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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Esse von Zwergenkönig Braktobil.
    Frigget war stolz auf sich. Er hatte es den Hüttenbauern nicht leicht gemacht, die Informationen zu bekommen, die sie haben wollten. Er blieb standhaft, als sie ihn beschimpften, und auch, als sie ihm sagten, dass sie ihn einsperren würden. Fast zwei Stunden brachten sie keinen Ton aus ihm heraus. Erst als sie ihm Schläge androhten, erzählte er ihnen, was sie wissen wollten. Und auch dann hatte er immer noch die Nerven gehabt, ihnen einen Handel vorzuschlagen. Er wollte die Freiheit für sich und seine Kumpane. Das sollte ihm erst mal einer nachmachen. Er hatte das Leben von sechs Goblins erkauft allein für eine Information, die jeder, der Augen und Ohren aufhielt, ohnehin schnell erhielt. Frigget freute sich, er hatte wirklich das Zeug zum Anführer.
    Ihr Versteck lag nicht weit entfernt vom großen Doppelportal, das in das ehemalige Reich der Zwerge führte. Seit dem Tod von König Braktobil hatte kein Zwerg jemals mehr die Hallen betreten. Seit etwas über einem Jahr war das unterirdische Reich jedoch wieder bewohnt. Eine Gruppe von Ogern hatte den Mut besessen, sich hier niederzulassen, in den verfluchten Hallen der Zwerge. Kriegsoger nannten sie sich selbst und verkündeten jedem, dass sie im Dienste Tabals standen.
    Frigget wusste es besser. Die Oger hatten die Kinder Tabals entzweit. Ihr Drang danach, so zu sein wie die Hüttenbauer, hatte sie zu Verrätern werden lassen. Seit jenen Tagen ging es für die Goblins bergab. Früher waren sie an großen Kriegen beteiligt gewesen und hatten ihren Dienst in der Horde geleistet. Jetzt, wo die Meister fort und die Kriege beendet waren, mussten die Goblins davon leben, was andere wegwarfen oder bereits tot am Boden lag. Sie waren verraten worden und seit Jahren auf sich allein gestellt, doch heute war der Tag, an dem sich die Goblins rächen würden.
    Der Eingang war unbewacht und stand einen Spalt breit offen, gerade breit genug für einen Goblin. Frigget wusste, dass dies dennoch keine Einladung für ihn war und man ihn wahrscheinlich sogar als unerwünscht ansehen würde. Wenn es eines gab, was ein junger Goblin gleich als Erstes in seiner Jugend lernte, war es das, dass er immer unwillkommen war. Frigget beschränkte sich einfach darauf, sich darüber zu freuen, dass die Tür offen stand. Seine Körperkraft allein hätte sicherlich nicht ausgereicht, das Doppelportal aufzuziehen, und die Vorstellung daran, vor dem Tor einer meilenlangen Tunnelwelt zu stehen und zaghaft zu klopfen ... Solch ein Unterfangen versprach wenig Aussicht auf Erfolg.
    Frigget schlüpfte durch den Spalt und verschwand in der Dunkelheit. Die Eingangshalle schien verlassen. Nirgends brannte ein Licht, und das war gut so. Tabal hatte den Goblins die Fähigkeit gegeben, im Dunkeln zu sehen. Ein äußerst nützliches Talent, wenn man darauf angewiesen war, selbst nicht gesehen zu werden. Außerdem gab es da auch immer noch das nie zurückgenommene Gebot der Meister, dass kein Goblin eine Fackel tragen durfte. Goblins wurden in früheren Zeiten gern dazu eingesetzt, den schwer bewaffneten Trollen und Ogern in dunklen Tunneln den Weg zu leuchten. Doch gerüchteweise soll es ab und an vorgekommen sein, dass die quirligen, immer nervösen Goblins nicht darauf geachtet hatten, wo sie ihre Lichtquellen hinhielten. Um sicherzustellen, dass sie nicht am Ende als lebendige Fackeln kreischend durch die Labyrinthe rannten und ihre Feinde warnten, hatten die Meister beschlossen, die Goblins vom Feuer fernzuhalten.
    Natürlich gab es auch einige Unfälle mit den großen, tumben Kampfmaschinen, die im Endeffekt auch wieder damit endeten, dass die Goblins laut schreiend und brennend wie Fackeln durch die Tunnel rannten. Aus Friggets Sicht gab es das Feuerverbot als reine Vorsichtsmaßnahme, um die Goblins vor dem Aussterben zu bewahren.
    Frigget schlich weiter durch die Eingangshalle. Noch nie zuvor hatte er eine Halle gesehen, die so groß und hoch war wie diese hier. Er fragte sich, welchen Zweck sie wohl erfüllt haben mochte, da ihre Erbauer, die Bärtigen, doch so klein waren und Frigget auch niemanden kannte, der die Decke hätte erreichen können. So viel Arbeit, um Raum und Platz zu schaffen, den doch niemand nutzte.
    Am Ende des Foyers zweigten drei Gänge ab. Alle endeten nach wenigen Schritten vor schweren Eichentüren, doch nur die letzte Tür war mit roher Gewalt aus den Angeln gehoben worden. Frigget freute sich. Dies ersparte ihm die Frage, in welchem Teil

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