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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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er überrascht, wie tief es ihm ins Fleisch schnitt. In den Filmen sah das immer viel einfacher aus. Außerdem war das Gebüsch dichter, als er erwartet hatte, und wucherte ungefähr einen halben bis einen Meter weit aus dem Fels.
    Harry warf einen Blick nach unten. Das wäre ein ganz schöner Sturz.
    Direkt unter ihm wuchs ein Baum schräg abwärts aus der Felswand und wand sich dann wie ein U zurück zur Sonne. Den fasste Harry als Ziel ins Auge. Wenn ich jemanden über die Kante schubse, mutmaßte er, dann wahrscheinlich da, wo es am tiefsten ist, und das war dort. Er überlegte, wo eine schwere Leiche auftreffen würde, selbst wenn zwei starke Männer sie schleuderten. Mit dem Baum lag er wahrscheinlich ganz richtig.
    Er seilte sich ab, und als er den Baum erreichte, lehnte er sich an den verdrehten Stamm und gönnte sich eine Verschnaufpause. Das Seil nahm er ab und rollte sich herum, sodass er mit dem Bauch auf dem Stamm auflag. Dann holte er die Taschenlampe, die Tad ihm gegeben hatte, aus der Jackentasche und leuchtete umher.
    Alles war so zugewuchert, dass man kaum etwas erkennen konnte. Tad hatte recht. Die Leiche konnte überall sein, und an einem Ort wie diesem gestaltete sich eine Suche nicht gerade einfach.
    Er beschloss, dass er sich bis zum Grund der Schlucht vorarbeiten konnte, oder zumindest bis dorthin, wohin sein Seil reichte. Er hatte noch ziemlich viel Seil übrig, vielleicht sechzig Meter, aber er hatte keinen Schimmer, wie weit es bis zum Boden war. Harry holte tief Luft, schlang sich das Seil wieder um die Hüfte, und mit dem Rücken zum Baum stemmte er die Füße gegen den Fels, lehnte sich in den Wind zurück und begann seinen Abstieg.
    Er war nicht weit gekommen, als seine Schuhe auf Widerstand stießen.
    Das war keine Leiche. Da war er sicher. Es war etwas Festeres.
    Harry reckte den Kopf nach unten und sah, dass seine Füße etwas Metallisches berührten. Ein weiterer Baum wuchs ungefähr drei Meter unter dem Ding aus dem Fels, und genau wie zuvor peilte er nun den an.
    Unten angekommen, stellte er fest, dass der Stamm irgendwie abschüssig war und die Wurzeln tiefer in der Senke verschwanden, als er erwartet hatte. Als er sich mit dem Rücken am Baumstamm ausruhte, fiel sein Blick durch eine Lücke im Laub auf die dunkle Windschutzscheibe eines Autos.

Kapitel 49
    Allerdings war von der Windschutzscheibe nicht mehr viel übrig. Sie war herausgeschlagen, nur ein paar zackenförmige Überreste ragten aus den Ecken des Rahmens hervor.
    Seine Füße standen nun auf der völlig verbeulten Motorhaube, und der Rest des Autos war von Gebüsch und Ranken überwuchert.
    Konnte Vincent ein Auto gehabt haben?
    Wenn, dann hätten sie das ebenfalls fortschaffen müssen. Aber das passte nicht ganz in seine Theorie.
    Er überlegte, wie er das herausfinden konnte, aber allein der Gedanke ließ ihn frösteln. Er lehnte sich zurück, holte tief Luft, schaute durch die Zweige des Baumes nach oben, entdeckte einen Stern und hielt den Blick fest darauf gerichtet.
    Er hatte es satt, so satt, immer Angst zu haben.
    Er musste es wissen. Und es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Das Handy in seiner Jackentasche klingelte.
    Er suchte sich eine stabile Position am Stamm der knorrigen Kiefer und holte das Telefon aus der Tasche. Über sich sah er Tads Kopf an der Felskante. Er lag auf dem Bauch, und sein Gesicht war nur eine ausgeblichene graue Maske ohne erkennbare Züge.
    »Friseursalon«, nahm Harry den Anruf entgegen.
    »Was kostet einmal Spitzen schneiden?«
    »Na ja, ich hätte mich als Gebrauchtwagenhändler melden sollen. Ich stehe gerade auf einer Motorhaube und lehne mich gegen einen Baumstamm.«
    »Ja, ich seh dich da. – Ein Auto, ohne Scheiß?«
    »Ohne Scheiß.«
    »Ich nehme nicht an, dass irgendwer drinsitzt?«
    »Mir graut’s davor, das rauszufinden. Die Windschutzscheibe ist herausgebrochen, und durch das Loch könnte ich reinsteigen.«
    »Die ganze Chose könnte in Bewegung geraten, Kleiner. Am Ende liegst du zusammen mit dem Auto unten am Fuß des Hügels und versuchst dir ein Getriebe aus dem Arsch zu ziehen.«
    »Das passiert höchstens, wenn jemand mit einer Kettensäge auf die Ranken und die Zweige losgeht. Der Wagen ist völlig festgewachsen, Tad. Der hängt hier schon richtig lange.«
    »Vielleicht kriegst du ihn zum Laufen. Er kann nur besser sein als die Karre, in der du rumgurkst.«
    »Ein paar neue Reifen könnte sie gebrauchen … – Ich gehe jetzt rein, Tad.«
    »He,

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