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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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der Zwergenesse die Oger hausten.
    »Alles läuft, wie Frigget es geplant hat«, murmelte er zu sich selbst.
    Der Goblin kletterte über die Reste der zertrümmerten Tür und folgte dem Gang in Richtung Süden. Nichts Sichtbares deutete darauf hin, dass die Zwergenesse wieder bewohnt wurde, nur Friggets Nase verriet ihm, dass er nicht allein war. Der Geruch von einer erkalteten Feuerstelle, Überresten einer Bergziege und den Ausdünstungen von schwergewichtigen Leibern ließ nur einen Schluss zu: Er hatte ein Ogerlager entdeckt.
    Jedes Volk hatte seinen eigenen Geruch. Eine gute Spürnase konnte sogar zwischen den einzelnen Stämmen der Völker unterscheiden. Orks rochen nach gammligem Fleisch, ein bisschen süßlich, ein bisschen bitter. Ihr Kot stank zum Himmel, was daran lag, dass sie ihr Essen in großen Brocken herunterschlangen und kaum kauten. Trolle rochen nach Erde, und fast schien man den Tod in ihrer Nähe wittern zu können. Oger waren am leichtesten zu erschnüffeln: Sie rochen nach Schweiß, und die Luft um sie herum stank von ihren Blähungen. Sie aßen zu viel, und ein Großteil davon war so gut wie unverdaulich.
    Das Riechen war der wichtigste Sinn für einen Krieger, überlegte sich Frigget. Wenigstens genauso wichtig wie Sehen oder aber gleich danach. Hören war auch nicht ganz unwichtig. Hören war vielleicht nur ein klitzekleines bisschen davor - vor dem Sehen. Aber dann kam auf jeden Fall das Riechen - zusammen mit dem Schmecken, oder vielleicht dem Fühlen. Egal, Goblins waren die besten Spürnasen in Tabals Reich, gleich hinter den Trollen - Orks konnten auch gut riechen. Frigget bekam Kopfschmerzen. Dies geschah immer, wenn er über größere Zusammenhänge nachdachte.
    »Sie werden schon sehen, was sie davon haben, sich gegen Tabal zu stellen«, gluckste er vor Freude. »Haha, da nützt ihnen ihre ganze Kraft nichts. Frigget ist ein listiger Goblin. Beschimpfen uns als Aasfresser, diese fetten, feigen Verräter. Da wirft ihnen Frigget einfach einen Köder hin, und sie schnappen danach wie hungrige Hunde.«
    Frigget begann, eine einfache Melodie zu pfeifen. Nach wenigen Augenblicken übermannte ihn die Musizierlust, und er begann zu singen:
     
    Tabal, der führt ein Heer so groß:
    Trolle, Orks und Goblins trampeln.
    Eine Klinge liegt in Gottes Schoß,
    die Hüttenbauer am Galgen strampeln.
    Die erste Strophe ist famos,
    die Goblins wild im Tanze hampeln.
     
    Des Gottes Zorn ist stark und wild.
    Die Orks, sie ziehen in die Schlacht.
    In seiner Hand er hält den Schild.
    Orkenkopf ist schnell vom Hals gemacht.
    Die zweite Strophe zeigt ein Bild.
    Ein Goblin schreit und lauthals lacht.
     
    Tabal, sein Herz, das geht entzwei,
    der Troll als Bollwerk steht.
    Auch dieser Krieger geht zu Brei,
    die Goblins sind jetzt Gottes Weg.
    Die dritte Strophe ist die Beste,
    die Goblins rufen auf zum Feste.
 
    Frigget beendete seinen Gesang mit einem froh gelaunten Pfeifkonzert. Doch bevor er das Trinklied der Goblins ausklingen lassen konnte, packte ihn jemand im Genick und hob ihn hoch. Die Umrisse, die er erkennen konnte, waren ganz klar die eines Ogers und für Friggets Geschmack nicht weit genug weg. Der Oger musste sich extra gewaschen haben, um ihn zu überrumpeln. Friggets Nase ließ ihn nie im Stich. Er zappelte und schrie, doch der Oger schleppte ihn in aller Seelenruhe durch den finsteren Gang.
    »Lass mich runter, du Fettsack«, schrie Frigget. »Ich ramme dir meinen Dolch in den fetten Bauch, hörst du.«
    Natürlich hörte der Oger, doch seine einzige Reaktion darauf war, dass er Frigget nun am ausgestreckten Arm vor sich hertrug. Andere grollende Stimmen wurden laut. Die Schritte des Ogers wurden kürzer, dann blieb er stehen. Frigget hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben und eine Tür geöffnet wurde. Das Licht von mehreren Fackeln blendete Frigget, und er nahm die Gestalten im Raum nur verschwommen war. »Was du haben, Korf?«, brüllte jemand.
    »Goblin schleichen umher, kleiner Aasfresser«, antwortete Friggets Peiniger.
    Noch bevor Frigget sich erklären konnte, warf ihn der Oger in hohem Bogen durch die Luft. Frigget landete hart auf einer Tischplatte, rollte sich aber äußerst gekonnt ab. In seiner Verzweiflung riss er einige Becher und Teller mit sich. Bevor er sich aufrichten konnte, rammte jemand ein Messer neben ihn in die Tischplatte. Frigget krabbelte voller Panik vorwärts. Hinter ihm schlugen Fäuste und volle Tonkrüge auf. Massige Hände griffen nach ihm, und rundherum

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