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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aufzuheben und nach Gelp zu werfen. Der junge Krieger hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich der einfachsten Angriffe zu erwehren. Nach den ersten Treffern am Kopf brach er zusammen. Die aufgebrachte Menge trat nach dem am Boden liegenden jungen Mann. Rator überließ den Jungen seinem Schicksal. Er war ihm nichts schuldig, und vielleicht hatte Gelp es sogar verdient. Vermutlich würde er ohnehin zu spät kommen, und nur, um den Tod des Jungen zu rächen, war die Gefahr, selbst verletzt oder getötet zu werden, zu groß.
    Zu guter Letzt nahm jemand eine Fackel und entzündetet die Kleidung des vermutlich bereits toten Jungen.
    Rator konnte nicht verstehen, was in diese Leute gefahren war. Er hatte nicht wenig Lust, ihnen zu zeigen, was es bedeutete, ihn zu verärgern, aber die Hüttenbauer waren nicht sein Problem. Wenn sie sich gegenseitig töten wollten, sollten sie es tun. Er suchte einen Gott.

12
Ein einfacher Plan

    »Hast du das verstanden, du kleines Scheusal?«, fauchte ihn der dunkel gekleidete Priester, der die Robe des Prios' trug, an.
    Natürlich hatte Frigget verstanden, er war ein Goblin. Von allen Kreaturen Tabals waren sie doch die schlausten, listigsten und geschicktesten. Was dachte dieser einfältige Hüttenbauer, mit wem er es zu tun hatte? Er behandelte Frigget wie einen Aaskriecher, der kaum würdig war, zwischen all den Trollen, Ogern und Orks an der Seite von Tabal zu kämpfen. Aber wer hielt denn schließlich diesen überdimensionalen Kampfmaschinen den Rücken frei und kümmerte sich darum, dass Verletzte und Verstümmelte am Boden liegen blieben? Schon in den Tagen zuvor hatte Frigget in der Stimme des Priesters diesen verächtlichen Unterton herausgehört. Er wurde behandelt wie ein Verräter.
    Eine Kopfnuss holte den Goblin aus seiner gedankenverworrenen Welt zurück. »Ich hab dich etwas gefragt, Fratze«, wiederholte der Priester.
    Frigget nickte eifrig.
    »Was?«, fuhr ihn der Diener Prios' an.
    »Ja, ja, Fratze hat verstanden«, hechelte der kleine Goblin.
    Warum der Priester ihn immer wieder Fratze nannte, war Frigget unklar. Er musste ihn mit irgendjemandem verwechseln. Aber listig, wie Frigget war, ließ er ihn in dem Glauben, jemand anderes zu sein.
    Die großen, groben Hände des Hüttenbauers packten ihn. Frigget hatte keine Angst vor dem Gottesmann, größere Hände hatten schon nach ihm gegriffen und Übleres gewollt. Friggets Gedanken fixierten sich auf die silberne Spange, mit welcher der Priester sein Ornat vor der Brust verschlossen hielt. Ein silbernes Blatt - er wollte es haben, doch immer wieder wurde er zurückgedrängt.
    Dann löste sein Entführer die Fesseln von seinen Gelenken, und der Goblin ärgerte sich fast, anstatt des kleinen Schmuckstücks nun seine Freiheit zu erhalten. Doch dann besann sich Frigget: Er würde mit seiner neuen Freiheit viel mehr wunderbare Schätze ergattern können als diese alberne Spange.
    Frigget hüpfte ungeduldig auf der Stelle. Gleich war es so weit. Fünf Tage befanden sich er und seine Kumpane bereits in der Gefangenschaft der Menschen. Jetzt ließen sie ihn endlich frei, und wenn alles gut ging, konnten die anderen ebenfalls bald gehen. Und selbst wenn nicht, so war wenigstens er frei.
    Seine Mission - er liebte dieses Wort - schien einfach, aber gefährlich. Genau das Richtige für einen Goblin. Er, Frigget, würde aller Welt zeigen, zu was er imstande war. Tabal würde stolz auf ihn sein. Er würde am gleichen Tisch mit den Orks und Trollen sitzen, oder vielleicht besser im gleichen Raum, nur an einem kleineren Tisch mit einem niedrigeren Stuhl. Was gab es Besseres als ein Geschäft, bei dem man nur verdienen konnte? Mit einem Schlag bekam er seine Kumpane frei, konnte den Verrat an seinem Volk rächen und erhielt die Gunst von Tabal. Frigget hüpfte freudestrahlend los. Eine weitere Kopfnuss erinnerte ihn daran, dass er noch nicht ganz frei war.
    »Wo willst du hin, Fratze? Hast du nicht etwas vergessen?«, schnauzte ihn der Priester an. Vor Friggets Augen baumelte ein Leinenbeutel, der köstlich nach Dörrfleisch roch.
    »Fratze hat den Beutel nicht vergessen. Fratze wollte nur sehen, ob die Luft rein ist«, erklärte Frigget mit einem untertänigen Grinsen.
    Frigget nahm den Sack entgegen, der fast halb so groß war wie er selbst, und schleifte ihn hinter sich her, während er aus seinem felsigen Versteck kroch. Der Priester hatte ihn über einen alten Zwergenpfad hinauf in die Berge gebracht. Ihr Ziel war die verlassene

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