Marmors unter ihm entlangkrochen. Staub und Splitter regneten auf ihn nieder. Zusammengekrümmt blieb er liegen. Der Riese ließ den Hammerkopf an Ort und Stelle ruhen und lauschte. Aus dem Handgelenk schleuderte Mogda den zertrümmerten Helm einige Schritt seitlich hinter den Riesen. Noch im Flug holte der Wächter erneut aus, streifte den Helm, und bevor das Scheppern verklungen war, begrub er ihn unter seiner Waffe.
Mogda nutzte diese wenigen Sekunden und krabbelte auf den Schacht zu. Als er ihn erreicht hatte, ließ der Riese den Kopf bereits erneut wandern, um seinen Gegner auszumachen. Behutsam zog Mogda sich an der Wand hoch. Die jungen Frauen hingen frei im Schacht, weit unter ihnen loderte ein Feuer. Vom Höhenbeförderer selbst war nichts zu sehen. Keines der jungen Mädchen schien den Oger oder sonst etwas, was um sie herum geschah, wahrzunehmen. Ihre Augen waren verdreht, und ihre Lippen formten lautlose Worte. Wahrscheinlich träumte jede Einzelne von ihnen, eine Göttin zu sein, dachte Mogda. Junge Mädchen als träumende Göttinnen für eine größenwahnsinnige Ogerfrau.
Der Schacht war zu breit, als das Mogda an die Kette hätte gelangen können, darum nahm er das Runenschwert zu Hilfe. Er packte die Waffe an der Klinge und versuchte eine der Ketten mit dem Griff heranzuziehen. Das metallische Klirren, als der Schwertgriff die Kette berührte, ließ den Frostriesen herumfahren. Er griff nach dem Helm und schleuderte ihn wie eine Sichel im Mogdas Richtung. Das scharfkantige Metall verfehlte Mogda um eine Armlänge, doch eines der Mädchen im Schacht wurde von dem Rüstungsteil am Kopf getroffen. Blut lief aus einer langen Schnittwunde an ihrer Schläfe, und ihr Kopf sackte zur Seite.
Die grollende Stimme eines Riesen übertönte den Lärm in der Halle.
»Das Blut der Jungfrau ist verebbt. Ich leiste meinem Schwur folge, oh Suul. Noch bevor der Mond die Farbe wechselt, werdet Ihr eine neue Tochter haben. Der Stamm der Gatosen wird Euch eine Jungfrau übergeben, die für Euch die Götterfrost gebärt, auf das Eure Kinder die Welt beherrschen. Ich bin Euer ergebener Diener.«
Der Riese sprach, als ob er nicht bei Sinnen war. In all dem Lärm und den funkelnden Lichtern steckte er seinen Hammer zurück in die Schlaufe an seiner Hose und ging zum Tor. Mit einem Griff hatte er den schweren Riegel zurückgeschoben und stieß die Flügeltür auf. Dann verschwand er auf der Treppe nach unten.
Dafür brauchte Suul also die Frauen aus den Dörfern. Sie dienten ihr als Leihmütter, damit sie diese gottlosen Kreaturen zur Welt bringen konnte. Angewidert starrte Mogda auf die dicken Bäuche der beiden schwangeren Frauen. Er wusste, dass er ihnen nicht helfen konnte. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Er wandte den Blick nach oben und sah den Schacht hinauf. Durch einen schmalen Spalt im oberen Ende fiel Licht hinein. Dort oben musste Suul irgendwo sitzen. Mit einem Mal wusste er, was zu tun ist. Er packte die Runenklinge am Griff und schlug mit der flachen Seite gegen die Kette. Das Rasseln der eisernen Glieder war wie ein Glockenschlag in der Stille. Laut brüllend fuhr
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