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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Eigentlich war er gar nicht so alt, dachte Harry. Um die fünfzig vielleicht. Wirkte ein wenig untersetzt. Bauchansatz, schütter werdendes Haar. Falten im Gesicht. Aber mit einem hatte Joey recht: Der Kerl musste einiges einstecken. Und er war stockbesoffen. Das konnte Harry beurteilen, weil er ebenfalls stockbesoffen war. Man erkannte einen Mitreisenden auf dem Strom des Alkohols, und genau wie er selbst steuerte dieser Typ ohne Segel.
    Vielleicht hatte er sogar ein Leck im Rumpf.
    Die Kerle, die ihn belästigten, waren zu dritt. Zwei standen rechts und links von ihm; der links rieb dem Alten über seine kahle Stelle, sagte etwas und lachte. Der dritte stand vor dem Tisch und trank direkt aus dem Bierpitcher des Alten.
    »Arschlöcher«, brummte Harry.
    »Die machen sich bloß einen Spaß mit ihm«, sagte Joey. »Tut doch niemandem weh.«
    »Es ist aber nicht ihr Bier.«
    »Willst du ihnen das verklickern?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Nicht ich gegen drei, nein. Aber jemand sollte was unternehmen.«
    »Tja, vielleicht taucht dieser Jemand ja noch auf. Ich finde das jedenfalls nicht so schlimm. Die amüsieren sich doch bloß.«
    »Warum hänge ich eigentlich überhaupt mit dir rum?«, fragte Harry.
    »Liegt an meinem natürlichen Charme.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Die Tänzer verdichteten sich, und für einen Augenblick vergaß Harry den Mann an dem Tisch.
    Als die Tänzer sich wieder auseinanderbewegten, war der Kerl verschwunden, genau wie die Typen.
    Dann sah er sie zur Hintertür gehen. Einer der Jungs hatte dem Alten den Arm um die Schultern gelegt, und der Mann schwankte.
    »Die rauben ihn aus«, sagte Harry.
    »Was?«
    »Die werden ihm die Taschen leeren. Guck doch mal!«
    Joey schaute hin. »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Ich kann’s mir aber ziemlich genau vorstellen.«
    Harry stand auf, und der Boden kippte nach links. Er machte einen Schritt nach vorn, während er versuchte, seine betrunkenen Beine zu sortieren, und der Boden neigte sich zur anderen Seite. Die laute Musik umfing ihn wie warmes Gel. Er stützte den Kopf in die Hände, schloss die Augen und holte tief Luft.
    Als er die Augen wieder aufmachte, sah er, wie die Typen den Alten gerade durch die Hintertür hinausschoben. Er richtete sich auf und folgte ihnen mit großen betrunkenen Schritten, als würde er über irgendetwas drübersteigen.
    Joey stand ebenfalls auf, packte ihn am Ellenbogen und hielt ihn zurück. »Mann, geh da bloß nicht hin. Vielleicht hast du recht, und sie rauben ihn aus. Und dein Arsch könnte als Nächstes dran sein. Ich misch mich da jedenfalls nicht ein, Alter. Hier kannst du allein den Helden spielen.«
    Harry hörte ihm gar nicht zu, sondern setzte weiter einen Fuß vor den anderen, machte große, schwere Schritte und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Als er den Hinterausgang erreichte und die Tür aufstieß, schlug ihm kalte Luft entgegen und ernüchterte ihn ein wenig. Zusammen mit dem Gestank aus der Gasse, dem Geruch nach Urin und verfaulten Lebensmitteln und Müll aus dem Container, hatte sie die Wirkung von Riechsalz.
    Doch was er dann sah, ließ ihn vermuten, dass er sich völlig abgeschossen hatte. Vielleicht sogar halluzinierte.
    Joey stand neben ihm. War er also doch noch mitgekommen. Oder bildete er sich auch ihn nur ein? Hatte Harry vielleicht gerade eine dieser Geräuschvisionen? Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht, weil, also …
    Der Mann mit dem schütteren Haar, dieser ältere Typ mit der kleinen Wampe, der war ganz schön betrunken, oder so wirkte es zumindest. Aber als nun einer der Jungs, der größte, der sich am Pitcher des Alten bedient hatte, ihm blitzschnell die Faust gegen die Schläfe hieb, da kam Bewegung in den Alten.
    Mann, der hatte einiges drauf.
    Auf einmal war er stocknüchtern. Dieser eine Fausthieb gegen seine Schläfe zimmerte ihm den Dusel aus dem Schädel, und dann klappte Harry die Kinnlade herunter.
    Als Erster war der Große dran.
    Der Alte riss ein Bein hoch. Es wirkte total lässig, aber er traf den Kerl am Knie und trat es durch, dass es knackte, als würde jemand eine gartenfrische Erbsenschote aufbrechen.
    Einer der anderen ging auf den Alten los, doch der griff ihm mit der Rechten in den Schritt, stieß seinem Angreifer mit der linken Handfläche ins Gesicht und fegte ihm die Füße vom Boden, sodass sein Kopf aufs Pflaster krachte wie eine Honigmelone.
    Jetzt raffte sich der Dritte auf, ein richtiger Bulle. Er würde den Alten rundmachen, das stand ihm

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