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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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ins Gesicht geschrieben. Aber der Alte duckte sich, und der Hieb des Dicken ging über seinen Kopf hinweg, und der Mann verpasste ihm blitzschnell nacheinander erst mit rechts, dann mit links zwei ganz lockere Schläge gegen den Solarplexus, die seinen Gegner zwar aufrecht stehen ließen, doch schon krümmte er sich vor Schmerzen und versuchte sich zu erbrechen. Der Alte stellte sich mit einem schnellen, schwankenden Schritt neben ihn, schob ihm den Unterarm unter die Kehle und riss seinen Kopf nach hinten. Dann glitt er nach vorn und rammte dem Typen den Ellenbogen gegen das Kinn, genau von unten; direkt danach kam wieder so ein beiläufiger Tritt angeflogen, der diesmal etwas höher saß – genau da, wo es wehtat.
    Und der Kerl sackte zu Boden.
    Der eine, der mit dem Kopf auf den Boden geknallt war, erhob sich mit wackligen Beinen und ging auf den Alten los. Er war mittlerweile richtig wütend. Der Alte trat beiseite, ließ den Typen ins Leere laufen, streckte das Bein aus und erwischte ihn am Knöchel. Asphalt schürfte ihm Nase und Kinn auf, und diesmal stand er nicht wieder auf. Vielleicht hätte er gekonnt und wollte nur nicht, stellte sich eventuell tot, malte sich womöglich bereits aus, unter der Erde zu liegen, außerhalb der Reichweite von diesem alten Spinner.
    Der mit dem ruinierten Knie lag schreiend am Boden. Der Alte packte ihn an einem Arm und an den Haaren und rollte ihn auf den Bauch. Dann fischte er ihm das Portemonnaie aus der Gesäßtasche und holte das Geld heraus. Mit den anderen beiden tat er dasselbe.
    Sein Blick fiel auf Harry und Joey, die mit offenen Mündern im Türrahmen standen.
    »Alles klar, Jungs?«, sagte er.
    Grinsend stopfte er sich die Scheine in die Tasche, drehte sich um und fiel steif wie ein Brett auf den Rücken.
    »Da leck mich doch einer am Arsch«, sagte Joey.
    Der Typ mit dem kaputten Knie krümmte sich immer noch wimmernd am Boden.
    Harry und Joey gingen an ihm vorbei zu dem Alten und schauten verblüfft zu ihm hinunter.
    Er schnarchte.

Kapitel 13
    »Ich bin ein Suffkopf«, sagte der Alte.
    »Aber hallo«, sagte Harry. »Ich dachte schon, ich wäre voll, aber Sie waren ja am Überlaufen, Mister. Wahrscheinlich haben Sie immer noch einen sitzen. Ich dagegen bin stocknüchtern, nach der Show von vorhin.«
    »Die Lichter gehen an, die Lichter gehen wieder aus«, sagte der Mann.
    »Bitte was?«
    »Mal bin ich nüchtern, dann wieder nicht so nüchtern. Als vollständig nüchtern würde ich mich zwar nie bezeichnen, aber immer hart an der Grenze. Gerade nüchtern genug, um zu wissen, dass ich keinen Schritt weiter gehen darf. Ist kein schöner Ort, diese Nüchternheit. Ein Ort des Übels und der Sorge. Hab ich viel geredet, während ich hier war?«
    »Die meiste Zeit waren Sie bewusstlos«, sagte Harry.
    »Das war wahrscheinlich das Beste für dich. Ich neige zum Quatschen. Wart ihr nicht zu zweit? Oder habe ich dich nur doppelt gesehen? Wobei bei mir dann normalerweise der eine nicht anders aussieht als der andere.«
    »Doch, wir waren zu zweit.«
    »Gut, dann bin ich nur betrunken, nicht geistesgestört. Obwohl ich mich das manchmal schon frage.«
    »Da haben wir was gemeinsam.«
    Ein Mondstrahl bohrte sich durch eine Lücke im Vorhang und blieb wie eine Lanze im Linoleum stecken. Der Mann setzte sich auf und sah sich um. »Ich liege ja auf dem Boden.«
    Harry knipste eine Lampe an, zog einen Stuhl herbei, setzte sich und sah zu dem Mann auf dem Nachtlager hinunter, das er notdürftig errichtet hatte. Das Kopfkissen steckte in einem verblassten Batman-Bezug. Der Superheld sah inzwischen eher aus wie ein Tintenfleck als wie der dunkle Ritter.
    »Ich hab Ihnen eine Decke hingelegt, gleich nachdem Sie draußen ins Gebüsch gekotzt haben.«
    »Welches Gebüsch?«
    »Das Gebüsch vor meiner Wohnung. War echt anstrengend, Sie die Treppe hochzuhieven.«
    Der Mann betrachtete Harry.
    »Du, wenn ich dir den Schwanz gelutscht habe, muss ich mich entschuldigen. Ich stehe auf Frauen, aber wer weiß, was ich tue, wenn ich betrunken bin. Vielleicht habe ich ihn für eine Titte gehalten.«
    »Keine Sorge, ist nicht passiert.«
    Blinzelnd versuchte der Mann, seinen Blick scharfzustellen. Dann schaute er sich genauer um. Er sah ein kleines Zimmer, ein Sofa mit einem Laken und einem Kopfkissen, einen Stuhl, einen Tisch, ein billiges Regal, das mit Büchern vollgestopft war, und eine Lampe obendrauf. Auf dem Tisch standen eine Kochplatte, ein paar Pappteller, Becher und Plastikbesteck. Es

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