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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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machen, aber für einen schmutzigen Stallburschen wird es reichen.
 
    Wenig später stand Cindiel in einer dunklen Seitengasse am Hintereingang der Kupfergrotte. Hagrim hatte sie hierher geschleppt und dann stehen lassen mit den Worten: »Lass dich nicht von irgendwelchen Dirnen ansprechen. Ich bin gleich zurück.«
    Etwas unglücklich über ihre neue Frisur, griff sie unter die Wollmütze, die Hagrim ihr übergezogen hatte. Kaum ein Haar hatte mehr Fingerlänge, und an einigen Stellen hatte der Geschichtenerzähler ihr die Strähnen bis auf die Kopfhaut abgeschnitten. Als ob sie dies noch nicht genug verschandelte, hatte er ihr obendrein Deichselfett ins Gesicht und auf die Hände geschmiert. Eine komplette Garnitur Stallburschenzeug war ebenfalls schnell zur Hand gewesen.
    Cindiel bezweifelte, dass ihre Verkleidung ausreichen würde, sie aus der Stadt zu bringen. Hagrims Euphorie jedoch ließ sie hoffen, dass er noch etwas in petto hielt. Doch egal was es war, es musste schnell gehen. Bei Tageslicht würde sicherlich niemand mehr auf ihre alberne Maskerade hereinfallen.
    Hagrim hielt Wort. Nach wenigen Minuten war er zurück, im Schlepptau zwei Pferde und drei Mulis. Die Tiere schienen noch im Halbschlaf, denn sie ließen sich von ihm ohne Mucken durch die Gasse führen.
    »Was soll das werden, wenn es fertig ist?«, bluffte Cindiel ihn an. »Ich hoffe, du hast die Tiere nicht gestohlen. Das Letzte, was ich möchte, ist, im Kerker zu versauern, weil ich wegen Pferdediebstahl angeklagt bin.«
    »Dann mach es wie deine Ogerfreunde und iss die Pferde einfach auf, wenn sie dich erwischen. Mit etwas Glück klagen sie dich dann nur wegen Mundraub an.« Hagrim ließ sich nicht verunsichern. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie von oben bis unten. »Für die Kürze der Zeit ist es ganz gut geworden. Du solltest die Schultern weiter nach vorne ziehen, deine Brust ist zu groß.«
    »Du bist der Erste, der das sagt. Kannst du dir das vorstellen?«, entgegnete Cindiel bissig.
    »Außerdem verrät dich deine Stimme. Glaubst du, du schaffst es, mal eine Weile den Mund zu halten?«
    Cindiel hoffte für ihn, dass sein Plan aufgehen würde, wie immer er auch aussehen mochte. Falls man sie erwischte, wusste sie nicht, was schlimmer war: dass die Leute sie so sahen oder dass man sie hängte. Aber auf jeden Fall wäre es nichts gegen das, was sie mit Hagrim anstellen würde.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Cindiel.
    »Gib mir eine halbe Stunde, dann machst du dich auf den Weg zur Statue von Tarbur. Bring die Pferde mit. Du wirst schon sehen, was ich vorhabe«, erklärte Hagrim. Dann machte er sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg.
    Cindiel besaß kein sonderlich gutes Zeitgefühl. Jahrelang hatte ihre Großmutter versucht, ihr einen Sinn für die Zeit zu vermitteln - ohne Erfolg. Einzig und allein der schmale rote Streifen am Horizont zeigte der Hexe, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Als sie das Stimmengewirr vom Marktplatz hörte, entschied sie, die halbe Stunde sei um. Zusammen mit den Pferden und Maultieren machte sie sich auf in Richtung der Statue des Ogers Tarbur.
    Cindiel konnte den Platz noch nicht sehen, aber Hagrims Stimme vernahm sie bereits deutlich: »Wir können nicht zulassen, dass diese Kreatur Tabals in unserer Stadt einen Ehrenplatz besitzt. Wir wollen sie vom Antlitz Nelbors verjagen, und mit dieser steinernen Fratze hier fangen wir an. Wir setzen ein Zeichen für unseren Gott. In der Welt von Prios ist kein Platz für solche Unholde. Helft mir, packt mit an.«
    Als Cindiel die Schar von Leuten sah, die Hagrim um sich versammelt hatte, wusste sie wieder, wie wertvoll und mächtig das Talent des Geschichtenerzählers war. Es war schon viele Jahre her, dass sie das letzte Mal in den Genuss seiner höchsten Erzählkunst gekommen war. Nur schwach erinnerte sich Cindiel, wie sie damals in den Bann des Geschichtenerzählers gezogen worden war, aber dennoch bereute sie, seinen kunstvollen Erzählungen nicht häufiger gelauscht zu haben. Er konnte die Menschen verzaubern, auf seine Art und Weise.
    »Komm her, Junge. Du kommst genau recht. Prios wird dich als eines seiner Kinder erkennen und dich segnen, wenn du uns hilfst, Osberg von diesem Ungetüm zu befreien.«
    Cindiel begriff zuerst gar nicht, dass Hagrim sie meinte. Doch dann trottete sie mit einem unguten Gefühl und gesenktem Haupt auf den Mob zu.
    »Nicht so schüchtern, Bursche«, kommentierte Hagrim. Er kam ihr entgegen und legte seinen Arm um

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